>Heilige der Syrer - Fürsprecher / Kirchenväter

>Heilige der Syrer - Fürsprecher / Kirchenväter

Die heilige Syrisch-orthodoxe Kirche verehrt die Heiligen als Vorbilder des christlichen Lebenswandels.
Die Heiligen haben ihre Liebe zu Christus durch ihr Blut, Handeln und Leben bezeugt. Sie sind Menschen, die es geschafft haben, Christus zu ihrem Zentrum und Lebensziel mit allen Konsequenzen zu machen.
Sie sind für uns gute Brüder und Schwestern, die beim Herrn für uns Fürsprache und Schutz erflehen und erwirken.
Dem Herrn sind ihre Anliegen sehr wohlgefällig, da seine eigenen Anliegen für sie wohlgefällig waren.

Durch die Heiligenverehrung wird Christus selbst verehrt, da er der Urquell aller Heiligkeit ist.
Die Heiligen sind wie Wasserströme, die aus der heiligsten Quelle entspringen und die Welt tränken. Deshalb ist das Wasser, welches wir von ihnen trinken und schätzen, doch das Wasser aus der einen Quelle, die Christus selber ist.
Immer wieder wird in den einzelnen Heiligenleben verdeutlicht, welches innige Verhältnis Christus zu den Heiligen gepflegt hat, in dem er ihre Worte mit seinen Wundern begleitet hat. Wenn der Herr sie zu Vermittlern berufen hat, wie viel mehr haben wir Menschen dieses Geschenk der Gnade anzunehmen und ihre Vermittlung in Anspruch zu nehmen.
Sie anrufen bedeutet nicht, sie anbeten oder sich ihnen unterwerfen. Sie anrufen bedeutet, von ihnen Hilfe erbitten, so wie wir die Hilfe eines guten und treuen Freundes erbitten, der uns nahe steht und uns in gewissen Bereichen unseres Lebens begleitet.

Die Heiligenverehrung ist ein Lobpreis Gottes und ein Dankgebet zu Gott für seine Allmacht und Herrlichkeit, da Christus selber in seinem heiligen Evangelium spricht: „So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen“ (Mt. 5,16).

Hier möchten wir Heilige vorstellen, die besonders in unserer Syrisch-Orthodoxen Kirche sehr verehrt werden und zum größten Teil selber Syrer waren. Zu der hier angeführten Liste der Heiligen werden noch andere Heiligenbiographien hinzukommen.


Mor Abay

Der heilige Abay

Der heilige Abay war ein Perser und erlitt sein Martyrium im Jahre 352. Der Heilige war Sohn heidnischer Eltern namens Adwar Faresgardin und Astina; von ihnen erhielt er den Namen „Mhir Schobur“. Sein Vater war Führer der Persischen Armee und dieser griff Nisibis (heute: Nusaybin in der Türkei) an. Der Heilige begleitete seinen Vater und reiste mit ihm. Als sie in die Stadt Dara kamen, ging eines Tages Mhir Schobur mit seinen Freunden jagen, und kamen so zu Kilith. Sie trafen einen Mönchsvater, der Mor Abay hieß. Als sie durch seine Lehre zum christlichen Glauben kamen, ließen sie sich taufen. Mhir Schobur nannte sich ab dem Tag nach jenem Mönch „Abay“. Als sein Vater diese Nachricht hörte, sandte er Soldaten in die Dörfer um Savur aus und ließ 5000 Eremiten töten; auch sein Sohn Abay war unter den Ermordeten.

Nachdem der Vater auch seinen Sohn getötet hatte, wurde er von einer unheilbaren Krankheit befallen. Dieser heilige Märtyrer zeigte sich seiner Mutter im Traum und sagte zu ihr: „Bringe meinen Vater zu dem Ort, an dem ich gestorben bin. Reibe von der Erde, auf der mein Blut vergossen wurde, auf seinen Körper, und er wird geheilt werden.“ Als sie dies getan hatten, wurde er geheilt. Sein Vater bekannte sich dann zu Christus und verkaufte insgeheim all sein Habe in Tikrit (heute: Irak). Mit dem Geld baute er ein Kloster nördlich von Kilith und wurde dort Mönch. Dort arbeitete er bis zu seinem Lebensende.

Der Festtag des heiligen Märtyrers Abay wird am 1. Oktober gefeiert.

Quelle: Heiligenleben, Lebensbeschreibung des heiligen Abay (syrische Handschrift), Sontra 1991, 231-234


Mor Aho Aksnoyo

Mor_Aho

Der heilige Aho wurde 420 in einem Dorf von Rischaino (arab. Ras el ain) namens Gargi geboren.
Ab seinem zwölften Lebensjahr wurde er in Rischaino von einem gelehrten Mönch in der Heiligen Schrift unterwiesen. In den sieben Jahren seines Studiums erwies er sich als der fleißigste und weiseste unter seinen Kameraden.
In seiner Jugendzeit sandte der byzantinische Kaiser ein großes Heer, um Nisibis zu belagern.
Als der persische König davon erfuhr, sandte auch er ein großes Heer gegen die Byzantiner und schlug sie und nahm sieben Tausend Menschen gefangen. Zu jener Zeit voller Wirren und Unruhe war die Familie des heiligen Aho zusammen mit den Dorfbewohnern geflohen. Der Heilige hielt mitten auf dem Weg inne und kehrte in seine Stadt zurück, um ein Leben als Fremdling (syr. Aksnoyo) zu führen, da er alleine ohne Familie unbekannt war.
Auf dem Weg traf er einen Jugendlichen, mit dem er sich befreundete. Beide beschlossen, sich gemeinsam nach Nisibis zu begeben. Dort wurden sie Opfer der Perser und wurden als Gefangene nach Persien gebracht.
Der Vater des heiligen Aho war unterwegs auf der Flucht gestorben, der Rest seiner Familie ließ sich in Akkon, das am Mittelmeer liegt, nieder und lebte von der Fischerei. Inzwischen wurden die Gefangenen in Persien zum Militärdienst gezwungen. Der Heilige kam in eine Abteilung, deren Haupt ein Christ namens Michael war, der jedoch seine Religion geheim hielt. Als dieser erkannte, dass der heilige Aho auch ein Christ war, war er ihm gut gesinnt und berichtete dem König, dass Aho ein starker und weiser Mann sei.
Auf diese Weise ließ er ihn befördern und einen hohen Posten erlangen. Nachts übten sich beide in Gebet und Fasten.

Nach 18 Jahren baten sie Gott, ihnen einen Ort zu zeigen, damit sie nicht mehr unter Heiden weilen müssen, sondern ihre Religion in Freiheit ausüben können. Im Traum wurde ihnen mitgeteilt, sie sollen in den Westen ziehen. Daraufhin brachen sie los und kamen in die Gegend von Nisibis in ein Dorf namens Teldarus. Wahrscheinlich wurde der heilige Aho in dieser Periode Mönch und Priester. Sie fanden Unterkunft bei dem dortigen christlichen Dorfvorsteher, dessen Sohn, Heworo, stumm war. Dieser Heworo erblickte mit den zwei eintretenden Gästen einen Dritten – Christus, konnte es den anderen aber wegen seiner Stummheit nicht mitteilen. Als der heilige Aho und Michael das Nachtgebet verrichteten, genas Heworo plötzlich und konnte mit ihnen reden. Als sich die Nachricht von diesem Wunder verbreitete, bat sie der Klerus jener Gegend, sie mögen doch bei ihnen bleiben. So ließen sie sich dort nieder und ließen mit der Unterstützung des Dorfvorstehers ein Kloster in der Nähe von Teldarus bauen, wo sich zwanzig Mitbrüder zusammenfanden, unter ihnen auch Heworo. Dort wirkte der heilige Aho viele Wunder. Nach fünf Jahren entschloss sich Michael, in seine Heimat Ninive zu ziehen. Dort baute er sich ein Häuschen, in dem er bis zu seinem Tode verweilte.

Eines Tages begab sich der heilige Aho auf eine Pilgerreise nach Jerusalem. Er verbrachte dort anderthalb Jahre. Auf dem Rückweg kam er ganz erschöpft in Akkon an, bestieg das Schiff seiner Brüder nach Antiochien, ohne sie erkannt zu haben. Auch sie hatten ihn nicht erkannt. Sie kamen auf den Ermüdeten zu und sprachen mit ihm latein. Er aber konnte sie nicht verstehen, weil er nur syrisch und persisch sprach. Nachdem sie ihn als ihren Bruder erkannt hatten, waren sie voller Freude und baten ihn, mit ihnen zu ihrer Mutter zurück zu kehren, da sie ihn schon jahrelang beweine, weil sie nicht wusste, was mit ihrem Sohn geschehen war. Der Heilige willigte aber nicht ein, weil er seine Familie für Gott aufgeben wollte. Als er wieder in seinem Kloster war, machte sich seine Mutter mit großer Besorgtheit auf seine Suche. Als sie in Nisibis war, kam sie auf ein Feld, wo der Heilige gerade am Ernten war. Als er die Frau so erschöpft und müde sah, eilte er zu ihr hin und gab ihr zu trinken, ohne sie als seine Mutter erkannt zu haben. Sie fragte ihn sehr bekümmert nach dem Kloster des „Aho Aksnoyo“. Er sagte: „Ich bin es!“ Da fiel sie ihm um den Hals und umarmte ihn und war bereit zu sterben, da sie ihren Sohn wieder erblicken durfte. Sie blieb in seinem Kloster, bis sie starb.

Der heilige Aho liebte das einsame Leben, deshalb zog er in den Norden nach Tur Abdin. Auch dort wurde er sehr bekannt, so dass sein Kloster von Mitbrüdern und Gütern gefüllt wurde. Eines Tages versammelte er alle Mitbrüder und legte ihnen dar, dass er nach Konstantinopel (heute: Istanbul) reisen möchte, um dort den Segen vom heiligen Kreuz Christi zu empfangen. Er ermahnte sie, wie sie sich während seiner Abwesenheit verhalten und das Kloster führen sollten und zog dann fort. In Konstantinopel wurde er von einem Kirchenvorsteher sehr freundlich aufgenommen und lebte mehrere Jahre dort. Durch den Kirchenvorsteher erlangte der Heilige Aho Ansehen beim Kaiser und konnte deshalb eine Kreuzesreliquie vom Kaiser erbitten. Nachdem er eine erhalten hatte, fasste er sie in Gold, hängte sie um seinen Hals und nahm sie als Segen mit in seine Heimat, nach Tur Abdin.

Auf seinem Heimweg überquerte er den Fluss Arsanias in Armenien und gelangte in ein Dorf namens Use d. h Autan. Dort erblickte er eine große Eiche, unter der Männer und Frauen sangen und tanzten, Götzen opferten und abscheuliche kultische Riten vollzogen. Der heilige Aho betete, nahm die Kreuzesreliquie und schleuderte sie gegen die Eiche und die Reliquie flog wieder zu ihm zurück. Da spaltete sich die Eiche in zwei Stücke, wurde von einem Sturmwind entwurzelt und in den Fluss geworfen. Als die Dorfbewohner das sahen, wurden sie vom Zorn erfasst und verfolgten ihn. Da kam wieder ein Sturmwind, hob ihr Vieh empor und warf sie in den Fluss. Darauf breitete sich in der Gegend eine Finsternis für zwei Stunden aus. Als die Dorfbewohner keinen Ausweg mehr fanden, baten sie den Heiligen, er möge sie doch am Leben erhalten. Der heilige Aho gebot den vier heidnischen Dörfern, Kirchen zu bauen, und sie taten es. Der Heilige benachrichtigte Bischof Kuryakus von Melitene (heute: Malatya) schriftlich über die Situation jener Dörfer. Der Bischof kam mit zwanzig Priestern, weihte die vier neu gebauten Kirchen und taufte die dortigen Bewohner. Bevor der Bischof fortzog, vertraute er die vier Dörfer mit ihren Priestern der Obhut des heiligen Aho an. Die Gemeinden versammelten sich und bauten dem Heiligen an der Stelle der Eiche ein Kloster, in dem er sie 22 Jahre lang leitete.

Als der heilige Aho 105 Jahre alt wurde, erkrankte er sehr. Als sie um ihn weinten und traurig waren, ermutigte er sie, bekreuzigte sie mit dem Zeichen des Kreuzes und betete für sie. Als er am 25. 01. 525 seinen Geist in die Hände seines Schöpfers legte, leuchtete sein Antlitz wie die Sonne. Er wurde in seinem Kloster in Autan beigelegt. Auch nach seinem Entschlafen wirkte er durch seine Gebeine und Fürbitten viele Wunder. Später wurden seine Gebeine in das von ihm gegründete Kloster vom Heiligen Kreuz in Tur Abdin (Dayro Daslibo; Dersalib) übertragen, wo sie noch heute verehrt werden. Die Kirche feiert den Heiligen am 25. Januar.

Quellen:

  • AYDIN, Numan, Heiligenfeste (syrisch), Bebra 1993 (Handschrift), 38-50
  • BARSOM, Ignatius Ephrem I., Berule Bdire (über die syrische Literatur, syrisch), Losser ²1991, 169
  • BROCK, Sebastian P. / Witakowski, Witold, Die verborgene Perle III, Rom 2001, 37
  • HOLLERWEGER, Hans, Lebendiges Kulturerbe – Turabdin, Linz 1999, 204-209
  • Vita des heiligen Aho Aksnoyo (syrisch), Anfang des 6. Jhs. verfasst

Der heilige Antonius „der Große”

Mor_Antonius

Der heilige Antonius wurde als Sohn reicher christlicher Eltern um 250 in Come, Ägypten geboren. Mit zwanzig Jahren übernahm er nach dem Tod seiner Eltern die Verwaltung der Familiengüter und zog seine jüngere Schwester groß.

Ein Satz Jesu im Matthäusevangelium (19, 21) veränderte sein Leben: „Wenn du vollkommen sein willst, dann verkaufe alles, was du hast, und gibt es den Armen.” Er verkaufte seinen gesamten Besitz und wurde um 275 Einsiedler in radikaler Armut und zunehmender Abgeschiedenheit.

Die kraftvolle Standhaftigkeit des Heiligen führte zu einer immer stärkeren Verehrung seines Namens, vor der er sich auf einen Berg jenseits des Nils flüchtete. Zwanzig Jahre später kehrte ein äußerlich unveränderter, dennoch völlig verwandelter Antonius zurück, jemand „der in tiefe Geheimnisse eingeweiht und gotterfüllt” war. Immer mehr Jünger sammelten sich um ihn, es bildeten sich kleine Unterkünfte und zahlreiche Einsiedeleien. So stand der heilige Antonius am Anfang des Mönchtums und wird deshalb „Vater des Mönchtums” genannt. Die von ihm geprägte Form des Mönchtums beruht auf Askese und Zurückgezogenheit. Antonius schrieb die Bestimmungen des in seiner Nachfolge gegründeten Ordens nicht auf, diese Aufgabe übernahm nach seinem Tod sein Freund Athanasios, der auch eine Biografie über ihn verfasste, die Antonius weit über Ägypten hinaus bekannt machte.

Im Alter von 90 Jahren bewegte ein Traum den Heiligen, den 110 Jahre alten Einsiedler Paulus von Theben aufzusuchen. Ein Wolf führte ihn durch die Wüste zu ihm, dem der Rabe an diesem Tage zwei Brote statt des gewohnten einen brachte. Auch dessen Tod wurde dem heiligen Antonius später durch ein Gesicht kund: er fand den Entschlafenen in betender Haltung und bestattete ihn mit Hilfe zweier Löwen, die das Grab scharrten. Als Vermächtnis nahm der Heilige das aus Palmstroh geflochtene Gewand mit sich.

Sein Leben in Einsamkeit und Abgeschiedenheit hatte den heiligen Antonius weder menschenscheu noch unpolitisch gemacht. Mehrfach verließ er seine Einsiedelei. Um 311 stand er den von Kaiser Maximinus verfolgten Christen in Alexandria bei. Er setzte sich für Arme und Gefangene ein, stand ständig mit Kaiser Konstantin in Briefkontakt. In Briefen an dessen Sohn und Nachfolger versuchte er, diesem die Unterstützung des Arianismus auszureden. Im Jahre 350 reiste er nach Alexandria und unterstützte öffentlich Athanasios im Kampf gegen den Arianismus.

Der heilige Antonius wurde 105 Jahre alt und ist im Jahre 356 in Tabennisi beim heutigen Dandara in Ägypten entschlafen. Als seine Jünger ihn begruben, wurden Engel um ihn stehend gesehen. Sein Leben war von göttlichen Erscheinungen und dämonischen Angriffen gezeichnet.

Die Verehrung des Heiligen begann schon im 5. Jahrhundert. Seine Reliquien wurden 561 nach Alexandria überführt, kamen 635 nach Konstantinopel - dem heutigen Ístanbul, dann um 1000 nach Südfrankreich. Im Jahre 1491 wurden sie nach Arles in Südfrankreich gebracht; Reliquien liegen auch im Stammkloster des Ordens der Antoniter in St-Antoine-l'Abbaye im Dauphiné.

Im Osten wird besonders in ihm der Mönchsvater, im Westen mehr der Wunderheiler geschätzt. Der Heilige wird gelegentlich als Nothelfer angerufen.

Quellen:

  • BRETSCHER-GISINGER, Charlotte / Meier, Thomas (Hg.): Lexikon des Mittelalters. CD-ROM-Ausgabe J. B. Metzler, Stuttgart/Weimar 2000
  • GORYS, Erhard: Lexikon der Heiligen, München 1997
  • KELLER, Hiltgard L.: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten, Ditzingen 1984
  • SCHAUBER, Vera / Schindler, Hanns Michael: Heilige und Patrone im Jahreslauf, München 2001

Mor Augin (kurz)

ܚܰܝܰܘ̈ܗܝ ܕܩܰܕܝܫܐ ܡܳܪܝ̱ ܐܰܘܓܝܢ

Das bedeutende Kloster Mor Augin aus dem 4. Jh: das an den Abhängen des Izlo-Gebirges erbaut wurde war ein großes Zentrum, aus dem Tausende Mönche hervorgingen. Sie spielten eine große Rolle im Tur Abdin und in der syrischen Kirche. Seit ca. 1983 steht das Kloster unbewohnt und wurde zum Teil von den Kurden zerstört. Der heilige Augin gilt als der Begründer des monastischen Lebens im TUR ABDIN und als dessen zweiter Missionar.

Das Leben des heiligen Mor Augin (Eugenios):

Mor Augin (+363) war ein Mönch und Wundertäter aus Klysma bei Suez in Ägypten. Er war als Geistlicher tätig und vom Beruf Perlentaucher, er tauchte im Meer und suchte nach Perlen und diese verkaufte er und mit dem Erlös' unterstützte die Randgruppen, wie die Armen, die Weisen und die Witwen.

Er arbeitete für die Kirchen und die Klöster und Nachdem er 25 Jahre seines Lebens diesen Tätigkeiten gewidmet hatte, erkannte Gott durch diese göttliche­ Arbeit seinen guten Willen und würdigte ihn mit großen Gaben. Mor Augin war nun in der Lage die Unruhen des Meeres zu beruhigen und auf dem Meere zu gehen wie auf dem Lande.

Durch diese Fähigkeiten erlangte er Ruhm auf der Insel Klysma und Umgebung. Doch dieser Ruhm missfiel Mor Augin und um ihm zu entkommen trat er in das Pachomios Kloster ein.

In denn Klöstern war es üblich, dass die Mönche für sich selber sorgen mussten.

Eines Tages sollte Mor Augin mit einem anderen Mönch den Backofen anzünden. Als dann Mor Augin mit einer Schaufel die Glut aus dem Feuer nahm, erzählte ihm der Mönch von der Sage, dass Heilige früher in der Lage waren sich in das Feuer zu setzten, doch er bezweifelte die Existenz von Heiligen zu seiner Zeit.

Mor Augin antwortete ihm, dass er es tun würde, wenn der Mönch es niemandem weitererzählen würde. So stieg Mor Augin dann in den Ofen, kniete sich nieder vor Gott und betete im Ofen. Als der Mönch diese Tat sah wurde er ohnmächtig. Mor Augin befürchtete, dass der Mönch das Gesehene herausposaunen würde, und da Mor Augin nicht ruhmsüchtig war verließ er das Kloster.

Er begab sich mit 70 seiner Schüler nach Nisibis, wo er 70 Tage verweilte.

Später zogen sie weiter in ein Gebiet in der Nähe von "Mhare", wo sie sich 30 Jahre lang aufhielten. Hier errichteten sie ein Gebäude und ihre Gruppe vergrößerte sich auf 350 Mitglieder. Nach einiger Zeit hatte Mor Augin eine göttliche Erscheinung. Ein Engel erschien ihm und sprach: "Verbreite die Botschaft des göttlichen Reiches, denn deine Gebete wurden erhört."

Mor Augin ging daraufhin mit Mor Jakob von Nisibis zum Berg "Kardu", wo die Arche Noah ans Land gegangen war. Dort errichteten sie ein Kloster und weihten es ein. Ein Engel zeigte ihnen ein Brett von der Arche Noah. Aus einem Teil dieses Brettes machte sich Mor Augin ein Kreuz und stellte es sich in sein Zimmer.

Als "Schapur II ", der König von Persien, nach Nisibis kam rief er Mor Augin zu sich und führte ein Gespräch mit ihm.

Während sie sich unterhielten wurde ein großes Feuer vor dem König angezündet.

Mor Augin sah dieses und sagte ihnen: " Ich weiß, dass ihr das Feuer anbetet. Es soll jetzt einer von euch in das Feuer gehen und darin stehen!" Die Perser jedoch fürchteten sich. Deswegen forderte Mor Augin einen seiner Schüler Mor yawnon (Jonas) auf, der mit ihm war, in das Feuer zu steigen. Sofort sprang der Schüler in das Feuer, stellte sich in dessen Mitte blieb dort eine lange Zeit und betete, ohne dass auch nur seine Kleidung den geringsten Schaden davon trug.

Als "Schapur II " der König und die mit ihm waren das sahen, preisten sie Gott.

Schapur brachte Mor Augin daraufhin einen verrückten; vom Teufel besessenen Sohn. Sofort schrie der Teufel aus dem Jungen: "Was willst du von mir Mor Augin?" Mor Augin fragte ihn wer er denn sei und dieser gab sich zu erkennen: " Ich bin es, derjenige der Adam im Paradies verführt hat!" Schnell besiegelte Mor Augin ihn mit dem Zeichen des Kreuzes und sprach: " Verfluchter Geist! Weiche fort im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes." Der Teufel verließ den Jungen sofort.

Als der König das sah, sagte er: " Mächtig ist der Gott der Christen!" Und bot Mor Augin an ihm alles zu geben, was er nur verlangte. Auf dieses Angebot antwortete Mor Augin jedoch: "Wir verlangen weder Gold noch Silber von dir, sondern die Erlaubnis Kirchen zu errichten."

Mit der Erlaubnis des Königs gingen Mor Augin und seine Schüler in alle vier Himmelsrichtungen um zu missionieren und sie gründeten viele Kirchen und Klöster.

Mit der Zeit war Mor Augin nun ein alter Mann geworden und sein Schiff würde sehr bald im Hafen des ewigen Lebens anlegen. Er würde in Kürze für die Welt voll von allem Guten das zeitliche Leben verlassen. Deswegen liefen die Menschen und alle seine Schüler zu ihm, um als Erste von ihm gesegnet zu werden. Und Mor Augin segnete sie mit dem Zeichen des Kreuzes.

Drei Tage vor seinem Tode schickte Gott den Engel Gabriel vom Himmel zu Mor Augin. Als dieser gerade beim beten war, sprach der Engel zu ihm: " Grüße dich Vater. Vom Himmel ist der Gruß für dich. Der Herr schickt dir folgende Nachricht: Es gibt kein ehrenhafteres Gebet vor Gott das vollkommener ist als dein Gebet. Du bist es würdig, dass die Menschen dich für den zweiten Messias auf dieser Welt halten." Nach dieser Nachricht stieg der Engel wieder in den Himmel hinauf.

Drei Tage später streckte der "2. Messias" seine Hände und Füße aus und lieferte seinen reinen und Helligen Geist unserem Herrn aus. In dieser Stunde füllte sich das Haus mit einem herrlichen Duft.

Unsere treue Säule der Heilige Mor Augin war nun von uns gegangen.

Der Anführer von 72 Schülern, wie sein Name es bezeugt, denn Augin hat im Aramäischen die Bedeutung 70.     (ܐܰܘܓܝܢ  ܐ1   ܘ6    ܓ3   ܝ10  ܢܢ50)

Er starb im Monat April, im Jahre 363 11. Chr.

Diese kurzen Sätze über die Taten von Mor Augin gleichen einem Tropfen des Meeres.

Mögen die Gebete von Mor Augin, dem einzigen Anführer des Orients, und seinen Schülern mit uns sein. Amen.

ܒܬܰܫܥܝ̣ܬ̣ܐ ܕܫܘܦܪ̈ܰܘܗ̱ܝ̱ ܬܡܝ̣ܗ̈ܶܐ ܘܐܰ‌ܠܳܗܳܝ̈ܶܐ، ܕܓܰܒܪܐ ܪܰܒܐ ܕܬܶܕܡܘܪܬܐ ܬܶܗܪܶܬ̣ ܝܰܘܡܳܢܐ ܐܳܘ̃ ܚܰܒ̈ܝ̣ܒܰܝ. ܘܰܢܗܰܪܘ̱ ܛܳܒ ܚܘ̣ܫ̈ܳܒܰܝ ܠܘܩܒܰܠ ܙܰܠܝ̣ܩ̈ܰܝ ܫܶܡܫܐ ܕܕܘ̣ܒܳܪ̈ܘܗ̱ܝ̱: ܘܐܰܚܕܰܢܝ̱ ܬܶܗܪܐ ܘܕܘ̣ܡܳܪܐ ܒܥܰܡ̈ܠܰܘܗ̱ܝ̱ ܐܰ‌‌ܠܳܗܳܝ̈ܶܐ، ܘܰܫܒܳܝܗ̱ܝ̱ ܠܪܶܥܝܳܢܝ̱ ܚܰܠܳܫܳܐ، ܐܶܣܦܝ̣ܪܐ ܚܠܝ̣ܡܐ ܕܗܰܝܡܳܢܘܬ̣ܶܗ، ܘܕܰܘܕܶܗ ܠܚܘ̣ܫܳܒܝ̱ ܥܰܡܠܐ ܫܚܝ̣ܩܐ ܕܦܘ̣ܠܚܳܢܶܗ ܬܡܝ̣ܗܐ. ܘܒܰܕܡܘܬ̣ ܐܶ‌ܠܦܐ ܕܒܰܝܢܳܬ̣ ܓܰܠ̈ܠܶܐ ܕܟܺܐܡ̈ܘ̣ܢܰܘܗ̱ܝ̱ ܕܝܰܡܐ ܪܒܐ ܦܳܗܝܐ، ܠܟ̣ܳܐ ܘܰܠܟ̣ܐ ܡܶܬܛܰܪܝܐ.

Mor Augin - Der Perlentaucher

Mor Augin war 25 Jahre lang Perlentaucher. Er wurde auf der Insel Clysma geboren. Sie liegt im Golf von Suez (Suezkanal), ein Teil des Roten Meeres.

Diese Flussmündung war berühmt für die Austern mit wertvollen Perlen im Innern. Eine Auster entwickelt im Innern Perlen, wenn sich fremdes Material in der Muschel verfängt. Die Auster produziert eine Kombination von Kalzium und Proteinen. Im Laufe der Zeit wird das Material mit einer Perlmuttschicht ummantelt. So entsteht eine Perle.

Während der Glanzzeit des Römischen Reiches, als das Perlenfieber seinen Höhepunkt erreicht hatte, schrieb der Historiker Suetonius, dass der römische General Vitellius einen ganzen militärischen Einsatz durch den Verkauf eines einzigen Perlenohrrings seiner Mutter finanziert hat.

Die besten natürlichen Perlen kommen in der Spezies Meleagrina vulgaris vor, die im Persischen Golf beheimatet ist. Diese Spezies befindet. sich in 48 bis 120 Fuß Tiefe.

Mor Augin muss daher sehr athletisch gewesen sein, um diesen Beruf ausüben zu können. Es ist wahrscheinlich davon auszugehen, dass er erst nach seinem zehnten Lebensjahr mit dem Tauchen begonnen hatte, bis sein Lungenvolumen dementsprechend ausgebildet war. Dies bedeutet, dass er ungefähr 35-40 Jahre alt gewesen sein muss, als er Mönch unter Pachomius wurde.

Somit war Mor Augin mittleren Alters, als er den Hang vom Gebirge Izla erreichte.

Diese Analyse spielt auf eine mögliche Lösung an, in welchem Jahrhundert Mor Augin gelebt hat.

Das Problem Mor Augins Leben genau zu datieren

In dem Bericht von Isho' dnah steht, dass er ein Zeitgenosse von Jakob von Nisibis war. Dies würde darauf hindeuten, dass er im vierten Jahrhundert gelebt hat. Die Chroniken von Seert erwähnen Jakob nicht, verbinden aber mit Gregory dem Wunderarbeiter von Pontus, im Norden der Türkei, welcher ungefähr 270 n. Chr. Gestorben ist.

Er wird außerdem mit Mani in Verbindung gebracht, während der Zeit in Isho' dnah. Dies würde widerrum bedeuten, dass er im dritten Jahrhundert gelebt hat, da bekannt ist, dass Mani 276 n. Chr. Gestorben ist.

Es ist daher möglich, dass Mor Augin den Übergang vom dritten Jahrhundert ins vierte Jahrhundert erlebt hat. Wenn er 50 Jahre alt gewesen wäre, als er das Gebirge Izla erreicht hat, wo er Mor Jakob zum ersten Mal im Jahr 320 n. Chr. Traf, müsste er ungefähr 270 n. Chr. oder etwas früher geboren worden sein. Deswegen muss Mor Augin am Ende des Lebens von Gregory dem Wunderarbeiter gelebt haben und auch aktiv gewesen sein, während der letzen Jahre der Herrschaft von Mor Jakob in Nisibis.

In der Chronik von Seert wurde er auch außerdem mit König Shabur in Verbindung gebracht. Es scheint, dass er während der beiden Regentschaften gelebt hat.

König Shabur I starb 272 n. Chr. und Shabur 11, sein Sohn, begann seine Herrschaft 390 n. Chr. Die Verbindung bestand zu der ganzen königlichen Familie und nicht zu einem bestimmten Familienmitglied, obwohl Shabur 11 ein Zeitgenosse von Mor Augin war.

Wer waren die (wahren) Schüler?

In einem Artikel veröffentlicht in Malyalam von Professor Brock vor ein paar Jahren, identifizierte er 14 Schüler von Mor Augin im Text von Isho' dnah. Diese sind wahrscheinlich die historischsten Schüler und auch die Gründungsmitglieder der Gruppe, die aus Ägypten kam. Es sind:

John, der bei Castra gelebt hat (eine römische Militärbasis). Er wurde in dem Kloster von Castra beerdigt unter dem Namen Hlahah.

Sehri, der nach Nisibis kam und einer der 18 Gründungsmitglieder. Später ging er nach Dara, ein paar km. westlich von Mor Augins Kloster und in der Nähe der Izla- Bergkette. Dort gründete er ein Kloster. Dara war auch eine römische Festung.

Yonan, der Einsiedler, dessen Vater Senator und Verwandter von Kaiser Konstantin war. Er kehrte später nach einem kurzem Aufenthalt in Jerusalem nach Ägypten.

Shallita gründete ein Kloster in Quardu und Zabdai. Er war Ägypter und wurde in dem Kloster von St. Pachomius geschult. Er verbrachte seine letzten Jahre in Fenek, einer Stadt am Tigris.

Aho gründete ein Kloster in der Nähe von F enek.

John gründete das Kloster in Kamul. Er kam aus einer zoroastrischen (Persisch) Familie aus Beth Garmaia. Er konvertierte zum Christentum durch Mor Augin in Nisibis.

Ezekiel hatte am gleichen Tag Geburtstag, wie der Kaiser Konstantin. Er war Jude, Angehöriger des Stammes Manassah. Nachdem er unter Mor Augin Mönch wurde, gründete er das Kloster in Beth Garmai. Er starb am 06. Dezember.

Toma

Gurya

Gregorios

Serapion

Michael ist wahrscheinlich der Freund von Mor Aho. Sie haben zusammen im Militär gedient, bevor sie Mönche wurden.

Thekla, die Schwester von Mor Augin

Elisha

Stratonike, eine weitere Schwester von Mor Augin

Tradition führte zu der weiteren Anzahl von 72 Schülern. Diese Schüler waren denkwürdige Äbte und Jünger, die der Lehre von Mor Augin lebten.

Daher wurden sie dementsprechend zu seiner Liste hinzugefügt. Von Generation zu Generation vermehrt sich so die Lehre einer Schule.

Anhänger von Thomas Aquinas, die Jahrhunderte nach Aquinas gelebt haben, werden trotzdem Thomists genannt, obwohl sie ihn nur durch Bücher und die Geschichte kennen.

Syrische Quellen

Erstens, bezogen auf den heiligen Mor Augin, der das Kloster auf den Bergen von Izla gegründet hat.

Seine Familie kam aus Ägypten, von der Insel Clysma (nach Brock: Nähe von Suez).

Sein Beruf war es, mit einer Maske auf dem Gesicht im Meer zu tauchen und nach Perlen zu suchen, um diese den Armen zu geben.

Er bekam seine klösterliche Ordenskleidung in dem Kloster von Abba Pachomius. Er und seine Gefährten gingen zum Gebirge von Izla, wo sie das schöne Kloster errichteten. Große Gruppen von Mönchen versammelten sich um ihn.

Zu dieser Zeit wurde Mor Jakob zum Bischof von Nisibis ernannt. Er ließ die Kirche von Nisibis bauen. Mor Augin vollbrachte viele Wunder vor der Zeit von König Shabur.

Die folgenden Personen waren unter seine vielen Schüler, die ihrerseits Klöster errichteten: Thomas, St. Taba, Gurya, Gregorius, Yoannes, John, Shallita, Elisha, Sreapion, Thekla, Stratonike, John, St. Sheri, St. Michael. Als er starb wurde er im Schrein der Märtyrer beigesetzt, nahe der Kirche, die er bauen ließ.

Mor Augin war auch ein Gefährte von Anthony zur Zeit von Konstantin. Er kam nach Persien mit zehn Brüdern und ließ sich zur Zeit von Shabur in der Nähe von Nisibis in Kellern auf dem Berg Marde nieder. Das ist das Kloster von Izla.

Er vollbrachte viele Wunder und zog sogar einen Jugendlichen groß, der von einem Löwen getötet worden war. Er wurde später ein Mönch Namens Lazarus.

Dale Johnson

Dale Johnson ist ein syrisch orthodoxer Priester an der "Western Diocese ofthe United States". Er ist einer von zwei Priestern, die nicht von ethnischer Herkunft her zur syrisch orthodoxen Kirche angehören.

Er hat viele Jahre in dem Kloster Mor Gabriel in Tur Abdin im Südosten der Türkei verbracht und dort syrische und aramäische Texte  studiert. Er hat an der Universität von Chicago unter dm großen Syrien-Spezialist Arthur Voobus studiert und trat in seine Fußstapfen, indem er half, die Schriften in der Sprache Jesu der Welt zur Verfügung zu stellen.


Gregorius Bar Hebräus

In der Vielseitigkeit seines Schaffens vergleicht ihn Prof. Anton Baumstark, in seinem Buch „Geschichte der Syrischen Literatur“, mit seinem abendländischen Zeitgenossen Albert der Große. Ja auch ihn sogar übertreffend, hat er sich auf allen Gebieten der Theologie, in Philosophie und den verschiedensten profanen Fachwissenschaften, in erzählender Prosa und in Poesie betätigt.

Der Hochwürdige Herr, Seine Heiligkeit Mor Ignatius Afrem Barsaum schreibt in seinem Buch „Berule Bdire“ folgendermaßen über ihn. Ich zitiere.

Ein Zeichen Gottes, der oberste Diener, der Liebling der Jahrhunderte. Eines der Großen Wunder dieser Erde. Einer der großen Philosophen und Theologen des Ostens und ohne Zweifel einer der großen Weisen dieser Welt. Die Krone unserer Nation, der berühmte (bekannte) und zu bewundernde unter den Vorfahren. Gott hat ihn mit großer Intelligenz, wunderbarer Helligkeit, glänzendem Wissen, tiefem Gedanken, klarer Zunge und mit sehr schöner Sprachfähigkeit geformt. Von diesen Fähigkeiten hat er den größten Anteil reserviert (und weitergegeben). Unter den Wissenschaftlern wurde er wie ein Minarett hochgehoben.

Er hat sich aus einem guten Baum mit berühmtem Stamm entwickelt. Über unser Syrisches Volk ist er mit glänzender Stirn und leuchtendem Gesicht geboren. Mit gutem Charakter und Gepflogenheiten hat er das größte Glück aller Begabungen erreicht. Mit der Aufgabe als Maphiryan ist er zu jeder Wohltat (und das überragenden) hingelaufen. In Notlagen und bei Schwierigkeiten war er stark, bei all seinen Aufgaben die er in Bedrängnis zu erfüllen hatte, war er erfolgreich.

Nun zu seiner Biographie:

Er ist in Melitens, der heutigen Stadt Malatya im Osten der Türkei, im Jahre 1226 geboren und auf den Namen Johanun getauft worden. Sein Vater war ein Arzt Namens Ahrun. Über Bar-Hebräus schreiben einige westliche Autoren, er sei jüdischer Abstammung und der Name Bar-Hebräus oder Bar-Ebroyo sei darauf zurückzuführen. Wir halten diese Deutung für falsch. Unserer Auffassung nach ist der Name Bar-Ebroyo auf das Syrische Wort ܥܒܪ  zurückzuführen, was so viel wie durchgehen, überqueren, eintreten bedeutet. Sein Vater wurde nämlich zu einem Zeitpunkt geboren als dessen Eltern den Fluss Euphrat überqueren wollten. Aufgrund dieser Tatsache wird er vom Wort عبر  ableitend, Bar-Ebroyo genannt.

Bezüglich seiner Herkunft schreibt Bar-Hebräus selbst in eines seiner Gedichte:

ܐܢܗܘ ܕܡܪܝܐ ܩܢܘܡܗ ܟܢܝ ܠܡ ܫܡܪܝܐ

ܐܠ ܬܨܛܡܥܪ ܐܢ ܢܩܪܘܢܟ ܒܪ ܥܒܪܝܐ..

ܦܪܬܘܝܐ ܗܘ ܓܝܪ ܗܘ ܫܘܡܗܐ ܐܦ ܢܗܪܝܐ.

ܠܐ ܕܬܘܕܝܬܐ ܗܘ ܡܘܡܬܢܝܬܐ ܘܠܐ ܣܦܪܝܐ.

 

Wenn der Herr sich selbst Samariter genant hat.

So sollst du dich nicht schämen Bar Hebräus genannt zu werden.

Dieser Name bezeichnet nicht eine Religionszugehörigkeit oder einem Glauben, sondern kommt vom Fluss Euphrat.

Von der Kindheit an wurde er in den Sprachen Arabisch, Syrisch und Griechisch in den Heiligen Schriften, Theologie und Medizin unterrichtet.

Als 17 jähriger, als im Jahre 1243 die Tartaren seine Heimatstadt bedrohten und die Gefahr einer panischen Flucht der Bevölkerungen bestand, floh er mit seiner Familie nach Antiochia. Der Verwirrungen und des Chaos auf der Welt beeindruckten ihn so sehr, das er sich im selben Jahr zu Gottesverehrung in ein Kloster in der Nähe von Antiochia zurückzog.

Um seine Ausbildung in Logik und Medizin fortzusetzen, ging er nach Tripolis zu einem nestorianischen Lehrer namens Jakob.

Am 14. 09. 1246 wurde er vom damaligen Patriarchen Mor Ignatius Davut 2. zum Bischof von Gubbas geweiht, einem Ort in der Nähe von Malatya. Ein Jahr später tauschte er diesen Sitz mit dem in Lakbin, wo er 5 Jahre lang blieb. Als Lohn für die Dienste, die er bis dahin geleistet hatte, erhielt er von 1253 bis 1259 das bedeutendere Bistum von Aleppo (Halap).

Durch den Nachfolger von Dionosius Ahrun, dem Patriarchen Mor Ignatius Yeschu 3. wurde er in der Stadt Bosis mit der Würde des Maphiryans bekleidet, in Anwesenheit des Königs Heytum von Kilikien, vieler Bischöfe und Gelehrte. Den kleinarmenischen Westen hat er später noch zweimal besucht, nämlich 1268 und 1273 wobei er beim ersten Besuch lebensgefährlich erkrankte.

Zu dem damaligen nestorianischen Katholikos unterhielt er die besten persönlichen Beziehungen. Dies zeigte er deutlich bei seinem längeren Aufenthalte in Bagdad in den Jahren 1264 und 1277.

Dem eigenen Patriarchen gegenüber wahrte er sich, trotz aller Anerkennung, das Recht auf selbständige Meinung.

Seinen Tularsitz Tagrith besuchte er 1277 als erster Maphiryan seit mehr als einem halben Jahrhundert wieder. Der Zuständigkeitsbereich des Maphiryans umfasste das Gebiet von Ost- und Niedermesopotamien, den Iran bis hin zum Kaukasus und war in 10 Diözesen aufgeteilt. Dabei waren seine hauptsächlichen Aufenthaltsorte Mosul-Ninve, Maragah in Azerbeycan und Täbris.

In Täbris, Maragah und Bartella entfaltete er eine kirchlichklösterliche Bautätigkeit.

Wie er 1282 in At Tazaq den mongolischen Großherrn begrüßte, war bezeichnend für seine Haltung gegenüber den Trägern der politischen Macht.

Bei seinem aufenthalte in maraga im Jahre 1286 erwartete er aus astrologischen gründen seinen tod.

Bei der konjunktion von Jupiter  und Saturn im Wassermann, so sagte er, sei er geboren; nach zwanzig Jahren bei ihrer Konjunktion in der Waage sei er Bischof geworden; als sie nach abermals zwanzig Jahren in den Zwillingen in Konjunktion standen, habe er die Maphrianswürde erhaltenm Nun, das sie nach wiederum zwanzig Jahren erneut im Wassermann stünden, werde er aus dieser Welt scheiden. Und er verschmähte selbst die von den Ärzten dargebotenen Medikamente, denn die Stunde sei gekommen. So dachte der höchste syrish-orthodoxe  Geistliche im Osten. Seine Nomokanon enthält Bestimmungen gegen die Traumdeuter und Astrologen und ihre verwerflichen Künste.

und tatsächlich starb er in der Nacht zum 30.7.1286, nach nur 3-tägiger Krankheitsdauer infolge eines böseartigen Fiebers.

Bei seiner Anwesenheit in Bagdad im Jahre 1265 weihte er das heilige Öl, und bei dieser Gelegenheit erblichten die Gläubigen  ein wunderbares Zeichen: das eben geweihte Öl schäumte hoch und wäre übergeflossen, wenn man nicht schnell ein anderes Gefäß untergehalten hätte.

Ein anderes mal hatte er einen Bischof und einige Mönche beauftragt, für die von ihm 1285 errichtete Klosterkirche des heiligen Johann Bar Naggore die Reliquien dieses Heiligen herbeizuschaffen. Sie waren indessen unauffindbar, und einigen Gläubigen erschien der Heilige im Traum mit den Worten; „Wenn der Mphrian nicht kommt, wird man die Reliquien nicht finden.“ Bald wurde auch dem Bar Hebräus eine Vision zuteil, in der im der Ort angegeben wurde, an welchem sich die reliquien befinden sollten. Als Bar Hebräus sich dorthin begab, wurden sie sogleich entdeckt.  

Im Buch der Taube hat Bar Hebräus den Mönchen verboten, ergötzliche Geschichten zu erzählen.  Hier gesteht der Verfasser seine Schuld, indem er sagte: „Ich lehre, aber ich lerne nicht. Ich schreibe, aber ich habe vernachlässigt. Ich predige, aber ich befoge meine Worte selbst nicht. Ich ermahne, aber ich habe gesündigt.“

Sein Bruder sagt von Bar Hebäus, er habe vierzig Jahre hindurch niemals Geld berührt. Doch berichtet Bar Hebräus selbst, dass er gelegentlich Geschenke angenommen habe.

Bar Hebräus hat unter mongolischer Herrschaft gelebt. Dass er die Mongolen in seinem Geschichtswerk Hunnen und Barbaren nennt, zu denen eine Christ nicht gegen dürfe, um sich von ihnen Recht sprechen zu lassen, ist Zeugnis dafür, dass es ihm nicht an Mut fehlte: So hinterlässt seine Persönlichkeit bei seinen Lesern einen starken Eindruck.

In Tripolis hatte Bar Hebräus einst Medizin studiert und er war als Arzt auch dann noch tätig, als er längst Maphrian geworden war. Das Iterresse an Krankheiten ist bei ihm überall zu bemerken. Trotzdem tadelte er es, als 1258 der Maphrian Ignaz IV. sein Amt niederlegte und als Arzt seinen Lebensunterhalt erwerben wollte. Dass er sich zu den Kranken begab, erschien dem Bar Hebräus als eine Entehrung des Priestergewandes; er empfand es als ein Glück, dass Gott ihn alsbald erkranken und sterben ließ.

Seine friedensorientierte und tolerante Verhaltensweise und seine Gelehrsamkeit brachten ihm große Anerkennung und Verehrung weit über die Grenzen seines Bekenntnisses, sowohl bei christlichen als auch andersgläubigen Würdenträgern. Ein Zeugnis hierfür ist die Teilnahme von Griechen, Armeniern und des Katholikos der nestorianer an seiner Beisetzung in Jahre 1286.

Seine letzte Ruhestätte hat er im Kloster Mor Matai bei Mosul gefunden.

theologische, philosophische, literarische und wissenschaftlichen Werkeܙ

Theologische Werken:

Hier steht an oberster Stele sein Ende 1277 anfangs 1278 entstandener großer Scholienkommentar zum Alten und Neuen Testamen unter dem Titel: ܐܘܨܪܐ ܐ̱ܪ̈ܙܐ „Ausar Roze“ „Scheune der Geheimnisse“. Er stützt sich hier bei vor allem auf Dionysios bar Salibe unter Beziehung des armenischen und koptischen Bibeltextes und gelegentliches Anknüpfen an jüdische Tradition erwirbt er sich ein gewisses Eigenverdienst.

Ein Gesamtdarstellung der syrisch orthodoxen Dogmatik bietet Bar-Hebräus in gedrängter  Form im ܟܬܒܐ ܕܙܠܓ̈ܐ  „Khtobo dzalge“ „Buch der Strahlen“ und in ausführlicher Form, unter reicher Beziehung auch profanen gelehrten Wissens das „Buch der Leuchte des Heiligtums“ ܟܬܒܐ ܕܡܢܪܬ ܩܘܕܫ̈ܐ Kthobo damnorath kudsche“

Nach der größeren Dogmatik verfasst ist das kantonistische „Buch der Leitungen“ ܟܬܒܐ ܕܗܘܕܝܐ  „Kthobo dhudoyo“. Hier erläutert Bar-Hebräus in 40 Kapiteln, das für unsere Konfession gültiges Recht. Davon sind 8 Kapiteln dem Kirchenrecht unter Einbeziehung des Eherechtes gewidmet, die restlichen 32 Kapitel dem bürgerlichen Strafrecht.

1279 verfasste er in Maragah das „Buch der Ethik“ ܟܬܒܐ ܕܐܝܬܝܩܘܢ  „Kthobo dithkun“ in dem er mystisch orientiert und im allgemeinen Sinne die Sittenlehre abhandelt. Das „Buch der Taube“ ܟܬܒܐ ܕܝܘܢܐ  Khtobo dyawno“ befasst sich ebenfalls mit der Sittenlehre, allerdings in wesentlich knapperer Form und hier unter dem speziellen Gesichtspunkt der klösterlichen Askese.

Auch mit dem Gebiet liturgischer Prosatexte ist der Name Bar-Hebräus eng verknüpft, nämlich durch eine auf Yakub von Edessa zurückgeführte Fassung der Tauflithurgie, sowie durch eine Kurzform der Anaphora des Herrnbruders Jakobus.

Und nun zu den philosophischen Arbeiten:

Das großartigste in syrischer Sprache entworfene Gesamtsystem der aristotelischen Philosophie stellt das Buch des Rahmens der Weisheiten der Weisheit der Weisheiten“ ܟܬܒܐ ܕܚܐܘܬ ܚܟܡܬܐ  „Kthobo D-hewath Hechmtho“ dar. Hier sind 4 Hauptteile der Logik, Physik, Metaphysik und der praktischen Philosophie gewidmet.

Der erste Hauptteil (der der Logik) befasst sich mit dem Inhalt der einzelnen Schriften des Origens, der zweite Hauptteil (der der Physik) behandelt die Metalle mit Einschluss von Land, Meer und Tartarus (Unterwelt). Die Erscheinungen des Luftraumes, Pflanzen, Tiere und die Seele. Der dritte Teil (Metaphysik)beinhaltet eine durch die religiöse Vorstellungswelt gefärbte rationale Theologie. Der vierte Hauptteil schließlich hat Ethik, Ökonomik und Politik zum Gegenstand.

Neben diesem großen Hauptwerk auf dem Gebiet der Philosophie hat er sehr viele kleinere Werke verfasst, von denen ich nur die aller wichtigsten kurz erwähnen möchte:

Da wäre das „Buch der Unterhaltung“ ܟܬܒܐ ܕܣܘܕܣܘܦܝܐ  „Kthobo D-swod-sufiya“ und das „Buch der Pupille ܟܬܒܐ ܕܒܒ̈ܬܐ  „Kthobo D-Bobotho“ die sich beide mit der Logik und Allgemeinphilosophie befassen.

Als nächstes das „Buch der Ware der Waren“ ܟܬܒܐ ܕܬܓܪܬ ܬܐܓܪ̈ܬܐ „Kthobo D-Tegrath  Tegrotho“ ein dogmatisches Buch der Weisheit.

Schließlich zwei Werke, die Bar-Hebräus aus dem arabischen ins Syrisch übersetzt hat, nämlich das „Buch der Winke und Anregungen“ ܟܬܒܐ ܕܪ̈ܡܙܐ „Kthobo D-Remze“ über Metaphysik, Naturphilosophie und Logik sowie das „Buch des Markes der Geheimnisse“ ܟܬܒܐ ܕܚܐܘܬ ܚܟܡܬܐ „Kthobo D-Hewath Roze“ einem allgemein philosophischen Werk.

Kommen wir nun zu den Werken der Fachwissenschaften:

 Bar-Hebräus hat der Grammatik drei Bücher gewidmet. Das „Buch der Strahlen“ ܟܬܒܐ ܕܨܡܚ̈ܐ  „Kthobo D-semhe“ welches eine größere Gesamtdarstellung in Prosa darstellt, die über Nomen Verbum, Partikeln und allgemeinen Erscheinungen handelt, dann das „Buch der Grammatik“ ܟܬܒܐ ܕܓܪܡܛܝܩܝ  „Kthobo Dagramatiki“ sowie ein unvollständig gebliebenes „Buch des Funkens“ ܟܬܒܐ ܕܒܠܨܘܨܝܬܐ „Khtobo D-Balsisutho“

1279 verfasste er ein astronomisches Werk unter dem Titel das „Buch des Vernunftaufstieges“ ܟܬܒܐ ܕܣܘܠܩܐ ܗܘܢܢܝܐ  „Kthobo D- Suloko Haunonoyo“.

Von seinen medizinischen Schriften scheinen diejenigen in syrischer Sprache sämtlich untergegangen zu sein, und es waren deren nicht wenige. Ein Sammelwerk aller ärztlicher Meinungen seiner zeit hat er unvollständig hinterlassen. Hier in hatte er verarbeitet Kompendien des Dioskurides, das Buch der einfachen Heilmittel vom mohammedanischen Araber al Chafiqi sowie die medizinischen Fragen des Hunain ibn Ishak.

Wenden wir uns zum Schluß den Werken in erzählender Prosa und Poesie:

Zur erzählenden Prosa gehört vor allem sein großes Geschichtswerk, die von ihm bis zum Anfang seines Todesjahres fortgeführte „Chronographie“ ܟܬܒܐ ܕܡܟܬܒܢܘܬ ܙܒܢ̈ܐ  „Makthbonuth D-Zabne“

Hier ist der Weltgeschichte, dem sogenannten „Chronicon Syriacum“ eine Kirchengeschichte, das sogenannte Chronicon Ecolesiasticum gegenüber gestellt. Die Kirchengeschichte wiederum hat er in zwei Teilen aufgetrennt. Der erste Teil ist der Geschichte des Alttestamentlichen Hohenpriestertums und der altchristlichen syrische orthodoxen Patriarchen von Antiochien gewidmet. Der zweite Teil behandelt die syrische Kirchengeschichte des Ostens und seiner Maphiryane, daneben aber auch die Reihe der Nestorianischen Katholikos.

Neben dieser Vielfalt an Büchern der Theologie, Naturwissenschaften und der Geschichtsschreibung verfasste Bar-Hebräus das „Buch der ergötzlichen Geschichten“ ܟܬܒܐ ܕܬܘܢܝ̈ܐ ܡܓܚܟܢ̈ܐ „Kthobo Dtunoye Magechone“ wo er in 20 Kapiteln witzige Anekdoten gesammelt und niedergelegt hat. Das der Träger des zweithöchsten geistlichen Amtes der Kirche, neben höchst geistiger und geistlicher Werke, ein Buch zur reinen Unterhaltung schreib, ist für die damalige Zeit etwas ungewöhnliches und einmaliges gewesen, zeigt aber welch bewundernswerte Persönlichkeit er darstellt.

Seine Poesien bekunden ihn als einen Formkünstler, der Sprache, Metrum und sonstige Mittel der äußeren Wirkung beherrscht. Neben umfangreichen Lehrgedichten, meist moralischen Inhalts, stehen kleine Gelegenheitsdichtungen durchaus auch weltlichen Charakters. Auch Gedichte über die Göttliche Liebe über die wunderbare Gestalt des Himmels und der Erde erfreuten sich frühzeitig besonderer Beliebtheit.

Quelle: Eliyo Aydin, 17. 06 2001

Kloster St Jakob von Sarug

KOLO SURYOYO


Moses Bar Kepha

Moses bar Kepha ist einer der fruchtbarsten Schriftsteller der syrischen Kirche. Um das Jahr 813 ist er in der Bischofsstadt Balad  ܒܳܠܳܕ(Stadt am Tigris) geboren. Sein Vater stammte aus Kuhail das jetzt Maschad Kuhail heißt, ܟܘܽܚܰܝܠ einem Dorf am Tigris. Seine Mutter Maria stammte aus ebendemselben Balad. Den Namen Moses bekam er nach dem gleichnamigen Bruder seines Vaters, der Lehrer an der großen Kirche von bet Schahak und Lehrer des David von Beth Rabban war. Von seinem sehr seltenen Zunamen gibt es zwei Erklärungen, von denen die erstere wohl auch richtig sein wird. Sein Vater habe nämlich Simon Kepha geheißen,    ܫܡܥܘܢ ܟܐܦܐ denn das griechische Petrus bedeute im Syrischen soviel wie Kepha (d. h. Stein ܟܐܦܐ ); er selbst aber sei der bar (Simon) Kepha (der Sohn des Petrus). Die zweite Erklärung ist Legende, beweist aber das Ansehen, in dem er stand. Als nämlich seine Mutter zehn Monate nach seiner Geburt gestorben war, habe ihn sein Vater in die Kirche der Muttergottes zu Balad getragen, und da sei er wunderbarerweise von der dort aufgestellten diamantenen? (kefa da damos ܟܐܦܐ ܕܐܕܐܡܘܣ  ) Muttergottesstatue ernährt worden. Erzogen und in der Heiligen Schrift unterrichtet wurde er von Rabban Kyriacus,   im Klosters des Mar Sargis auf dem dürren Berg (tur Sahyoܕܝܪܐ ܕܡܪܝ ܣܪܓܝܣ ܕܒܛܘܪܐ ܨܗܝܐ ܕܒܝܬ ܫܺܝܓܳܪ ܠܒܳܠܳܕ ) welches bei Balad am Tigris liegt. In diesem Kloster empfing er die auch die Mönchsweihe.

863 wurde er zum Bischof von Mossul ( Irak) ernannt und nahm bei seiner Weihe den Namen Severus an. Als Bischof war er gleichzeitig zuständig für die Bistümer Beth Kiyonoya und Beth Reman.

Gegen 893 wurde er zusätzlich Periodeut („Visitator“) der Diözese Tagrit  (Irak). Auf die Bitten Habib und Ignatius von Karonta, kommentierte er die Psalmen und die Paulinischen Briefe. Als Schriftsteller verfasste er dann noch einen Kommentar in Evangelium, Pentateuch, das Buch der Richter, der Propheten, die Apostelgeschichte und den Apostel, sowie in zwei „Bänden“ des Theologen (Gregor von Nazianz); auch schrieb er noch ein Buch der Disputationen gegen die Häresien, sowie eine Kirchengeschichte. Nach vierzigjähriger bischöflicher Amtszeit starb er neunzigjährig am 12. Februar einem Samstag, im Jahre 903, in seinem Kloster, und dort wurde er auch begraben.

ܡܽܘܫܶܐ ܒܰܪ ܫܶܡܥܽܘܢ ܕܺܝܕܺܝܥ ܒܰܪ ܟܺܐܦܳܐ. ܐܶܬܺܝܠܶܕ ܒܰܐܬܪܳܐ ܕܟܽܘܚܰܝܠ ܚܕܳܪܰܝ ܫܢܰܬ 813 ܠܦܽܘܬ ܪܶܥܝܳܢܐ ܚܰܕ ܥܰܬܺܝܩܳܐ. ܥܰܠ ܠܕܰܝܪܳܐ ܕܡܳܪܝ ܣܰܪܓܺܝܣ ܕܰܒܛܽܘܪܳܐ ܨܰܗܝܳܐ ܕܒܶܝܬ ܫܺܝܓܳܪ ܠܒܳܠܳܕ. ܘܰܩܪܳܐ ܠܣܽܘܪܝܳܝܳܐ ܠܘܳܬ ܪܺܝܫܳܢܶܗ ܪܰܒܰܢ ܩܽܘܪܝܰܐܩܽܘܣ. ܘܺܝܠܶܦ  ܫܶܬܶܐܣ̈ܶܐ ܕܝܽܘܠܦܳܢ̈ܐ ܘܦܶܪ̈ܥܰܝܗܽܘܢ. ܘܰܥܡܰܩ ܥܰܠ ܕܰܩܺܝܩ̈ܬܐ ܕܫܽܘ̈ܐܠܐ ܘܥܰܡܽܘ̈ܛܳܬܗܽܘܢ. ܘܰܢܦܰܩ ܠܶܗ ܫܡܳܐ ܕܩܰܪܒܶܗ ܠܘܳܬ ܫܰܘܝܽܘܬ ܡܰܘܕܰܥܬܳܐ ܐܽܘܪܗܳܝܳܐ. ܐܶܬܬܰܣܪܰܚ ܠܒܶܝܬ ܪܰܡܰܢ ܘܰܒܒܶܝܬ ܟܝܽܘ̈ܢܶܐ ܫܢܰܬ 863 ܘܶܐܬܬܰܠܘܰܬ ܠܶܗ ܒܰܙܒܰܢ ܡܰܪܥܺܝܬܳܐ ܕܡܰܘܨܰܠ ܘܰܗܘܳܐ ܐܶܦܛܪܽܘܦܳܐ ܠܟܽܘܪܣܝܳܐ ܕܬܰܓܪܺܝܬ ܒܰܙܒܰܢ ܣܦܺܝܩܽܘܬܶܗ ܡܶܬܚܳܐ ܕܰܥܣܰܪ ܫܢܺܝ̈ܢ ܒܳܬܰܪ ܥܽܘܢܕܳܢ ܡܰܦܪ̈ܝܳܢܶܐ ܡܰܠܟܺܝܙܕܶܩ ܘܣܰܪܓܺܝܣ.

ܘܶܐܙܰܠ ܠܘܳܬ ܡܳܪܶܗ ܒܰܬܪܰܥܣܰܪ ܒܰܫܒܰܛ ܫܢܰܬ 903 ܘܩܰܪܺܝܒܺܝܢ ܗܘܰܘ ܚܰܝܰܘ̈ܗܝ ܠܬܶܫܥܺܝܢ.


Johannes Chrysostomus / Juhanon Fumo Dahbo:

Johannes wurde um 354 aus vornehmet Familie in Antiochien in Syrien (heute Antakya, Türkei) geboren, seit dem 6. Jh. Chrysostomus „Goldmund“ genannt. Sein Vater, ein höherer Offizier, war früh verstorben, so fiel die Erziehung seiner Mutter Anthusa zu einer jener vorzüglichen christlichen Frauen, die den Heiden Libanius zu dem Ausruf veranlassten:

 „Was für vorzügliche Frauen gibt es doch unter den Christen!“.

Libanius, der größte Rhetor des sinkenden Heidentums, wirkte in Antiochien und war auch Lehrer des Chrysostomus; er schätzte diesen so, dass er vor seinem Tode auch die Frage, wer sein Nachfolger werden solle, antwortete: „Johannes, wenn ihn nicht die Christen gewonnen hätten.“

Wie die andern Kirchenväter des 4. Jh. empfing auch er die Taufe erst später (372), wahrscheinlich aus der Hand des Bischofs Meletius von Antiochien.

Er wurde zunächst Sachwalter, widmete sich aber schon bald einzig und allein dem asketischen Leben und dem Studium der Heiligen Schrift, und zwar, solange die Mutter noch lebte, auf ihren Wunsch im elterlichen Hause.

Dann ging er zu den Mönchen, die nahe der Stadt Antiochien auf den Anhöhen lebten.

Die Schwäche seiner Gesundheit zwang ihn nach sechs Jahren klösterlicher Abgeschiedenheit zur Rückkehr in die Stadt.

381 ließ er sich vom Bischof Melitius zum Diakon, fünf Jahre später von dessen Nachfolger Flavian zum Priester weihen und übernahm jetzt in der Hauptkirche von Antiochien, das Predigt amt, das er zwölf Jahre lang verwaltet hat. Als Prediger erwarb er sich einen Weltruf. Auch die meisten seiner Schriften verfasste er in diesen zwölf Jahre.

397 starb der Patriarch Nektarius von Konstantinopel, und sowohl Kaiser Arkadius als auch das Volk wünschten den antiochenischen Redner als seinen Nachfolger; durch eine List brachte man ihn in Antiochien in einen Wagen und entführte ihn nach der Hauptstadt, wo ihm der Patriarch Theophilus von Alexandrien auf kaiserlichen Befehl gegen seinen Willen am 26. Februar 398 die Bischöfliche Weihe gab.

Als sich Theophilus wegen verschiedener von den Mönchen der Nitrischen Wüste erhobenen Anklagen in Konstantinopel verantworten musste (402) gab er Chrysostomus die Schuld und holte zum Gegenschlag aus. Im August 403 hielt er auf der von 36 Bischöfen besuchten Eichensynode so benannt nach dem Landgut bei Chalcedon über seinen Gegner, der dreimal das Erscheinen verweigert hatte, Gericht ab. Wegen seiner Weigerung wurde Chrysostomus für abgesetzt erklärt und auf Befehl des Kaisers verbannt.

Chrysostomus sprach damals in einer Rede an das Volk die Schönen Worte: „Was soll ich fürchten? Den Tod? Christus ist mein Leben, und Sterben ist mir Gewinn.

Verbannung? Des Herrn ist die Erde und alle, was sie erfüllt.

Güterverlust? Wir haben nichts in dieser Welt hereingebracht und können auch nicht mit uns aus ihr hinausnehmen. Ist Christus bei mir, vor wem soll ich mich fürchten?“

Er lieferte sich am dritten Tage seinen Verfolgern aus und wurde über den Bosporus gebracht. Aber die Aufregung des Volkes, die durch ein Erdbeben in der folgenden Nacht noch gesteigert wurde, versetzte die Kaiserin in solche Angst, dass sie sofort den Kaiser um Zurückberufung des Bischofs bat. Im Triumphzuge kehrte Chrysostomus zurück; die ägyptischen Bischöfe aber flohen vor der Wut des Volkes eiligst davon.

Die ruhe dauerte nur zwei Monate. Als gelegentlich der Einweihung eines Standbildes der Kaiserin in der Nähe der Kathedrale dem Herkommen gemäß mit Spielen und Tänzen gefeiert wurde und diese sich mehrere Tage hinzogen, beklagte sich Chrysostomus in der Kirche drüber, dass man kaum die Worte des Predigers verstehen könne. Die Kaiserin fasste das so auf, als wenn er sich über die ihr vom Volke erwiesenen Ehrungen beschwert hätte, und beschloss, sich des unbequemen Sittenpredigers jetzt endgültig zu entledigen.

Sokrates berichtet, Chrysostomus habe sich darauf in einer Predigt am Feste Johannes des Täufers zu der Äußerung hinreißen lassen: „Wiederum rast und tobt Herodias, wiederum tanzt sie und verlangt auf einer Schüssel das Haupt des Johannes.“

Eine neue Synode setzte ihn ab, und der Kaiser ließ ihn dann auffordern, sein Amt niederzulegen, und als er dies nicht tat, wurde er in seiner Wohnung interniert.

Als um Pfingsten desselben Jahres der Kaiser ihn wieder aufforderte, die Stadt zu verlassen, fügte er sich, um einem Volksaufstand zuvorzukommen. Er wurde zuerst unter vielen Beschwerden und Fieberanfällen nach Kaukasus in Kleinarmenien gebrach, und fand hier bei dem Bischof freundliche Aufnahme.

Seine Feinde ärgerten sich, „dass die Antiochenishe Kirche nach Armenien pilgerte“, um dort ihren Gefährte früheren Prediger zu sehen und zu hören; darum bestimmte ihm der Kaiser 407 an der Ostküste des Schwarzen Meeres zum Aufenthaltsort.

Auf dem Transporte dorthin ist er gestorben; damit hatte die „Johannestragödie“ ihr Ende. Im Jahre 438 hat Kaiser Theodosius II., der Sohn der Eudoxia, die Gebeine des Heiligen  nach Konstantinopel übertragen und feierlich in der Apostelkirche beisetzen lassen. Diese Beisetzung geschah am 27. Januar, an dem noch jetzt sein Gedächtnis gefeiert wird. Heute ruht sein Leib in der Kapelle der Katechesen im Petersdome zu Rom.

Johannes Chrysostomus hat seine Haupttätigkeit in der praktischen Seelsorge und vor allem auf der Kanzel entfaltet. Er ist der größte Redner der morgenländischen Kirche gewesen, übertrifft aber auch an Umfang seiner literarischen Tätigkeit, alle Schriftsteller der griechischen Kirche. Das Fesselnde in den Reden des Chrysostomus ist der Inhalt, auch wendet er sich mehr an das Herz als an den Verstand. Seine Predigten sind lang, ihr Vortrag hat oft zwei Stunden gedauert; aber sie ermüden nicht. Denn sie sind meisterhaft belebt durch Bilder und Gleichnisse, knüpfen in Einleitung und Schluss an Zeitverhältnisse an.


Dionysius bar Salibi

Dionysius bar Salibi wurde in Melitene am Oberlauf des Euphrat, der heutigen türkischen Stadt Malatya, geboren. Sein Vater, über dessen Stand und Beruf nichts bekannt ist, hieß Salibi; sein Sohn (bar) erhielt anlässlich der Taufe den Namen Jakob. Jakob bar Salibi wirkte in seiner Heimatstadt, die damals Amtsitz eines syrisch-orthodoxen Metropoliten war, zunächst als Diakon. Wegen seiner außergewöhnlichen Beredsamkeit stand er  in hohem Ansehen.

Ein Streit mit Johannes, dem Bischof von Mardin (+1165), drohte ihm jedoch zum Verhängnis zu werden. Der Bischof hatte nach der Eroberung von Edessa durch den Herrscher von Mosul und Aleppo Imad ad-Din Zengi (1144) in einer Abhandlung diese Niederlage der Christen auf rein natürliche Ursachen zurückgeführt. Seine Auffassung war: Wären die fränkischen Ritter in der Stadt gewesen, wäre diese nicht gefallen. Dagegen hatte der Diakon Jakob bar Salibi in einer Schrift „Über die göttliche Vorsehung“ Stellung genommen. Er hatte darin die einseitige Sichtweise des Bischofs von Mardin korrigier und dargelegt, dass man zwischen Unglücksfällen, die Gott selbst schickt, und anderen, die durch die Nachlässigkeit von Menschen verursacht werden, unterscheiden müsse.

Wegen dieses kritischen Einspruchs sah der Bischof seine Autorität in Gefahr. Er denunzierte Jakob bar Salibi beim Patriarchen Athanasius VIII. bar Quatreh (1138-1166). Dieser entsprach, ohne selbst die Angelegenheit näher geprüft zu haben, dem Antrag des Bischofs von Mardin und suspendierte den unbequemen Diakon. Dieser aber suchte sein Recht vor der Synode. Nachdem der Patriarch den die religiöse Schrift des suspendierten Diakons gelesen hatte, rehabilitierte er dessen Verfasser auf der Stelle.

Bei dieser Gelegenheit entdeckte der Patriarch in dem geistig überragenden Jakob bar Salibi einen geeigneten Bischofskandidaten. Er ernannte und weihte ihn 1154 zum Bischof von Germanicia in Kilikien, dem heutigen türkischen Maras. Bei der Bischofsweihe nahm Jakob den Namen Dionysius an. Im folgenden Jahr  (1155) wurde ihm zusätzlich das Bistum Mabug (Hierapolis) übertragen. Möglicherweise behielt Dionysius bar Salibi seinen Wohnsitz aber weiterhin in seiner Heimatstadt Malatya.

Die pastorale Tätigkeit ließ dem Bischof noch genügend Zeit für gelehrte Studien. Als Patriarch Athanasius VIII. ihn 1165 an sein Sterbebett rufen ließ, um ihn zur Annahme der ehrenvollen Ernennung zum Metropoliten von Amid (Diyarbakir) zu bewegen, lehnte Dionysius ab. Nicht zuletzt seinem Einsatz ist es zu verdanken, dass nach dem Tod des Patriarchen als dessen Nachfolger der auf Reformen bedachte Michael, der den Beinamen „der Große“ erhielt, gewählt wurde. Der neue Patriarch (1166-1199) stammte wie Dionysius bar Salibi aus Melitene ( Malatya). Dionysius hielt anlässlich der Inthronisation seines Landsmanns im Kloster Hanania bei Mardin ( Dair-Zafaran) eine Predigt, die das westsyrische Pontifikale bis heute überliefert.

Auch Patriarch Michael I. drängte Bischof Dionysius, den Sitz von Amid zu übernehmen. Dieser sträubte sich nicht länger. Als Metropolit dieser wichtigen Stadt am oberen Tigris waren ihm allerdings nur mehr wenige Jahre vergönnt. Michael der Große berichtet in seiner Kirchengeschichte, dass Dionysius die Marienkirche von Amid (sie ist heute die einzige gottesdienstlich genutzte syrisch-orthodoxe in Diyarbakir) restaurieren ließ. Er richtete dort eine von seinem Schüler, dem Diakon Abraham, geleitete Schule ein. In der Mareinkirche von Amid wurde Mar Dionysius bar Salibi, „der Stern seiner Generation“ (Patriarch Michael) am 2. November 1171 begraben. Sein Grab ist  bis heute dort erhalten.

Dionysius bar Salibi war ein außergewöhnlich fruchtbarer Schriftsteller. Eine lange Liste seiner Werke hat schon sein Zeitgenosse, Patriarch Michael der Große, in seiner Chronik zusammengestellt.

Dionysius hat exegetische Kommentare zu fast allen Büchern des Alten und Neuen Testamens verfasst. Sein Kommentarwerk umfasst auch Auslegungen von Schriften antiker Philosophen, besonders des Aristoteles. Von herausragender Bedeutung sind die kirchenrechtlichen Abhandlungen, noch bedeutsamer seine liturgischen Schriften.

Eliyo


Mor Barsaumo Haupt der Anachoreten

Mor_Barsaumo

 

Der heilige Barsaumo ist 380 in einem Dorf namens Autan nahe Samosata (syr. Schmischat) am Euphrat geboren.
In seiner Kindheit wurde er einmal von den Hunden seines Dorfes angegriffen, gebissen und hin- und hergezerrt, jedoch nahm er keinen Schaden davon. Seine Zeitgenossen deuteten das Ereignis so: Er werde in seinem Leben von vielen Häretikern angegriffen werden, jedoch würde er sie besiegen und ohne Schaden davon kommen.
Als Kind ging der heilige Barsaumo mit seinen Verwandten nach Samosata, er wollte nämlich in die Wüste gehen und dort in Einsamkeit ein Mönchsleben führen. Ein heiliger Eremit namens Abrohom (+406) hielt ihn mit der Begründung, er sei noch zu klein, davon ab. So wurde dieser Abrohom sein geistlicher Begleiter. Der heilige Barsaumo war sechs Jahre lang mit anderen Jugendlichen Schüler und Mönch dieses heiligen Eremiten Abrohom.

Noch als Kind machte der heilige Barsaumo barfuß und ohne Proviant seine erste Pilgerreise nach Jerusalem.
Dort wurde auch er von den Heiden wie alle anderen Christen verfolgt. Nach seiner Rückkehr aus Jerusalem ließ er sich auf einem öden Berg an der Grenze zu Armenien nieder. Da es dort viel schneite, lebte er dort in großer Bedrängnis.
Die Gnade Gottes und seine Vorsehung zeigte ihm eine Felsspalte, wo er wohnen konnte. Eines Tages sah er, wie ein Engel Gottes und eine Feuersäule seine Höhle beschützten. Es kamen viele Menschen zu ihm und wurden seine Jünger. Wenn seine Jünger die Mahlzeiten einnahmen, legte der Heilige die Worte der Heiligen Schrift aus und weinte dabei.
Der heilige Barsaumo war sehr streng mit sich. Er dachte bei sich: „Wenn ein Diener es nicht wagt, sich vor seinem weltlichen Herrn niederzulegen, wie soll ich mich dann vor dem Herrn des Himmels und der Erde hinlegen?“
Ab jener Stunde marterte er sich vor Gott Tag und Nacht, er wollte sich bis zu seinem Tod nicht mehr hinlegen. Das tat er 54 Jahre lang. Sein Leben lang ernährte er sich von Pflanzen und anderem Grünzeug, das auf den Bergen wuchs.
Er war zwar nicht sehr wortgewandt, aber im Wort Gottes war er sehr weise und gelehrt. Das Gebet und das Fasten machte er sich zu seinen Erziehern, deshalb wurde er mit Recht „Bar Saumo“ genannt, d. h. „Sohn des Fastens“. Unter seiner Kutte trug er ein Kleid aus Metall; im Winter wurde sein Leib von der Kälte gequält, im Sommer brannte er vor Hitze. Im Gebet war er gesammelt und seufzte aus tiefem Herzen. Als er einmal betete, stieg Feuer wie ein Blitz zu ihm herab und wurde wie eine Zunge, die sich in seinem Mund niederließ. Sein Gebet verrichtete er von morgens bis abends in gebeugter Haltung. Er weinte im Gebet solange, bis die Erde unter seinen Füßen matschig wurde.
Er wirkte viele Wunder: er trieb Dämonen von den Menschen aus und segnete die Frucht ihrer Felder und Weinberge. Wer seinen Namen erwähnte, wurde von seinen Leiden befreit und von seinen Krankheiten geheilt. Durch sein Gebet heilte er Menschen, die von tollwütigen Hunden oder von Schlangen gebissen wurden. Die Unfruchtbaren, die den Heiligen um Nachwuchs baten, gebaren Kinder. Eines Tages ließ er sogar die Sonne am Himmel stehen bleiben, bis er und seine Jünger ihre Höhle in den Bergen erreichten. Er befahl seinen Jüngern, niemandem davon zu erzählen.
Bischof Gamalin von Farin (oder Birin) hatte vom heiligen Barsaumo gehört. Er suchte ihn auf, prüfte ihn und stellte ihm schwierige Fragen, die er wunderbar beantwortete. Dann weihte er ihn und seinen Freund Zacharias, der unter den Brüdern „Zuto Turoyo“ genannt wurde, zu Diakonen und Priestern. Überall, wo der heilige Barsaumo die heilige Eucharistie feierte, hörte die Pest auf und jeder pries Gott seinetwegen. Eines Tages sah einer seiner Jünger, wie der Heilige von großem Licht umgeben war, eine große Gemeinschaft mit ihm im Gebet stand und ein Seraphim die Tränen des Heiligen aufnahm.

Auf seiner zweiten Jerusalemreise wurde der heilige Barsaumo von seinen Jüngern begleitet und sie kamen an die Grenze zu Phönizien, Arabien und Palästina in eine heidnische Stadt. Die Stadtbewohner kamen bewaffnet heraus und wollten einen Kampf gegen den Heiligen und seine Jünger führen. Er aber sagte zu ihnen, er wolle den Frieden und keinen Krieg, sie seien lediglich auf der Durchreise nach Jerusalem. Darauf wurden sie in die Stadt hinein gelassen. Weil aber zu jener Zeit eine Dürre in der Stadt herrschte, verlangten sie vom Heiligen, er solle zu seinem Gott um Regen beten. Wenn es regnen würde, wären sie alle bereit, sich zum Gott der Christen zu bekehren.
Der heilige Barsaumo ging mit seinen Jüngern in einen großen Hof und sie fingen an zu beten. Plötzlich regnete es so stark, dass die ganze Stadt vom Wasser überfüllt wurde. Dieser Regen dauerte vier Tage und vier Nächte an. Darauf wandten sie sich von ihren Götzen ab und bekehrten sich zum christlichen Gott. Danach besuchte der Heilige mit seinen Jüngern die heiligen Stätte und den Sinaiberg. Auf seinem Rückweg besuchte er den heiligen Simeon Stylites (+459) in Antiochien.

Später machte sich der heilige Barsaumo mit hundert Mann zum dritten Mal auf den Weg nach Jerusalem.
Als sie in zwei Schiffen auf dem Meer dahinfuhren, türmten sich die Wasserwellen. Der Heilige fing an zu beten und die Wogen legten sich bis sie ankamen. Während sich der heilige Barsaumo noch in Jerusalem aufhielt, kam auch Kaiserin Eudoxia, die Gattin des Kaisers Theodosius II. (408-450), in die heilige Stadt. Sie ließ dem Heiligen viel Gold überbringen. Er wollte es aber wie gewohnt nicht annehmen, da er nur die Kaiserin sehen wollte. Als sie ihn sah und er mit ihr sprach, war sie so überwältigt und beeindruckt, dass sie ihm zu Füßen fiel und nach dem Weg, der zum Himmelreich führt, fragte. Er legte ihr dar, wie groß die Nächstenliebe ist und sprach zu ihr: „Gib den Armen Almosen und habe Erbarmen mit den Schwachen, so werden deine Sünden getilgt werden.“ Ab jenem Tag fing die Kaiserin an, den Armen Almosen zu geben. Sie überredete den Heiligen, ihren kaiserlichen Umhang aus ihren Händen anzunehmen, um ihn als Altarbedeckung zu benutzen. Als sie ihm ihren Umhang reichte, nahm auch sie die Kutte des Heiligen als Segen mit. Auf seinem Rückweg missionierte der Heilige viele Samariter und machte sie zu Christen.
Aus vielen Weissagern und Sehern trieb er böse Geister aus.

Als der heilige Barsaumo eines Tages Kaiser Theodosius in Konstantinopel besuchte, freute er sich sehr, den Heiligen zu empfangen. Der Kaiser wollte ihn reich beschenken, der Heilige wollte jedoch nur ein verachtetes Tuch entgegennehmen, damit das Opfer des Kaisers angenommen würde. Der Kaiser bat den Heiligen, Patriarch zu werden und seine Jünger Bischöfe. Aber der Heilige antwortete, dass es ihm schwer falle, das Leben in der Wüste aufzugeben. Dann übergab ihm der Kaiser seinen Ring, also seinen Siegel, ein Zeichen von Macht, den der Heilige einfach entgegennahm. Später lud ihn der Kaiser schriftlich als Abt zum zweiten Konzil von Ephesus (449) ein. In seinem Brief an die Bischöfe lobte der Kaiser den Glauben und die Werke des heiligen Barsaumo, denn er hatte die Sympathie des Kaisers gewonnen. Der Heilige nahm als Vertreter aller Äbte des Ostens am Konzil teil.
Er war als einziger Nichtbischof stimmberechtigt. Als das zweite Konzil zu Ephesus beendet war, ließ der Kaiser den Heiligen zu sich nach Konstantinopel rufen. Er kam dorthin und ging dann mit dem Schiff nach Antiochien.
Der Kaiser verfasste noch einen anderen Brief, in dem er die Menschen warnte, den Diener Gottes Barsaumo zu ehren.
Der heilige Barsaumo kam in Antiochien an. Einige feindlich gesinnte Kleriker versuchten, dem Heiligen durch Intrigen zu schaden, er kam ihnen aber davon.
Zu jener Zeit schrieben neiderfüllte Gegner des heiligen Barsaumo dem Kaiser lügenhafte Briefe über den Heiligen.
Der Kaiser ließ ihn darauf eilends zu sich nach Konstantinopel kommen. Als ihn der Kaiser sah, freute er sich sehr und erkannte, dass alles, was über ihn geschrieben wurde, erlogen war.

Im Jahre 450 starb Kaiser Theodosius, sein Nachfolger wurde Markian (450-457), der bezüglich der Person Jesu Christi der Lehre des Nestorius (nach +451) folgte. Dieser Kaiserwechsel blieb für den heiligen Barsaumo nicht ohne Wirkung, denn der neue Kaiser war ihm gegenüber feindlich gesinnt. Im Jahre 451 fand das Konzil zu Chalzedon in der Provinz Bithynien statt. Auch der heilige Barsaumo war zum Konzil eingeladen, aber eine Gruppe des Konzils ließ ihn daran nicht teilnehmen. Die 636 Bischöfe, die an dem Konzil teilnahmen, nahmen zusammen mit Kaiser Markian und seiner Frau Pulcheria die Lehre von den zwei Naturen in Christus an, die die orientalischen Kirchen bis heute verwerfen. Kaiser Markian ließ in Alexandrien mehr als 30 Tausend orthodoxe Christen töten und verübte grausame Taten in Jerusalem. In Palästina wurden rund 30.500 Männer getötet. Der heilige Barsaumo setzte sich für den rechten Glauben ein, ermutigte viele Menschen und stärkte sie in jener schwierigen Zeit in ihrer Hoffnung auf Gott.
Es gab aber einige chalzedonensische Bischöfe, die dem heiligen Barsaumo feindlich gesinnt waren und deshalb vor Kaiser Markian und seiner Gemahlin Unwahrheiten über ihn erzählten, denn man suchte, ihn zu töten. Da ließ der Kaiser den Befehl ergehen, den Heiligen festzunehmen und ihn nach Konstantinopel zu führen. Der Heilige wurde nach Konstantinopel geführt und gerichtet. Weil sein Richter aber ungerecht und unverschämt war und sich als böswillig erwies, wurde er plötzlich todkrank und starb nach einigen Tagen. Da sandte der Kaiser einen Statthalter zum Heiligen und ließ ihm sagen, er solle Konstantinopel verlassen und gehen, denn sie fürchteten sich vor ihm. Der Heilige wollte die Stadt nicht verlassen. Dann sandte der Kaiser einen anderen Mann zum heiligen Barsaumo, um ihm zu sagen, er solle in sein Kloster zurückkehren. Bevor der Heilige die Stadt verließ, ließ er der Königin Pulcheria sagen: „Bevor ich mein Kloster erreichen werde, wirst du nicht mehr Königin sein.“ Denn sie war es, die den Heiligen mit Nachdruck aus der Stadt vertreiben wollte. Als er die Stadt verließ, erreichte ihn die Nachricht, dass die Kaiserin gestorben ist. Weiterhin kam eine Feuerflamme aus dem Himmel und verbrannte viele Häuser in der Stadt. Der heilige Barsaumo kam nach Nikomedien, wo er das Glaubensbekenntnis des Konzils von Nizäa (325) verbreitete und Zeichen vollbrachte. In seinem Kloster angekommen, wirkte er zahllose Wunder, heilte viele Kranke und erweckte einen Toten.

Noch einmal schrieben chalzedonensische Bischöfe in einem Schreiben an den Kaiser, dass der heilige Barsaumo ein Aufrührer sei, der durch Magie und Zauberkünste Wunder vollbringe und Gold und Volk zusammentreibe, um sich gegen den Kaiser aufzulehnen. Da war Kaiser Markian von Zorn erfüllt und wollte Soldaten in sein Kloster aussenden, um den heiligen Barsaumo und alle seine Jünger umbringen zu lassen. Als der Heilige davon hörte, sagte er unbesorgt: „Markian wird keine Macht über mich haben. Mein Tod wird ihn töten.“ Kaiser Markian starb drei Jahre nach dem Tod des heiligen Barsaumo und sein Kloster und seine Jünger blieben verschont.

Der heilige Barsaumo sah in einer Vision, dass er erkranken und starke Schmerzen erleiden werde. Nachdem er das seinen Jüngern berichtete, wurde er krank. Er segnete einen seiner Jünger und sandte ihn nach Persien und Armenien, um dort den Glauben zu verkünden. Als der Heimgang des Heiligen nahte, kam ein Engel des Herrn zu ihm und brachte ihm die Nachricht: „Nach vier Tagen wird Christus dich zu sich holen. Gib deine letzten Anweisungen!“ Darauf rief er die Brüder zusammen und redete vier Tage und vier Nächte lang ohne Unterbrechung mit ihnen und segnete jeden einzeln. In der Nacht des 01. 02. 458 legte sich der Heilige hin und verherrlichte Christus. Zu der Stunde wurde eine Feuersäule gesehen, die sich auf das Haupt des Heiligen niederließ. Bevor der Heilige entschlief, bebte die Erde öfters und war über seinen Heimgang betrübt. Er wurde am 03. 02. 458 in Syrien beigesetzt.
Auch nach seinem Heimgang wirkte er viele Wunder. Es sind Wunderberichte aus dem 12. Jahrhundert erhalten, die er durch die Reliquie seiner rechten Hand in seinem Kloster in Malatya gewirkt hat. Die Ruinen seines Klosters zwischen Samosata und Malatya, das im 12. Jahrhundert als Residenz von Patriarch Michael dem Großen (1166-1199) diente, tragen heute noch seinen Namen: Borsum kalesi.
Die Kirche feiert den Gedenktag dieses großen Heiligen am 03. Februar.

Quellen:

  • AYDIN, Numan, Heiligenfeste (syrisch), Bebra 1993 (Handschrift), 1-12
  • BAR HEBRÄUS, Gregorius, Chronicon Ecclesiasticum I, Lovanii 1872 (syrisch und lateinisch), 161-163, 179-182
  • BROCK, Sebastian P. / Witakowski, Witold, Die verborgene Perle III, Rom 2001, 39
  • DOLAPÖNÜ, Philoxenos Hanna, Heiligenfeste (syrisch), Bebra 1993 (Handschrift), 6-14
  • MICHAEL I. der Syrer (der Große), Patriarch von Antiochien (+1199), Chronik (syrisch), Schweden 2006, 224, 290-292
  • SCHMUYEL, Qaschischo (Schüler des heiligen Barsaumo), Vita des heiligen Barsaumo Haupt der Anachoreten (syrisch), 5. Jh. verfasst

Mor Basilius

I. BIOGRAPHIE

I.I. Die Kindheit von Mor Basilius den Großen

Mor Basilius stammt aus einer wohlhabenden kappadonischen Familie, welche schon seit drei Generationen das Christentum angenommen hatte. Seine Großeltern väterlicherseits mussten von 306-313 in den pontischen Bergen[1]vor Maximus Daza (Bdk)/ Diokletian[2] (LThK) flüchten. Sein Großvater mütterlicherseits war ein Märtyrer. Sein Vater war ein berühmter Anwalt und Rhetor, seine Mutter ein Vorbild in der Ausübung der Frömmigkeit und Nächstenliebe. Basilius hatte 9 Geschwister, darunter die heiligen Makrina die Jüngere[3], Naukratius (27jährig†), Gregor v. Nyssa[4] und Petrus v. Sebaste[5]. In seiner Kindheit besonders der Leitung seiner Großmutter (Makrina die Ältere[6]) unterzog, so dass er schon als Kind durch die Geschichten der Verbannung beeinflusst wurde, erhielt er die weitere Ausbildung von seinem Vater Basilius. Höheren Studien widmete er sich in Caesarea[7], Konstantinopel[8] und Athen, wo er u.a. vom berühmten heidnischen Sophisten und Rhetor Himerius unterrichtet wurde. Während des Studiums schloss er innigste Freundschaft mit Gregor v. Nazians[9], der Sohn des Bischofs Gregor v. Nazians d.Ä. außerdem soll er den späteren Kaiser Julian[10] kennen gelernt haben. Auf Drängen seiner Schwester Makrina und  Gregors v. Nazianz lebte Basilius 356-357 einen asketischen Lebensstil in den Bergen des Pontus und erst im Jahre 357 ließ er sich von Erzbischof Dianius v. Caesarea, welcher schon im Studium einen großen Eindruck auf Basilius machte, taufen.

I.II. Der priesterliche Werdegang des Heiligen 

Nach seiner Taufe im Jahre 357 zog er sich infolge einer Reise durch die verschiedenen Klöster des Orients wieder in eine romantische Einsamkeit am Irisfluss, unfern von Neocaesarea[11] zurück. Am anderen Ufer gründete seine Schwester Makrina ein Nonnenkloster, so dass die beiden und deren Mutter, die nach dem Tod ihres Mannes in das Kloster ging, regen Kontakt pflegen konnten. In dieser Einsamkeit verfasste er mit Hilfe von Gregor v. Nazianz die berühmten Mönchsregeln des Basilius[12], welche weit reichenden Einfluss in das Mönchsleben des ganzen Orients hatten. Weiterhin gründete er in diesen Jahren mehrere Klöster und den Basilianer Orden. Im Jahre 360 nahm er als Diakon an den Streitverhandlungen zu Konstantinopel teil und 362 wurde er von Bischof Eusebius[13] zum Priester geweiht. Im Laufe der Zeit entwickelte sich eine Eifersucht auf Seiten des Eusebius gegen Basilius, aufgrund seiner wachsenden Popularität bei der Bevölkerung. Daraufhin floh Basilius wieder mal zum Pontus zu seinen Klöstern, kam aber bald auf Wunsch des Eusebius zurück, um gegen die drohende Gewalt durch Kaiser Valens[14], zu kämpfen. Diesen Streitkampf konnte Basilius der Große für sich entscheiden und zwang den Kaiser durch heftigen Widerstand in die Flucht. Während der Hungersnot in Caesarea im Jahre 367-368 linderte Basilius durch einen großen Aufwand an Aufopferung den Hunger der Armen. Er verkaufte gegen Nahrung den geerbten Besitz seiner Familie, er öffnete durch erschütternde Donnerworte die Vorratskammern der Reichen, er tröstete die Leidenden und besonders bediente er mit der Schürze um die Hüfte die Abgemagerten, bleichen Gestalten des Marktplatzes. Solche Taten machten ihn zu einem Liebling des Volkes und von daher ist es klar, dass er der Nachfolger, des in Mitte des Jahres 370 verstorbenen Bischof Eusebius, geworden ist. Zum Bischof weihte ihn Bischof Gregor v. Nazianz der Ältere (Vater von Gregor v. Nazianz) im Jahre 370.

I.III. Mor Basilius in seinen letzten Jahren

Als Bischof und Metropolit[15] von Cäsarea hatte Basilius 11 Provinzen zu betreuen. Er war schon mit seinen 40 Jahren wegen der strengen Askese und der Enthaltung schon sehr gebrechlich.

Ein schwerer Kampf lieferte ihn wie damals der arian.[16] Kaiser Valens. Dieses mal wollte er mit aller Macht die Kirchen Kappadokiens[17] zerstören und den Klerus vernichten, sowie er es mit 80 Priestern Konstantinopels tat, als er sie auf ein Schiff bringen und auf offener See verbrennen ließ. Basilius begegnete Ihnen mit solcher Unerschrockenheit und Überlegenheit, dass er seinen Gegnern Achtung und Bewunderung abnötigte und Valens gegen ihn nicht vorzugehen wagte, da er sah dass das ganze Volk hinter seinem Bischof stand. Dennoch unterschrieb Valens auf Drängen der Arianer hin ein Verbannungsdekretes[18] gegen Basilius, welcher aber nicht in die Tat umgesetzt wurde, da Basilius angeblich das Kind des Valens von einer Krankheit heilte. Kaiser Valens Hass gegen die Kappadokier war noch immer ungebändigt und er teilte Kappadokien im Jahre 371 in zwei Teile, so dass Basilius geschwächt wurde. Tyana[19] wurde die neue Hauptstadt Kappadokiens. In den letzten Lebensjahren des Heiligen Mor Basilius, versuchte er die Einheit zwischen der abendländischen und der morgenländischen Kirche herbeizuführen. Dieses Vorhaben scheiterte jedoch an das Antiochenische Schisma. In seinen Lebzeiten sah er aber schon ein Licht in der Ferne wo die Kirche vereint sein würde.

I. IV.  Zeittafel

Metropolit von Caesarea, Kirchenvater

Geburt :    um 330

Geburtsort :    Caesarea in Kappadokien, dem heutigen Kayseri oder in

                       einem Ort bei Ibora

Gedenktag :    Ort. Kirche: 01. Januar

                        kath. Kirche : 02. Januar

                        ev.  Kirche : 02. Januar

306-313 :    Verbannung der Großeltern (Pontische Wälder)

357 :           Taufe mit 27 Jahre (Bischof Dianius v. Caesarea)

357-362 :    Gründung mehrerer Klöster und eines Ordens (Bassilianer

                    sind weit verbreitet, z. B. in Buke/NRW)

362 :                   Priesterweihe durch Bischof Eusebius (32 Jahre)

362-365 :    Verbannung in die Pintischen Berge durch Eusebius

365 :            Flucht von Kaiser Valens aus Kappadokien

367-368 :     Hungersnot in Caesarea

370 :            Dankung von Bischof Eusebius und Bischofweihe des B.

                    durch Bischof Gregor v. Nazianz d. Ä. (Vater v. Gregor v.

                    Nazianz d. J.)

370-371 :    Erneuter Kampf gegen Kaiser Valens

371 :           Flucht v. Kaiser Valenz und Teilung Kappadokiens in zwei

                   Teile

372-379:    Versuch des Basilius die Kirchen zu vereinen scheitert;

                   Gründung der Basilias und anderen Versorgungshäusern

 

† 01.Januar 379

I.V. Stammbaum

 ? – Makrina d. Ä. (Schülerin von Gregor Taumanturys)

Gregor (Bischof)                             Basilius - Emmelia


Makrina   ein Sohn    Basilius    Neukratíus    Gregor    4 Töchter    Petrus     

                                 (27 jährig †)    (v. Nyssa)            (v. Sebaste)

II. THEOLOGIE

Er lehrte die Nächstenliebe durch seine Taten und bekämpfte den Arianismus durch rege Reden und Kämpfen. Er war ein Mann der Ordnung und der Regelung. Der schon als Priester „Vater der Armen“ gewesen, krönte seine Armenfürsorge mit der Gründung der so genannten Bassilias, einem großen und nahe der Bischofsstadt angelegten Versorgungshaus, in dem die Kranken, Armen, Fremden, Greise und Arbeitsunfähige Aufnahme und Pflege fanden. Andere folgten in ganz Kappadokien  seinem Befehl folgend.

III. WERKE

Werke    : So sehr Basilius ein Mann der Kirchlichen Praxis war und gerade  

                darin seine Größe liegt, sein literarisches Schaffen hat seinen

                Ruhm nicht beeinträchtigt, sondern nur erhöht. Er steht in der

                Reihe der vier „großen ökumenischen Lehrer“. Basilius

                verfasste dogmatische, asketische, liturgische Schriften sowie

                eine Anzahl von Predigten und Briefen.   

dogmat. Schriften: Gegenschrift zu Eunemius[20] ( 3 Bücher)

                               De Spiritu Sancto ( Vom heiligen Geist)

 

Asket. Schriften:  Mönchsregeln beeinflussten die Regeln des hl.

                           Benedikt. Diese stehen in der Form von Fragen und       

                           gegliederte Unterweisung für ein Leben in

                           Gemeinschaft.

Predigten und Schriften: 21 Reden über Märtyrer, gegen Wucherer über   

                                        Hungersnot und die Reichen.

IV. QUELLEN- UND LITERATURVERZEICHNIS

1. Christian Baur. , LThK, Band I, Sp. 26-28, Freiburg in Breisgau, 1931; 2. R. Janin, Der große Herder Lexikon, Band I, Sp.1036, Freiburg, 1956; 3.Hubertus R. Drobner, Lehrbuch der Patrologie, Freiburg in Breisgau, 1994; 4. BdK Basilius I und II; 5. Heimbucher, dtv Wörterbuch der Kirchengeschichte S. 114/115, München, 1982; 6. K. Suso Frank, Die Mönchsregeln, St. Otilien, 1981; 7. K. Stade, Putzger Historischer Weltatlas, S.16, Berlin, 1990; 8.Das Ökumenische Heiligenlexilon; 9. H. Engberding, LThK Band VIII, Sp. 178, Freiburg in Breisgau, 1936;10. G. Graf, LThK Band VII, Sp. 484, Freiburg in Breisgau, 1935; 11. J. Schweigl, LThK Band II, Sp. 774/775, Freiburg in Breisgau, 1931; 12. A. Stohr, LThK Band III, Sp. 849/850, Freiburg in Breisgau, 1931; 13. Konrad Hofmann, LThK Band VI, Sp. 819, Freiburg in Breisgau, 1934; 14.Wolf Eckard Gudemann, Bertelsmann neues Lexikon, Gütersloh, 1996; 15. Paulus Bedjan, ACTA MARTYRUM ET SANCTORUM SYRIACE VI, S.297-335, Hildesheim, 1968; 16. Corpus asceticum, Pg 31, 619/1428; 17. H.Dörris, „De Spiritu Sancto“ (AAWG.PH 3,39), Gö 1956


[1]  der die Südküste des Schwarzen Meers begleitende Gebirgszug in der heut. Türkei; im Ostpontus  (Kakcar Dagi ) 3937 m.
[2] röm. Kaiser284-305,  *um 243 in Dalmatien, † 3.12.313 Salona. 304/305 befahl er eine allgemeine Christenverfolgung mit Kultverbot, Niederreißen der Kirchen, Beschlagnahme des Gemeindevermögens und Bibelverbrennungen. Am 01.05.305 trat D. zurück
[3] hl., Jungfrau, † 379/80, Fest 19.Juli
[4]( um 335-394 ), Bischof u. Kirchenlehrer in Nyssa ( Kappadokien ). Erbitterter Gegner des Arianismus und Verteidiger des nicänischen Glaubensbekenntnisses
[5]hl., Bischof v. Sebaste um 381, † 391 od.392. Auf seine Bitten vollendete Gregor v. Nyssa das durch Basilius nicht mehr vollendete Buch über das Sechste Tagewerk; Fest 9.JanuarSebaste; heute Ankara, wurde 25 v.Chr. Hauptstadt der röm. Provinz Galatien. 314 und 315 wurden in ihr Konzile abgehalten
[6] hl. aus Neocaesarea in Pontus, beeinflussten alle ihre Enkel in der rel. Erziehung, † 340; Fest 14.Januar
[7] griech. Kaisareia; Hpt. v. Kappadokien. Hauptwirkungsstätte des hl. Basilius, heute (Eski-)Kaisarije     ( Türkei ), liegt in Inneranatolien, am Nordhang des Erciyas Dagi, 421.000 Ew.
[8] heute Istanbul
[9] um 330 – 390. Bischof und Kirchenlehrer aus der Nähe von Nazianz. Gedenktag in der orth. Kirche ist am 25.Januar. Durch sein Wirken beeinflusste er das Konzil v. Konstantinopel ( 381 ) nachhaltig. 
[10] Flavius Claudius Iulianus, J. Apostata, röm. Kaiser 361-363, * 331, † 26. 6.363; Neffe Konstantins d. Großen
[11] Metropole mit 6 Suffragamen in Pontus Polemoniacus ( ebd. I 499/508 ), heute Niksar, etwa 90km nordöstl. v. Tokat. Bußdisziplin bedeutsame Synode unter Vorsitz des Vitalis v. Antiochien u. Teilnahme des hl. Basilius (zw. 314 u. 325 )
[12] s. III. WERKE asketische Schriften
[13] ( um 260 – ca.340 ), Theologe u. Kirchenschriftsteller; arbeitete an einer Ausgabe der Septuaginta. Um 314 wurde E. Bischof v. Caesarea. In Nicäa erkannte er den Standpunkt der Athanasianer an, obwohl er ansonsten als Vertreter des Semi-Arianismus gilt.
[14] (328 – 378), röm. Kaiser ( 364 – 378 ), geb. in Cibalae ( heute Vinkovci in Kroatien )
[15] مطروفوليطا) ) Diözesan-Bischof, der gleichzeitig erster Bischof oder Erzbischof einer Kirchenprovinz ist.
[16] Arianismus, frühe christliche Lehre aus dem 4. Jh. n. Chr., benannt nach dem alexandrinischen Presbyter Arius. Nach arianischer Lehre ist Jesus Christus nicht wesensgleich mit Gott, aber dessen vornehmstes Geschöpf. Die Lehre des Arius wurde 325 auf dem 1. ökumenischen Konzil v. Nicäa verdammt. Um 359 hatte sich der Arianismus, aufgrund einflussreicher Anhänger, durchgesetzt und war die offizielle Glaubenslehre des Römischen Reiches bis zur Herrschaftsannahme von Valens, der sie verfolgte. Das endgültige Ende des A. wurde durch Kaiser Theodosius 379 und durch das 2.ökumenische Konzil (erstes v. Konstantinopel) besiegelt.  
[17]Antiker Name einer Landschaft im östlichen Kleinasien. Die sich zwischen Pontos Euxinos (dem heutigen Schwarzen Meer) und dem Tauros in der heutigen Türkei erstreckt. Hauptfluss war der Halys (heute: Kizilirmak) 
[18] Kirchliche Verfügung od. Erlass über die Verbannung einer Lehre und deren Vertreter
[19] heute (Eski) Malatiya
[20] Hauptführer der streng arian. Partei. Bischof v. Kyzikus in Mysien, nach wiederholter Verbannung    † um 395 wohl in Dakora. Sein Denken ist neuplatonisch und aristotelisch orientiert. Nach E. ist der richtige Gottesname „ Ungezeugtsein“, auf den alle anderen zurückgeführt werden müssen (vrg. denGottesbeweis des Thomas Morus). Durch diesen einfachen Gottesnamen gab es nur noch ein vollständiges Begreifen oder ein gänzliches Missverständnis der Gottheit. Niemand konnte sagen das Gott unbegreifbar ist. Außerdem konnte E. so erklären, dass der Sohn, da er erzeugt und geschaffen ist, nicht Gott sein konnte. Er ist Gott durchaus nicht ähnlich. Jedoch macht E. im Gegensatz zu Arius das Zugeständnis das Jesus schon ganz zu Anfang seines Lebens zu göttl. Ehren bestimmt war, und nicht erst infolge seiner sittlichen  Bewährung. 

Mor Dodo, Bischof von Tikrit (529-609)

Im Dorf Sidus, in der Region von Orumi (auch: Urmia) und Manazgard, lebte im 6. Jh. ein sehr frommes und gottesfürchtiges Ehepaar: Simon und Helena. Sie waren wohlhabend. Aus ihrer Gottes- und Nächstenliebe heraus halfen sie Armen und Bedürftigen. Von ihrem Besitz spendeten sie Klöstern und Kirchen. Ihr Haus war eine bekannte Unterkunft und Herberge für Fremde und Pilger. Jedoch hatten sie eine bedrückende Sorge: Sie hatten keinen Erben, obwohl sie fünfzig Jahre lang verheiratet waren.

Eines Tages kam ein heiliger Einsiedler Namens David zu ihnen, der in einem Kloster auf dem Berg bei der Stadt Tabriz (im heutigen Nord-Iran) wohnte. Dieser Mönch befand sich auf der Pilgerfahrt nach Jerusalem. Das Ehepaar trat zu dem Einsiedler hin und bat ihn um sein Gebet und seinen Segen. Er spendete ihnen den Segen und betete, dass sie ein Kind bekommen und sein Name in beiden Welten groß sein soll.
Nach neun Monaten gebar Helena einen Sohn, der getauft wurde und den Namen jenes Eremiten erhielt, durch dessen Gebete er geboren wurde. Die ganze Verwandtschaft und die Dorfbewohner freuten sich mit ihnen über dieses Kind.
Als der Einsiedler aus Jerusalem zurückkam, kehrte er wieder in das Haus des Simon ein und sah das Kind. Auf die Bitte seiner Eltern betete er wieder für dieses Kind und bat Gott, dass sein Name in beiden Welten groß sein möge. Als der Einsiedler nach einigen Tagen abreisen wollte, boten ihm Simon und Helena viele Geschenke an: Gold, Silber, Gefäße und Textilien, die er hätte für das Kloster gebrauchen können. Aber er nahm nur einen Kelch für die Heilige Liturgie an und ging zurück in sein Kloster bei Tabriz.

Als David fünf Jahre alt war, kam er in die Schule, wo er sieben Jahre lang fleißig das Alte und Neue Testament studierte und Bücher der Mönche las. Nach diesen sieben Jahren entschlief sein Vater, seine Mutter folgte ihm zwei Jahre darauf. David hatte oft daran gedacht, Mönch zu werden, aber seine Eltern hatten Heiratspläne für ihn. Nun, da sie nicht mehr waren, freute er sich, dass er nicht heiraten musste und so seiner Berufung nachgehen konnte.

Eines Tages las er in der Heiligen Schrift die Worte Jesu über die Nachfolge. Ab dem Moment verachtete er die Welt und war mit seinen Gedanken in der künftigen Welt. Das große Vermögen, das ihm seine Eltern hinterlassen hatten, gab er zum Teil der Kirche und verteilte den Rest an die Armen und Kranken. Er nahm die Lumpen eines Armen, legte sie sich an und nahm allein das Evangelium, in dem er im Elternhaus las, mit sich und machte sich auf den Weg nach Tabriz, in das Kloster, in dem der Einsiedler wohnte, der einst seine Eltern besucht hatte.
Dort angekommen, klopfte er unter Gebete an die Pforte des Klosters. Er stellte sich dem Abt und der Gemeinschaft vor und bat um Aufnahme in die Mönchsgemeinschaft. Als sie sahen, dass er demütig, ruhig und von strahlender Schönheit war, willigten sie ein und kleideten ihn am nächsten Morgen zum Mönch ein. Er erhielt eine Mönchszelle im Kloster und wurde der Obhut Davids des Einsiedlers anvertraut.
Der junge Mönch David übte sich in sehr schweren Übungen und harter Askese: Er hörte nicht auf zu beten, die ganze Nacht hindurch wachte er im Gebet. Er liebte langes Fasten und ununterbrochene lange Gebete. Er ernährte sich von einem Sonntag auf den anderen, und wenn er sein Fasten unterbrach, aß er ein wenig Grünzeug oder nahm ein einfaches Mahl zu sich. Aus Liebe zu seinem Herrn bekleidete er sich mit hartem Metall, das ihn im Sommer wegen der Hitze und im Winter wegen der Kälte quälte. Er litt freiwillig wie ein Märtyrer.

Als er zwei Jahre im Kloster weilte und sich so in der Askese übte, entschlief David der Einsiedler, sein alter Meister. Darauf verließ der junge Mönch heimlich sein Kloster und ließ sich auf dem hohen Berg bei Tabriz nieder und lebte dort ohne Unterschlupf unter freiem Himmel. In seinem Kloster geriet er in Vergessenheit, keiner der Mönche wusste, wo er sich aufhielt. Auf jenem Berg setzte er sich der Sonnenhitze und der Schneekälte aus, hungerte und dürstete streng. Zwölf Jahre lang harrte er in diesen harten Übungen aus. Dazu kamen die schweren Anfechtungen und Kämpfe seitens des Teufels und der Dämonen. Als Vorbild hatte er sich den Heiligen Barsaumo, Haupt der Anachoreten (+458) genommen. Den erhabenen Wandel jenes Heiligen ahmte er nach.

Eines Nachts sah der Abt seines Klosters in einem Traum, wie zwei Engel aus dem Himmel zum heiligen Mönch David herabkommen, sich vor ihm verneigen und etwa eine Stunde lang bei ihm verweilen. Einer der Engel trug eine goldene Schale mit hell leuchtendem Brot, der andere einen goldenen Krug mit Wasser süßer als Honig. Der Abt fragte die Engel, für wen diese seien. Sie antworteten ihm, sie seien für den heiligen David, der auf dem Berge wohnt. Gott habe ihm dieses Mahl zukommen lassen, weil er seit zwölf Jahren aus Liebe zu seinem Herrn ohne Nahrung sei. Er ist ein heiliger Mann, dessen Wandel edler und erhabener sei als der Wandel aller seiner Zeitgenossen. Und die Engel tadelten den Abt und die Mönchsgemeinschaft, dass sie bis dahin David nicht aufgesucht und ihn um sein Gebet und seinen Segen gebeten hatten.
Erschreckt erwachte der Abt aus seinem Schlaf und versammelte die Mönchsgemeinschaft und fragte sie über David aus. Aber keiner wusste, wo er war. Dann legte der Abt dar, dass er einen Traum über ihn gesehen hatte und dass ein Engel sie aufgefordert habe, den Heiligen auf dem Berge zu besuchen und seinen Segen zu erbitten. Sie nahmen Weihrauch mit, um ihm würdig zu begegnen. David wurde durch den Heiligen Geist in einer Vision mitgeteilt, er solle aufstehen und den Brüdern entgegenlaufen, die gekommen waren, um ihn zu besuchen. Sie begegneten sich beide in tiefer Demut und großer Freude und spendeten sich gegenseitig den Segen.
Die Mönche wunderten sich über die lebendigen Worte aus dem Munde Davids, sie baten ihn um Vergebung ihrer Verfehlungen und darum, dass er mit ihnen ins Kloster zurückkehren möge. Er ließ sich überreden und ging mit ihnen. Er blieb eine Woche lang mit ihnen im Kloster und sah, dass sie ihn sehr verehren und sich vor ihm verneigen. Weil er den Ruhm dieser Welt fliehen wollte, nahm er sich vor, das Kloster wieder zu verlassen und an einen Ort zu gehen, wo man ihn nicht kennt.

Er verließ nachts das Kloster und machte sich auf den Weg nach Jerusalem. Von Jerusalem aus besuchte er die Klöster in Ägypten und empfing den Segen der dortigen Einsiedler. Auf seinem Rückweg wirkte er viele Wunder. Er kam nach Urhoy/Urfa (türkisch: Şanlıurfa) und wurde von den vielen Klöstern auf diesem heiligen Berg gesegnet.

Auf dem Rückweg in sein Kloster bei Tabriz führte ihn die Vorsehung Gottes in die Region der Stadt Fir und Beth Zabday/Azekh (türkisch: Idil), in das „Tal der Hölle“, nördlich des Dorfes Esfes (türkisch: Yarbaşı) im heutigen Tur Abdin (Süd-Ost-Türkei). Dort fand er einen engen Spalt, in dem er zwei Jahre lang wohnte und von dort aus viele Wunder wirkte wie: Krankenheilungen, Dämonenaustreibungen und Bekehrung von Ungläubigen. Die Dorfbewohner von Esfes wollten ihm ein Kloster bauen, damit er nicht mehr in diesem engen Spalt wohnen müsse und damit man einfacher zu ihm gelangen könne. So fingen sie an, die Fundamente für das neue Kloster zu legen. Beim Graben trat eine große giftige Schlange hervor, die durch ihr Gift zwei Männer tötete. Als das der Heilige mitbekam, war er sehr betrübt und wollte aus Demut nicht mehr „David“ heißen, sondern er ließ sich ab dem Tag „Dodo“ rufen, denn er meinte, er sei nicht würdig, wie König David zu heißen, der „Herz Gottes“ genannt wurde. Er ging hinunter und betete inständig und erweckte die zwei Toten im Namen Jesu Christi, unseres Herrn. Alle, die das sahen, priesen Gott. Danach ging er zur Schlange hin, beschwor sie, hauchte sie an, und sie wurde trocken und starb.
Nach sieben Monaten wurde das neue Kloster fertig gebaut und nach ihm benannt. In dem Kloster leitete Dodo vierzig ehrwürdige und vorbildliche Mönche, für die er Regeln und Ordnungen aufstellte. Er leitete sie zu heiligem Leben an, lehrte sie über die Liebe und die Demut, warnte sie vor Hochmut, ermahnte sie zum Fasten, zum Gebet und zum Wachen. Sie nahmen seine Worte an, als seien sie von Christus selbst.

Als Dodo sechzig Jahre alt war, verstarb der Bischof von Tikrit (im heutigen Irak). Die Bewohner der Stadt suchten den Patriarchen von Antiochien auf und baten ihn, einen neuen Bischof vorzuschlagen und ihn für sie als Hirte zu weihen. Der damalige Patriarch Petrus III. (571-591) war ein heiliger und tugendhafter Mann. Nach Augenzeugenberichten heißt es von ihm, dass er die Kerzen seiner Kirche in Antiochien durch das Feuer, das aus seinen Fingern entflammte, anzündete, sodass er sein Leben lang kein fremdes Feuer benötigte. Dieser Patriarch stand auf zum Gebet, wachte und fastete und bat Gott, ihm einen Weihekandidaten zu zeigen. Der Heilige Geist offenbarte ihm über Dodo, der würdig sei, zum Bischof geweiht zu werden. Als Dodo davon Kunde erhielt, weigerte er sich aus Demut, aber der Patriarch zwang ihn im Jahre 589 und weihte ihn zum Bischof für Tikrit mit dem Namen „Gregorius“ und übergab ihn den Bewohnern von Tikrit mit begleitendem Gebet und Segen.
Bevor er sein Kloster bei Esfes verließ, setzte er einen Mönchspriester als seinen Vertreter dort ein. Der neue Abt Isaak war der Sohn seines Onkels mütterlicherseits. Er betreute nach der Bischofsweihe von Dodo die vierzig Mönche in dem Kloster, das nach ihm, Mor Dodo, benannt worden war.

Die Diözese des Heiligen war hocherfreut über ihren neuen Hirten. Er wurde vom ganzen Klerus und von den Gläubigen, groß und klein, jung und alt, unter Jubel und Gesängen empfangen und in sein Amt eingeführt. Am Tag seines Eintritts in die Stadt hat er Kranke geheilt, Leprakranke gereinigt, Blinden das Augenlicht geschenkt und Dämonen aus Besessenen ausgetrieben. Durch die vielen Wunder, die er wirkte, wurde er sehr geachtet und wie ein Engel des Herrn in Ehren gehalten.

Am Ende seines heiligen Lebens befiel ihn eine schwere Krankheit, so dass er im Bett liegen musste. Er ließ die Priester und Diakone, Obere und Verwalter und die Gläubigen in der Stadt zu sich rufen und gab ihnen drei Tage und drei Nächte lang Anweisungen über den christlichen Weg der Liebe und Demut und warnte sie vor dem bösem und sündhaftem Treiben der Welt. Danach ging er in die ewige Heimat und wurde am 20. Mai 609 in die Schar der Engel und Heiligen aufgenommen.
Zu seiner Beisetzung in der großen Kirche von Tikrit waren 1.800 Priester anwesend, die eine Woche lang beteten und die Heilige Messe feierten. Während der liturgischen Gebete wurden alle von göttlichem Licht umgeben. Während seiner Beisetzung geschahen viele Heilungswunder, alle Kranke, die seinen Leib berührten, wurden gesund.

In seinen Weihedokumenten hatte der Heilige notiert, dass er in den zwanzig Jahren seines Episkopats 1.300 Priester und 1.700 Diakone geweiht hatte.

Weiterhin wird über ihn berichtet, dass er zwanzig Jahre nach seinem Heimgang seinem Cousin Isaak, dem Abt des Klosters Mor Dodo bei Esfes, erschienen ist. Er sagte  ihm, dass er und ein anderer Mönch sich nach Tikrit aufmachen sollten, um seinen Leib von dort in ihr Kloster zu überführen, ohne dass es jemand merken sollte, da er im Osten unter den Anhängern des Nestorius keine Ruhe habe, wegen ihrer Irrlehre. Am nächsten Tag ging der Abt mit einem seiner Mönche nach Tikrit in die große Kirche, sie nahmen seinen Leib aus dem verzierten Steingrab heraus, ohne dass es jemand merkte. Sie setzten ihn auf ein Lasttier und kehrten zurück in ihr Kloster bei Esfes. Auf dem Weg wurden sie von zwei Räubern überfallen. Die Mönche fürchteten sich und rannten davon. Als die Räuber den Leib des Heiligen zu Boden stürzen und das Tier mitnehmen wollten, kam etwas Blitzartiges aus seinem Leib heraus und blendete die beiden Räuber. So wurden die beiden Mönche gerettet, nahmen den Leib des Heiligen und kamen in ihr Kloster.
Die beiden Räuber erfuhren später über den Heiligen und kamen in sein Kloster, warfen sich vor seinem Grab zu Boden und baten um das Augenlicht und versprachen, ihr Leben zu ändern. Sie wurden wieder sehend und baten um Aufnahme ins Kloster, wurden Mönche und führten ein tugendvolles Leben.

Nach weiteren zwei Jahren, es war das Jahr 631, erschien der heilige Dodo wieder Abt Isaak und sagte ihm, dass die Irrlehre des Nestorius auch das Kloster bei Esfes erreichen werde. Darum solle er ihn auch von dort versetzen und in die gesegnete Region des Tur Abdin bringen, wo er bis zur Wiederkunft unseres Herrn Jesus Christus ruhen wolle. Sofort nahm der Abt den Leib des Heiligen und kam auf seinem Weg in ein Dorf namens Beth Sbirino (oder: Bsorino, türkisch: Haberli), in dem sich in jenem Moment ein Wehklagen über einen 12järigen Jungen erhob, der soeben verstorben war. Sein Name war Jesaja, er war das einzige Kind seiner Eltern. Als sie das Kind zu Grabe trugen, spürte ein tugendhafter alter Priester namens Samuel im Geiste, dass der heilige Dodo ins Dorf gekommen war. Er hielt die Prozession an, nahm den Leib des verstorbenen Jungen und legte ihn auf den Sarg des Heiligen. Die Priester und das ganze Volk flehten zu Gott, das Kind durch das Gebet des heiligen Dodo zu erwecken. Da stand der Junge wie aus dem Schlaf auf. Alle freuten sich sehr über dieses Wunder.
Als Abt Isaak sich am nächsten Tag bereit machte, um weiterzuziehen, baten ihn die Dorfbewohner von Beth Sbirino und überzeugten ihn unter Flehen und Bitten, nicht zu verreisen, sondern den Heiligen in ihrem Dorf zu lassen, da er ein Geschenk Gottes an ihr Dorf sei. Die Dorfbewohner bauten eine große Kirche für den Heiligen, wo sie ihn beisetzten und benannten sie nach ihm. Am Tag seiner Beisetzung sowie danach geschahen viele Heilungswunder, bis zum heutigen Tag.

Der Festtag des Heiligen wird am 20. Mai gefeiert.

Quelle:
JOHANNES aus Tikrit, Lebensbeschreibung des heiligen Mor Dodo, Bischof von Tikrit. Midyat, 1959. - (Johannes lebte im 6. Jh. Und war Jünger, Gefährte und erster Priester des heiligen Mor Dodo. Als Vorlage für den deutschen Text diente der syrische Originaltext in einer Handschrift.)


Der heilige Ephräm der Syrer

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Der heilige Ephrem wurde im Jahre 303 in der Stadt Nisibis (heute: Nusaybin in der Süd-Ost Türkei) von einer christlichen Familie geboren, wie er selbst von sich erzählt hat, und nicht wie einige behaupten, er sei zuerst Heide gewesen und dann in seiner Jugend Christ geworden. Er wurde im Glauben und in der christlichen Bildung unterwiesen und erwarb sich dadurch große Tugenden. In seiner Jugend wandte er sich vom weltlichen Treiben ab und schloss sich dem heiligen Bischof Jakob von Nisibis (nach +338) an, mit ihm zusammen reiste er zum Konzil von Nizäa (325). Von ihm erwarb er sich Frömmigkeit, Bildung und Wissen. Er hatte sich ganz in die syrische Kultur vertieft.
Er wurde Mönch und wurde zum Diakon geweiht. Er war 38 Jahre lang an der Schule von Nisibis als Lehrer tätig, die zuvor der heilige Jakob gegründet hatte. Auch stand er im Dienst und in der Jüngerschaft der drei nachfolgenden Bischöfe von Nisibis. Dort verfasste er Hymnen, die als „Nisibinische Hymnen“ bekannt sind.
Die Perser nahmen im Jahr 363 seine Heimatstadt Nisibis ein, worauf er mit den Lehrern und vielen anderen Berühmten aus der Gegend auswanderte. Er reiste zuerst nach Amed (heute: Diyarbakir/Türkei) und dann nach Edessa (heute: Urfa/Türkei), wo er sich auf einen Berg niederließ, auf dem viele Mönche lebten. Die dortigen Eremiten nahmen ihn freudig auf und respektierten ihn. Die Stadt war von Klöstern umgeben. Es gefiel ihm, dort zu bleiben. Die berühmte „Persische Schule“ in Edessa vergrößerte er und bereicherte sie durch seine eigene Lehrtätigkeit. Dort brachte er sein Wissen zur Entfaltung. Er legte die beiden Testamente aus, komponierte wertvolle Gesänge und Gebete, die er nicht nur der syrischen, sondern der ganzen Heiligen Kirche als Erbe hinterlassen hat. Sie zeugen von seiner Redegewandtheit, der Ausdruckskraft seiner feinen Gedanken und von einer bemerkenswerten Weisheit. Er hatte viele Schüler, die bei ihm ausgebildet wurden. Durch die Jahrhunderte hindurch war der heilige Ephrem eine große Autorität, der wie ein heller Stern am Himmel der Kirche leuchtet.
Am 9. Juni 373 entschlief er in Edessa und ging in die ewige Herrlichkeit ein. In Edessa wurde über seine Ruhestätte ein Kloster gebaut, das man „das Untere Kloster“ nannte. Die syrische Kirche feiert ihn am Samstag der ersten Woche des 50tägigen Fastens vor Ostern.
In der Römisch-Katholischen Kirche wurde er 1920 von Papst Benedikt XV. zum Kirchenlehrer erhoben; sein Gedenktag ist in der römischen Kirche der 9. Juni. Außerdem wird er in allen Orthodoxen Kirchen als großer Heiliger und beliebter Dichter verehrt. Bei den Syrern wird er „Prophet und Sonne der Syrer“ genannt. Weil er so viele geistliche Werke verfasst hat, wird er weiterhin „Harfe des Heiligen Geistes“ genannt.

Seine Lebensweise

Seine Lebensweise war asketisch. Durch seine Taten und seine Lehre war er seinen Mitmenschen ein Vorbild und Lehrer. Er war von Demut, Reinheit und Erbarmen gekennzeichnet. In der Hungersnot, die anfangs 373 in Edessa ausbrach, sorgte er sich mit ganzer Kraft um Bedürftige und Notleidende. Er trug große Sorge um die gesunde Lehre, liebte die Kirche und den wahren Glauben. Besonders energisch setzte er sich gegen Irrlehren ein, die er durch seinen scharfen Geist bloß stellte.
Der heilige Ephrem wurde schon zu Lebzeiten zu einer Berühmtheit, so dass er unter die Gelehrten der christlichen Autoren gereiht wurde. Einige seiner Werke wurden schon zu seinen Lebzeiten oder kurz danach ins Griechische übersetzt.  Der heilige Hieronymus (347-419/20) berichtet in seinem Buch „Liber de viris illustribus“ (Kap. 115), dass er selbst ein Buch des heiligen Ephrem in griechischer Übersetzung gelesen habe und erstaunt gewesen ist, wie tief der Geist dieses Diakons von Edessa war. Weiterhin berichtet er, dass die Schriften des heiligen Ephrem in einigen Kirchen sogar nach der Lesung der Heiligen Schrift rezitiert wurden.
Der heilige Johannes Chrysostomus (+407) schrieb: „Ephrem, Harfe des Heiligen Geistes, Hort der Tugenden, Tröster der Betrübten, Wegweiser der Jugend, Zurechtweiser der Irrenden, für die Irrlehrer ein zweischneidiges Schwert.“
Der heilige Ephrem blieb zeitlebens Diakon, er wollte nie Priester werden, weil er große Ehrfurcht davor empfand. Er hatte nämlich einmal in einer Vision gesehen, dass das Priestertum einer Feuersäule gleicht, die von der Erde bis zum Himmel reicht. Deshalb wehrte er sich gegen den Entscheid des heiligen Basilius von Cäsarea, von ihm zum Bischof geweiht zu werden.

Seine Werke

Der heilige Ephrem ist ohne Zweifel ein Meister und Kenner der syrischen Sprache gewesen und  ein wunderbarer Dichter, der in wenigen Worten viele Gedanken ausdrücken konnte. Er hat in seinen Werken eine einfache Sprache, die jedoch tiefsinnig und staunenswert ist. Sehr beliebt und bekannt sind die vielen Bilder, Symbole und Metaphern, die er in seiner Sprache gebraucht.
Er hat eine erstaunlich reiche Vielfalt von Melodien und Versmaßen in die syrische Kirche hinein gebracht; bis heute werden sie in den Gebetszeiten gesungen.
Er hat auch in Prosa geschrieben. Aber große Berühmtheit haben seine unzähligen Hymnen (Mimre) erlangt, die in siebensilbigem Versmaß geschrieben wurden; sie alle handeln von theologischen Themen wie: die Gottheit und Menschheit Jesu Christi, sein Leben und seine Lehre, seine Apostel, seine Kirche, die jungfräuliche Gottesmutter, die Märtyrer, die Heilige Schrift, christliches Leben und Tugenden, dogmatische Themen, Lob für Heilige seiner Zeit u. v. m. Unter seinen Hymnen gibt es auch viele, die nach der Reihenfolge der Buchstaben des Alphabets geschrieben sind. Einige seiner Werke sind durch die Wirren der Zeit verloren gegangen.

Zwei Hymnen vom heiligen Ephrem der Syrer

Über das Gebet:
"Ich, Ephräm, werde sterben und schreibe dieses Testament, damit es den Schülern, die nach mir kommen, als Zeugnis diene. Seid beständig im Gebet, Tag und Nacht. Die Früchte des Bauern, der zweimal pflügt, werden reichlich sein. So seid nicht wie die Nachlässigen, deren Felder Unkraut hervorbringen. Seid beständig im Gebet. Wer es (das Gebet) gern hat, bekommt in beiden Welten Hilfe von ihm."

Über seine Berufung:
"Als ich ein kleines Kind war und wie ein Kind lebte, sah ich wie in einem Traum einen Weinstock, der aus meiner Zunge wuchs. Er trug zehntausend Traubenstöcke und zehntausend von zehntausenden (100.000 – Symbol für eine große Zahl) Trauben. Die Traubenstöcke sind Gedichte, die zehntausende von Trauben sind Hymnen. Gepriesen sei er, der den Weinstock gepflanzt hat und ihre Traubenstöcke und Trauben vervielfältigt hat."

Quellen:

  • BARSOM, Ignatius Ephrem I., Berule Bdire (über die syrische Literatur, in syrisch), Losser ²1991, 219-226
  • BARSOM, Ignatius Ephrem I., Wertvolle Perlen I (kurze Geschichte der Kirche, in syrisch), Schweden 2004, 389-391
  • MANNA, Jakob Augin, Marge Faginoye (über die aramäische Literatur, in syrisch), Dasing 1995, 21-23

Der heilige Gabriel von Beth Qustan

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Der heilige Gabriel wurde im Jahr 594 in einem Dorf namens Beth Kustan (Bekusyonē in der Süd-Ost Türkei) geboren. In seiner Kindheit wurde er von seinen Eltern in die Dorfschule geschickt, wo er lesen und schreiben lernte und Messdiener seiner Dorfkirche wurde.
Als er heranwuchs, wollten ihn seine Eltern vermählen; doch er willigte nicht ein, weil er Mönch werden wollte. Eines Nachts floh er ohne das Wissen seiner Eltern von zu Hause und schloss sich einem betagten, heiligen und wundertätigen Mönch an, der Georg hieß. Der heilige Gabriel bat diesen um Aufnahme. Nach einer eingehenden Prüfung wurde er mit 15 Jahren von demselben zum Mönch eingekleidet. Von da an nahm er seinen geistlichen Führer als Vorbild und ahmte seine harten asketischen Übungen nach, um seinen Geist und seinen Körper auf dem Weg der Vollkommenheit zu erziehen. Beispielsweise gönnte er sich nachts nur zwei Stunden Schlaf, den Rest verbrachte er mit Gebet, geistlicher Lesung und Anbetung. Er hatte aus Demut beschlossen, im Sommer und Winter barfuss umher zu gehen. Unter seiner Kutte aus Ziegenhaar trug er eine eiserne Bekleidung. Auf diese Weise suchte er seinen Körper in Zucht halten. Als ihn einmal seine Eltern besuchten, waren sie wegen seiner harten geistlichen Übungen betrübt und baten seinen geistlichen Vater um Erleichterung. Aber der heilige Gabriel blieb auf seinem Weg standhaft und schritt in der Tugend voran.
Nach sieben Jahren der Askese bat er seinen Meister, jenen Ort zu verlassen, weil er von seinen Verwandten bedrängt wurde. Er ging in das nächstgelegene Mor Schemun Kloster und bat um Aufnahme. Die ganze Gemeinschaft nahm ihn freudig auf und gab ihm eine Mönchszelle, in der er sich einsperren ließ und sich über mehrere Jahre hinweg in körperlicher Abtötung und geistlichem Fortschritt übte. Als die Brüder seine Ehrlichkeit und persönliche Reife sahen, wählten sie ihn mit etwa 39 Jahren zu ihrem Abt. Als Abt sorgte er sich sehr um seine Mitbrüder im Kloster; er diente ihnen und auch jenen, die fern waren von ihm.
In seiner Amtszeit als Abt spielte sich folgende Geschichte ab:
Ein reicher Händler aus der arabischen Wüste kam einmal auf seinem Weg in den Norden ins Kloster und hatte viel Besitz mit sich gebracht und wurde von einer Dienerschar begleitet. Aus Angst, unterwegs überfallen zu werden, hinterließ der Händler bei einem Bruder namens Johannes, den er gut kannte und ihm vertraute, ein großes Vermögen an goldenen Denaren, damit er sie auf seiner Rückreise wieder abholen könne.
Nach zwei Jahren verstarb Johannes, ohne jemandem von den anvertrauten Denaren erzählt zu haben. Nach einem weiteren Jahr kam auch der arabische Händler zurück ins Kloster, um sein Vermögen abzuholen. Er schaute in die Reihe der Brüder, fand aber seinen Freund Johannes nicht. Man berichtete ihm, dass er bereits im Vorjahr gestorben sei. Der Händler fragte nach jemandem, der dem Bruder Johannes nahe stand. Man holte einen seiner Schüler, der aber von dem Geschehen nichts wusste. Der Händler wurde sehr zornig und ließ diesen Schüler körperlich züchtigen und ihn in jener Nacht in Ketten legen.
Am nächsten Morgen folterte er ihn, so dass er anfing, laut zu weinen. Als die Brüder das hörten, benachrichtigten sie ihren Abt, den heiligen Gabriel. Als dieser den Schüler in jener qualvollen Situation erblickte, war er von Trauer erfüllt. Er sprach zum Händler: „Lass uns hingehen und den Verstorbenen selbst fragen, wo er dein Gold versteckt hat!“ Nach einem Gebet beschwor der Heilige den Verstorbenen, Antwort zu geben. Eine Stimme kam aus dem Grab und verriet den Ort, wo das Gold versteckt war. Der Händler zweifelte, dass es sein verstorbener Freund war. Als man das Grab öffnete und den Leichnam von den Tüchern enthüllte, sah der Händler, dass die Zunge des Verstorbenen noch feucht war; er erkannte seinen Freund und war von großer Freude erfüllt. Dann sprach er: „Ich werde diesen heiligen Ort nicht mehr verlassen, an dem Lebende mit Verstorbenen sprechen, wann immer sie wollen.“ Er befreite seine Diener und beschenkte das Kloster reich und verteilte viel von seinem Reichtum an die Armen. Er trat ins Kloster ein, ließ sich taufen und nahm den Namen seines Freundes Johannes an.
Der Name des Heiligen wurde von Tag zu Tag bekannter. Als der Metropolitenstuhl von der Region Tur Abdin vakant war, wurde er zum Metropoliten gewählt. Im Jahre 634 bekam er die Bischofsweihe vom Patriarch Athanasius I. (Gamolo) gespendet.
In seinem Kloster hatte der heilige Gabriel eine Regel für die Mitbrüder aufgestellt, die er strikt und genau beachten ließ. Er war den Brüdern gegenüber sehr gütig und väterlich. Wenn aber ein Bruder es wagte und sich bewusst und hartnäckig gegen ihn auflehnte, kam der betroffene Mitbruder meistens nicht unbestraft davon. Er war sehr respektiert, weil seine strengen Worte von Wundern begleitet waren. Es gibt viele Wunder, die auf seine Fürbitte geschahen:
Eines Tages kamen viele Fremde und arme Leute unangemeldet ins Kloster. Die Tischdiener benachrichtigten den Heiligen, dass viele Besucher im Kloster sind, aber das Essen für sie und die Mitbrüder nicht ausreichen werde. Er befahl, zuerst den Fremden davon zu geben bis sie satt sind; falls nichts übrig bleiben sollte, sollten die Brüder an dem Tag fasten. Nachdem die Fremden gegessen hatten, blieb wenig übrig. Als sie zu Tisch saßen, sagte ihnen der Heilige: „Brüder, die Tischdiener haben unser Abendbrot den Armen und Fremden gegeben. Esst nun dankbar was übrig geblieben ist, ohne zu murren.“ Für alle war nur ein Brot da. Durch die Fürbitte des Heiligen aßen alle Brüder an dem einen Brot und wurden satt, und sammelten sogar einen großen Rest ein. Sie waren innerlich sehr betroffen und von Furcht ergriffen.

Nach Berichten von Augenzeugen hat der heilige Gabriel drei Tote auferweckt:
  •  Der erste, den er auferweckte, war der Abt des Bethel-Klosters (heute: Dayro da Slibo in der Süd-Ost Türkei). Er war ein Freund des Heiligen. Sie hatten unter sich vereinbart: Wer zuerst von beiden stirbt, soll vom anderen bestattet werden. Erst nach 14 Tagen erreichte den Heiligen die Nachricht vom Tod seines Freundes. Er machte sich schnell auf den Weg zu dem Verstorbenen. Er ging alleine mit einem Weihrauchfass und dem Buch der Begräbnisliturgie zu ihm hin und fand ihn in Tüchern eingehüllt; da umarmte er den Leichnam und begann zu weinen. Er betete zu Gott und bat Jesus Christus, seinen verstorbenen Freund zu erwecken, wie er selbst seinen Freund Lazarus auferweckte. Nach seinem Gebet nahm er seinen Freund bei der Hand und ließ ihn auferstehen. Nach seiner Auferstehung lebte er weitere 15 Jahre.
  • Ein andermal war der Heilige auf Besuch in seiner Diözese. Er kam mit seinen Jüngern in ein kleines Dorf namens Sigun. In diesem Dorf hatte eine Witwe ihren Sohn verloren, der noch nicht getauft war. Als sie vom Kommen des Heiligen hörte, lief sie ihm und seinen Jüngern entgegen und bat sie, zu ihr nach Hause zu kommen. Der Heilige verlangte nach einem Weihrauchfass, kniete vor dem Verstorbenen, betete innig und weinte. Als das Kind lebendig wurde, nahm er es bei der Hand, richtete es auf und gab es seiner Mutter mit den Worten: „Hier ist dein Kind. Es schlief nur, doch jetzt ist es wach. Gib ihm Milch zu trinken.“ Das sagte er, um nicht von den Leuten gepriesen zu werden. Die Witwe bat ihn weiter, dass er ihn taufe. Er taufte es und nannte es „Gabriel“. Dieses Kind wurde groß, heiratete und wurde Vater einer Familie.
  • Als der Heilige einmal in der Kirche eines Dorfes namens Olin beherbergt wurde, starb in jenem Dorf um Mitternacht ein Jüngling aus einem bekannten Geschlecht. Als der Heilige sich morgens aufmachte, um das Dorf zu verlassen, hörte er ein Geschrei und ein Wehklagen. Da kamen die Verwandten des Verstorbenen zum heiligen Gabriel und baten ihn, den Jüngling zu begraben. Als er sah, wie sehr sie weinen und um ihren Verstorbenen trauern, war er betroffen, weinte und begann zu beten. Die Umstehenden dachten, es sei die Begräbnisliturgie. Er hatte aber darum gebeten, dass er wieder lebendig werde. Nachdem er sein Gebet beendet hatte, öffnete der Jüngling die Augen und erhob sich. Er wurde später ein Mönch des Heiligen und stand ihm zeitlebens zur Seite.

Es begab sich einmal, da entsandte der heilige Gabriel Steinhauer, um einen dicken Stein aus einem Berg zu hauen, der im Kloster zur Vorbereitung des Brotbackens gebraucht werden sollte. Der Stein war beinahe vier Meter lang, ein Meter breit und einen halben Meter hoch. Von weit her wurde er auf eine Karre geladen, die zwei Ochsen zogen. Als es zum Kloster hinauf ging, waren die Ochsen zu schwach geworden, um die Steigung zu bezwingen. Da eilte die Gemeinschaft hin, um den Stein hinauf zu tragen. Als der heilige Gabriel das schwere Gewicht des Steins sah, ordnete er durch Gottes Wort an und sprach: „Kein Mönch, sei er jung oder alt, hat die Erlaubnis, im Kloster zu bleiben. Jeder komme und helfe, den Stein mit zu tragen!“ Da eilten alle Mitbrüder hinaus. Da er seinen Befehl allgemein an alle Brüder richtete, kamen auch die verstorbenen Mitbrüder aus der Krypta heraus. Der Heilige konnte sie sehen, aber den Mitbrüdern waren sie unsichtbar. Er wunderte sich, dass er sie gar nicht kannte und fragte sie, wer sie seien. Sie antworteten: „Wir sind aus der Krypta herausgekommen. Wir hörten das mächtige Wort, dass du gesprochen hast, dass nämlich keiner von Gott aus die Erlaubnis habe, im Kloster zu bleiben. So sind auch wir gekommen, um den Brüdern zu helfen.“ Da warf sich der Heilige vor ihnen nieder und bat sie um Verzeihung. Weiterhin bat er sie, wieder an ihren Ort zu gehen. Durch die Kraft Gottes und der Gebete der erschienen Entschlafenen wurde der schwere Stein hinauf ins Kloster getragen. Dieser Stein wird bis heute in seiner Klosterkirche aufbewahrt.
Als der heilige Gabriel zur Vollendung seiner Jahre kam, wurde ihm offenbart, dass er bald aus der Welt scheiden werde. Deshalb ermahnte er umso mehr seine Schafe, untadelig auf dem Weg Gottes zu wandeln. Bevor er am Dienstag, den 23. Dezember 668, entschlief, segnete er alle Brüder. Bei seinem Heimgang in die Herrlichkeit war der Raum von wunderbarem Geruch erfüllt. Eine Woche lang betete man über seinen Leichnam. Zu seiner Beisetzung waren zehn Bischöfe anwesend und tausende Kleriker und Gläubige. Am achten Tag wurde er nach der Eucharistiefeier in seinem Kloster beigesetzt, in dem sich heute noch sein Grab befindet. Sein Gedenktag ist der 31. August.
Der heilige Gabriel wird noch heute sehr verehrt und gilt als der größte syrische Heilige der Süd-Ost Türkei.
Bis heute geschehen Wunder an seinem Grab und durch seine Fürbitten. Er wird besonders angerufen, wenn Eltern der Kinderwunsch verwehrt ist.

Quellen:

  • DOLAPÖNÜ, F. Hanna, Geschichte des heiligen Klosters von Kartmin (syrisch), Losser ²1990, 59-78

Der heilige Märtyrer Georg

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Ikone aus Wysokie in der Slowakei, 15. - 16. Jahrhundert

Zwei frühen syrischen Kircheninschriften zufolge starb der heilige Georg in Lydda - dem heutigen Lod in Israel - den Märtyrertod.

Seine Lebensbeschreibung berichtet, dass der Richter Dacian die Martern des Heiligen unter Diokletian veranlasste.
In einer Vision voraussagte der Herr Jesus selbst ihm ein sieben Jahre andauerndes Martyrium, wobei er dreimal sterben und auferstehen werde. Einmal wurden ihm 60 Nägel gleichzeitig in den Kopf geschlagen.
Besondere Berühmtheit erlangte die Begebenheit vom Kampf des heiligen Ritters Georg mit einem Drachen, der in einem See vor der Stadt Silena in Lybia hauste und die Stadt mit seinem Gifthauch verpestete. Die Einwohner mussten ihm täglich Lämmer opfern, um seinen Grimm zu stillen. Als keine Tiere mehr aufzutreiben waren, wurden die Söhne und Töchter geopfert. Eines Tages traf das Los die Königstochter, die nach Herz zerreißendem Abschied von den Eltern an den See vor der Stadt ging. Da erschien der Heilige Georg, nachdem er alle Marter überstanden hatte, gevierteilt worden war und von den Cherubim wieder zum Leben und zu herrlicher Schönheit gebracht worden war. Als der Drache auftauchte, schwang der Heilige mit dem Zeichen des Kreuzes die Lanze und durchbohrte das Untier, das zu Boden stürzte. Er veranlasste mit dem Gürtel der Königstochter den Drachen in die Stadt zu ziehen, wo alle die Flucht ergreifen wollten. Der heilige Georg versprach, den Drachen zu töten, wenn die Leute sich zu Christus bekehrten. Er erschlug den Drachen, vier Paar Ochsen mussten das gewaltige Gewicht des Drachen aus der Stadt schleppen. Daraufhin ließ sich der König mit allem Volk taufen.
Eine andere Geschichte berichtet, dass der Heilige erleben musste, wie viele Bekehrte durch die Verfolgungen unter den Kaisern Diokletian (284-305) und Maximian (286-305) wieder ungläubig wurden. Er legte sein ritterliches Kleid ab, gab sein Gut den Armen und trat mitten unters Volk mit den Worten: „Alle Heidengötter sind böse Geister, unser Herr aber hat Himmel und Erde erschaffen.” Da ließ ihn der Richter Dacian ergreifen, mit Nägeln blutig reißen und ihm Salz in die Wunden reiben. Im Gefängnis wurde er von Christus getröstet und gestärkt. Ein Zauberer sollte ihn mit einem Giftbecher bezwingen, aber der Heilige machte das Kreuzzeichen über den Trank und erlitt keinen Schaden, der Zauberer bekehrte sich und wurde darauf enthauptet. Der heilige Georg wurde aufs Rad geflochten, stieg aber unversehrt herab; auch aus einem Kessel mit siedendem Blei ging er unverletzt hervor. Der Heilige rief danach das Volk zusammen, kniete und betete. Da fiel Feuer vom Himmel und verbrannte Tempel, Götzenbilder und Priester, die Erde aber tat sich auf und verschlang alle Trümmer. Da ließ der Richter den Heiligen von Pferden durch die Stadt schleifen und schließlich enthaupten.
Der Heilige Georg gehört zu den 14 Nothelfern. Sein Kult und seine Verehrung sind vor allem im Osten verbreitet. Er wird als der König aller Märtyrer verehrt und gilt als einer der grössten Heiligen. Im ganzen Osten, besonders aber in Israel, Libanon, Syrien, Äthiopien und Ägypten, sind unzählige Kirchen nach ihm benannt.

Quellen:

  • BRITSCHGI P. Ezechiel: Name verpflichtet. Christiana, Stein am Rhein, 1985
  • KELLER, Hiltgard L.: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten, Ditzingen 1984
  • SCHAUBER, Vera / SCHINDLER, Hanns Michael: Heilige und Patrone im Jahreslauf, München 2001

Der heilige Ignatius von Antiochien

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Der heilige Ignatius von Antiochien wurde im Jahre 35 geboren und schied aus dem Leben im Jahre 107.
Er ist das Kind, welches Christus in den Armen hielt, während er sagte: „Wer ein solches Kind um meinetwillen aufnimmt, der nimmt mich auf; wer aber mich aufnimmt, der nimmt nicht nur mich auf, sondern den, der mich gesandt hat“ (Mk 9,37). Er starb keines natürlichen Todes, sondern zur Zeit des Kaisers Trajan (98-117) wurde er von Syrien nach Rom verschleppt und in der Arena von wilden Tieren zerrissen.
Der heilige Ignatius war der dritte Bischof von Antiochien nach Simon Petrus dem Apostel (37-68) und Evodius (67-68). Dieser Märtyrer war einer der apostolischen Kirchenväter und wurde als Schüler des Apostels Johannes angesehen.
Der Reiseweg führte entsprechend der damaligen Küstenschifffahrt entlang der kleinasiatischen Küste nach Norden bis nach Kilikien oder Pamphylien, dann wurde die Reise zu Land fortgesetzt, wobei man sich in Philadelphia einige Zeit aufhielt. Die Umwege und Aufenthalte müssen wohl weiteren Pflichten der Wachmannschaft zugeschrieben werden. In Smyrna bestiegen sie wieder ein Schiff, das als nächste Stationen Troas und das griechische Neapolis bei Philippi anlief. Während des längeren Aufenthaltes in Smyrna, suchten den heiligen Ignatius die Bischöfe von Ephesus, Magnesia und Tralles mit Abordnungen ihrer Gemeinden auf, denen er jeweils ein Schreiben an ihre Gemeinden mitgab.

Seine Theologie

Drei Hauptthemen bzw. – Anliegen ragen aus seinen Briefen hervor:

  1. Die Warnungen vor Irrlehren, insbesondere dem Doketismus. Inkarnation, Tod und Auferstehung von Christi wie auch seine Gegenwart in der Eucharistie ereigneten sich nicht durch eine lediglich vorgespiegelte äußere Form, sondern in der Realität der Menschenwerdung des Gottessohnes.
  2. Die Einheit der Theologie des trinitarischen Monotheismus, der Ekklesiologie und des hier erstmals bezeugten monarchischen Episkopates. Die Ordnung der irdischen Kirche spiegelt ein Abbild des himmlischen Reiches wider. Sie sei nach dem Vorbild der Trinität hierarchisch strukturiert unter der Leitung des Bischofs, des Presbyters und des Diakons. Nach dem heiligen Ignatius unterstellt sich die Gemeinde dem Bischof als ihrem Haupt, wie sich die ganze Kirche Christus als ein Leib und Christus sich seinerseits dem Vater unterordnet. Oberstes Leitbild ist die Eintracht aller. Der Bischof stehe kraft seines Amtes der Taufe, der Eucharistie und der Eheschließung vor und garantiere die Orthodoxie, was ihn zu einem besonders vorbildlichen Leben verpflichte, wovon aber nicht die gültige Ausübung seines Amtes abhänge.
  3. Die Martyriumstheologie und –sehnsucht. Der Brief an die Römer, in dem der heilige Ignatius die dortige Gemeinde bittet, nichts zu unternehmen, was sein Martyrium verhindern könnte, zeigt die für die ersten zwei Jahrhunderte des Christentums typische Martyriumssehnsucht, die nicht nur auf einem asketischen und ethischen Streben nach Vollendung beruht, sondern in der Theologie der Nachfolge Christi wurzelt. Für den Heiligen nimmt sie sogar eucharistische Züge an: „Weizen Gottes bin ich, und durch die Zähne von Bestien werde ich gemahlen, damit ich als reines Brot Christi erfunden werde“.

Seine Werke

Auf der Todesreise nach Rom, vielfach von Abgesandten der ihn hoch verehrenden Christengemeinden besucht und begleitet, schrieb der Heilige sieben Briefe, und zwar vier zu Smyrna an die Epheser, Magnesier, Trallianer und Römer, und drei zu Troas an die Philadelphier, Smyrnäer und deren heiligen Bischof Polykarp.
Die sieben Briefe des heiligen Ignatius sind im 4. Jh. überarbeitet und durch Zusätze erweitert worden; auch wurden ihnen damals sechs weitere Briefe beigefügt. Die längere Rezension wurde 1498 lateinisch, 1557 griechisch gedruckt und allgemein für echt gehalten, bis 1646 sechs Briefe und 1689 der Römerbrief in ihrer ursprünglichen, kürzeren Gestalt veröffentlicht wurden; jetzt war man bald darüber einig, dass die längere Rezension unecht sei. Eine noch kürzere syrische Rezension von drei Briefen, die 1845 von Cureton veröffentlicht wurde, erwies sich als ein Auszug aus den echten Briefen.
Die Echtheit der Briefe ist gut bezeugt; schon der heilige Polykarp spricht in seinem Schreiben von Briefen des heiligen Ignatius und sagt: „Sie enthalten Glauben und Geduld und alle auf unsern Herrn bezügliche Erbauung.“ Diese Charakteristik passt genau auf die uns erhaltenen Briefe, die auch durch Irenäus (+202), Origenes (+254) und Eusebius von Cäsarea (+339) bezeugt sind. Ihr Stil ist von unnachahmlicher Originalität: eine merkwürdige Mischung von kraftvoll-kühner Formlosigkeit und kunstvoller Rhetorik. Hier spricht zu uns eine von leidenschaftlicher, mystischer Christusliebe und heißer Sehnsucht nach dem Martyrium erfüllte, tiefreligiöse Persönlichkeit.

Quellen:

  • ANWANDER, A.: Ignatius von Antiochia, in: LThK V (1934), Sp. 359 – 360
  • BEDJAN, Paulus: Acta Martyrum et Sanctorum Syriace, Hildesheim 1948, 199-214
  • DROBNER, Hubertus R.: Lehrbuch der Patrologie, Freiburg im Breisgau 1994, 40-43
  • FISCHER, Joseph A.: Die Apostolischen Väter, Darmstadt, 1981, 109-225
  • KRAUSE, Gerhard / MÜLLER, Gerhard: Die Briefe des Ignatius von Antiochien, in:
    Theologische Realenzyklopädie (TRE) I, Berlin – New York 1977, 40-44

Der heilige Jakob Burud'ono
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Der heilige Jakob Burud'ono wurde 490 in Tella, zwischen Mardin und Urfa der Türkei, geboren.
Er war der Sohn des Priesters Theofilos bar Mahnu. Schon in seiner Jugend verspürte er den innigen Wunsch, sich auf ewig Gott zu weihen. Deshalb trat er auch in das strenge Kloster in Psilta bei Tella ein, wo er auch zum Mönch eingekleidet wurde. Im Jahre 527/528 wurde ihm im Izla Gebirge die Priesterweihe gespendet und letztlich wurde er durch den Patriarchen Thodosios von Alexandrien im Jahre 543 oder 544 zum Bischof geweiht.

Das Konzil von Chalzedon (451) wurde zum Verhängnis der Syrisch–Orthodoxen und–Orthodoxen Kirche, da diese die Beschlüsse dieser Synode nicht annahmen. So begab es sich, dass viele Streitigkeiten zwischen einigen Kirchen und der byzantinischen Regierung entstanden. Zu der Zeit des Patriarchen Severius von Antiochien (512-538) wurde auch Kaiser Justin I. (518-527) inthronisiert. Dieser weltliche Machthaber war ein strenger Anhänger dieses Konzils. Schließlich begannen von Seiten des Kaisers Verdammungen, Verfolgungen und Hinrichtungen gegen die syrische und die koptische Kirche. Der heilige Severius wurde 518 nach Alexandrien ins Exil verbannt. Viele der Bischöfe wurden nach grausamer Verfolgung von der byzantinischen Regierung hingerichtet und wiederum viele wurden zusammen mit dem heiligen Theodosius, dem Patriarchen von Alexandrien nach Konstantinopel ins Exil geschickt. Die rechtgläubige Königin Theodora, die Tochter eines syrischen Priesters von Mabbog und Frau des Kaisers Justinian I. (527-565), nahm sie in Schutz und kümmerte sich geheim um sie.

In dieser kritischen Zeit besuchte der angesehene heilige Jakob Burduono (er erhielt wegen seiner rauhen Mönchskleidung den Beinamen  Burduono, d. h. Sattel) mit seinem Freund Theodor, der auch ein Mönch war, Konstantinopel. Sie brachten das Ersuchen der Gläubigen mit, sich für die fast verwaiste Kirche einzusetzen. Die heilige Königin Theodora war darüber so hoch erfreut, dass sie ihnen ein herzliches Willkommen vorbereitete. Hareth, der Sohn der Jahla, der arabische König der Gassaniten erfuhr von ihrem Besuch. Er begab sich nach Konstantinopel, um die heilige Theodora zu bitten, dass sie helfen möge, damit einige Bischöfe für Syrien ordiniert werden, da die Gassaniten in ihrem Glauben der Syrisch-Orthodoxen Kirche folgten. Daraufhin brachte die heilige Königin die beiden heimlich ins Gefängnis, auf dass sie vom gefangenen Patriarchen zu Bischöfen geweiht werden können. Der heilige Jakob und sein Freund Theodor wurden dann durch den Patriarchen Papst Theodosius von Alexandrien 543 oder 544 zu Bischöfen ordiniert, der erstgenannte für Edessa, Syrien und Kleinasien, der letztgenannte für Bosra (Aski-Sham), Arabien und Jerusalem. Sie bekamen die Vollmacht, im ganzen Osten die wieder aufzunehmen, die zum Glauben zurückkehrten. Außerdem wurde der heilige Jakob zum Generalerzbischof ernannt.

Da zwei Bischöfe für die Kirche nicht genug waren, wählte der Mann Gottes zwei hervorragende Mönche aus mit den Namen Georg und Gregor und weihte diese zu seinen Hilfsbischöfen. Als dann im Jahre 548 die heilige Theodora starb, begann ihr Gatte Kaiser Justinian I. die wahren Gläubigen zu verfolgen. Schließlich begann der heilige Jakob, ausgestattet von oben mit den höchsten Vollmachten, seinen Kampf. Er besuchte die Gläubigen überall in großer Eile. Er weihte Bischöfe und Priester entsprechend den Notwendigkeiten der Kirche, wobei seine Feinde versuchten, ihn zu ermorden. Justinian I. versprach jedem 300 Pfund, die ihn zu dem Heiligen führten. Viele versuchten es, aber vergeblich. Zu Fuß legte er eine Entfernung von 40 Meilen (ca. 65 km) an einem Tag zurück, ohne sich müde zu fühlen. Mor Jakob wurde berühmt wegen seiner Klugheit, seines Glaubenseifers, seiner geistlichen Lehre und seiner Frömmigkeit.

Seine Reisen: Er war einige Male in Syrien, andere Male in Armenien, Kappadozien, Zilizien, Ayoorzien, Pamphylien, Lykanien, Phrygien, Caria, Kleinasien, auf den Inseln Cyperns, Rhodos (GR), Chios (GR), Milet (TR), in Ägypten, Nubien, Äthiopien und Persien. Er besuchte die Kirchen und stärkte sie im wahren Glauben.

Er inthronisierte drei Patriarchen, nämlich Sergius für den heiligen Stuhl von Antiochien 544-547 (38. Nachfolger des hl. Apostels Petrus) und Paulus dbeth Ukome 550-575 (der 39. Nachfolger des hl. Apostels Petrus) und Damianus für die Kopten, die den hl. Stuhl von Alexandrien inne haben. Er weihte 27 Erzbischöfe und 72 Bischöfe, also insgesamt 99 Bischöfe und  102.000 Priester, Diakone sowie Ministranten.

Da die Syrisch–Orthodoxe Kirche fast dem Untergang geweiht war und diese wieder durch diesen Heiligen ins Leben gebracht wurde, wird diese Kirche oft fälschlich „Jakobitische Kirche“ genannt. Durch diesen Begriff wird die Wurzel dieser syrischen Kirche getilgt, die ihren Anfang seit dem Apostel Petrus hat. Dem zu Folge ist dieser Begriff „Jakobiten“ nicht wahrhaftig, denn der Heilige hat keine neue Kirche gegründet.

Nachdem er alle Aufgaben eines guten Hirten erfüllt hatte, vollendete er ruhmreich seinen Lebenslauf am 31.07.578 im Kassian oder Romanus Kloster (Ägypten). Sein Gedenktag ist der 31.07.

Seine Werke

1. Er verfasste ein liturgisches Hochgebet (Anaphora)
2. Drei Briefe an Johannes von Ephesus (+587, syrischer Kirchenhistoriker)
3. Allgemeine Briefe an die Bischöfe und Priester.
4. Ein arabisch und äthiopisch überliefertes Glaubensbekenntnis

Quellen:

  • AYDIN, Gabriel, Deyr’ulzafaran, Holland 1988
  • BARSOM, Ignatius Ephrem I., Berule Bdire (über die syrische Literatur, in syrisch), Losser ²1991, 286-287
  • BAUMSTARK, Anton, Jaqob Burdeana, in: Geschichte der syrischen Literatur, Bonn 1922, 174-177
  • HAGE, Wolfgang: Jakobitische Kirche, in: Theologische Realenzyklopädie (TRE) XVI (1987), 475 ff.
  • HARRASSOWITZ, O.: Jakob Baradai, in: Kleines Wörterbuch des Christlichen Orients. Wiesbaden 1975, 150-153
  • HEILER, F: Die monophysitischen Kirchen, in: Die Ostkirchen, München/Basel 1971, 331 ff
  • LIPPL, J., Jakob Baradai, in: LThk 5 (1933) Sp. 255

Hl. Jakob von Nisibis

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Nisibis (heute: Nusaybin) ist eine Stadt in der Südosttürkei an der Grenze zu Syrien. Damals war sie an der Grenze zum Persischen und Römischen Reich, gehörte jedoch noch zum Römerreich; aus dieser Stadt stammt der hl. Jakob.

Der hl. Jakob stammt aus dem Stamm und der Familie des hl. Jakobus Bruder des Herrn, wie der hl. Augin (+363) über ihn sagte. Er mochte die Einsamkeit und die Ruhe der Wüste und wohnte in den Bergen. Im Sommer lebte er in Felsspalten auf den Bergen und im Winter ging er für kurze Zeit in eine Höhle. Seine Nahrung war das, was nicht er gesät hatte, sondern was von sich aus dort wuchs, wie Früchte von Wildbäumen und Grüngewächs, das in der Wüste wuchs. Seine Bekleidung war aus harten Ziegenhaaren.
Er nährte sich immer mit der geistlichen Nahrung, d.h. durch Gebet, mit dem er auch seine Gedanken rein hielt. Durch seine Askese gewann er einen immer tieferen Bezug zu Gott. Er hatte die Gabe des Vorhersehens und durch die Gnade des Geistes hatte er die Gabe der Wunder erhalten.

Er war ein Zeitgenosse des hl. Augin, der aus Ägypten stammte und sich später auf den Berg Izla in der Nähe von Nisibis zurückzog, um dort zu missionieren. Denn zu jener Zeit gab es viele Heiden und Markionisten und die Furcht Gottes wurde von vielen verachtet. Zusammen wirkten diese beiden großen Heiligen viele Wunder und Heilungen und tauften viele, die sich zum wahren Glauben bekannten.

In jener Zeit wurden die Christen im Perserreich verfolgt, deshalb wollte sie der hl. Jakob besuchen, ihren Glauben stärken und ihnen Mut zusprechen. Auf seinem Weg dorthin kam er an einen Fluss vorbei, sah ein paar junge Frauen, die dort ihre Kleider wuschen. Als sie ihn sahen verspotteten und beleidigten sie ihn wegen seinem äußeren Schein. Er nutzte diese Gelegenheit, um die dortigen Dorfbewohner durch ein Wunder zum Glauben zu bringen. Da befahl er dem Fluss auszutrocknen und ließ die Haare der jungen Frauen grau werden. Als sie das sahen, eilten sie sofort in ihr Dorf und erzählten es den Dorfbewohnern, was ihnen passiert war. Da kamen die Bewohner und baten den Heiligen, sein Urteil wieder zurück zu nehmen. Daraufhin betete er zu Gott und sofort sahen sie, wie der Fluss wieder zu fließen begann. Als man ihn bat, auch für die Frauen zu beten, damit sie wieder ihre alte Haarfarbe bekommen, ließ er sie vor sich rufen, um sie vorher zurecht zu weisen. Da sie aber nicht kamen, ließ er es dabei, damit es ihnen zur Demütigung und Zurechtweisung diene.

Ein anderes Mal sah er einen persischen Richter, wie er ungerecht richtete. Daraufhin verfluchte der Heilige einen Stein, der dort war, so dass er in Stücke zerplatzte und tadelte somit den Richter. Als der Richter das sah, wurde er von Furcht erfüllt und lernte, rechte Urteile zu fällen. Auf diese Weise ahmte der hl. Jakob seinen Herrn nach, der statt seiner Kreuziger den Feigenbaum verfluchte.

Als er aufgrund seines Wirkens bekannt und von vielen gerühmt wurde, wurde er im Jahre 309 zum hohepriesterlichen Amt für Nisibis gewählt und geweiht; somit trug er die Verantwortung über das ganze dortige Gebiet. Er wurde so gezwungen, das Wüstenleben mit dem Leben in der Stadt zu wechseln. Doch außer seinen Ort änderte er weder seine Nahrung noch die Askese noch die einfache Kleidung. In seinem neuen Amt setzte er sich nun vor allem für die Bedrückten, Hilfebedürftigen, Waisen, Witwen und Armen ein, denn er fürchtete sehr den Herrn der Heerscharen. In Nisibis ließ er eine große Kirche bauen, in der heute noch sein Grab liegt.

Einmal haben sich ein paar Freunde überlegt, durch List Geld von dem Heiligen zu nehmen. Einer von ihnen tat so, als wäre er tot; da trugen ihn seine Freunde und baten den Heiligen um eine Grabstätte. Der hl. Jakob nahm ihre Bitte an, betete das Totenoffizium und unterstützte sie mit dem Geld, was er noch bei sich hatte. Doch während er noch betete, starb der junge Mann. Als er das Gebet beendet und sich dann von ihnen entfernt hatte, riefen die Freunde ihren angeblich toten Freund um aufzustehen. Da er aber nicht antwortete, gingen sie hin um nachzusehen und fanden ihn tot vor. Da eilten sie zum hl. Jakob, flehten ihn an, küssten seine Hände und Füße, bekannten ihre böse Tat und Absicht und baten ihn um Vergebung. Da nahm er ihre Entschuldigung und Bitte an und betete für den Verstorbenen, so dass er wieder auferstand.

Zu der Zeit, als Arius den Gottessohn und den Heiligen Geist lästerte und damit für große Unruhe sorgte, rief Kaiser Konstantin alle Bischöfe in Nizäa zusammen. Da ging auch der hl. Jakob mit seinen Freunden und dem hl. Ephrem der Syrer (+373), der ein Schüler und treuer Jünger des hl. Jakob war, zum Konzil, um den wahren Glauben zu verteidigen. Arius und alle seine Anhänger wurden auf dem Konzil verurteilt.

Nachdem Konstantin der Grosse im Jahre 337 entschlafen war und seine Söhne das Reich übernommen hatten, kam der Perserkönig Schapur II. (309-379) und führte in Nisibis Krieg gegen die Römer. Da beteten die hl. Jakob und Ephrem mit dem Volk in der Kirche und baten Gott, ihnen beizustehen. Da erschien dem Schapur ein Mann, bekleidet wie ein König, der mit leuchtenden Kleidern auf der Mauer stand. Daraufhin verstand der Perserkönig, dass er erfolglos kämpfen wird und zog sich zurück. So wurde die Stadt gerettet.

Während der hl. Jakob diese Zuversicht und solches Vertrauen zu Gott hatte und mit vielen besonderen Gaben ausgestattet war, beendete der hl. Bischof von Nisibis sein Leben im Jahre 338 und ging ein in die Herrlichkeit seines Herren.

Sein Gedenktag ist der 11. Mai.

Quellen:

  • BEDJAN, Paulus, Acta Martyrum et sanctorum syriace, Hildesheim 1968, Bd. III. 393-453, 623-631, Bd. IV. 262-273

Der heilige Jakob von Sarug

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Der heilige Jakob von Sarug wurde im Jahre 451 in Kurtam am Euphrat geboren. Er besuchte die berühmte Schule von Edessa, das heutige Urfa, und wurde dort zum Mönch eingekleidet und zum Priester geweiht. 502/503 wurde er zum Periodeuten (für Visitationen und pastorale Betreuung zuständiger Priester) von Haura erhoben. Er beschäftigte bis zu 70 Schreiber, die Teile des Alten und Neuen Testaments sowie Heiligenleben bearbeiteten und auch seine Gedichte niederschrieben. Im Jahre 519 wurde er zum Bischof von Bätna geweiht.
Er war ein heiliger Bischof und ein großer syrischer Kirchenschriftsteller seiner Zeit. Ein Poet mit klarer Formulierung, dessen Gedanken tiefsinnig und erstaunlich sind. Er hat kein Gedicht, welches den Leser nicht in Erstaunen versetzt. Der Vorspann seiner Gedichte ist wunderschön, sie treffen den Leser ins Herz. Er wurde in seiner Kindheit von Gott auserwählt und zählt zu den brühmtesten Heiligen seiner Zeit. Er lehnte sich gegen die Irrlehren auf, stellte sie bloß und predigte den wahren und gesunden Glauben an Gott. Aufgrund all seiner Tugenden wird er mit Recht als „universeller Lehrer, Harfe des Heiligen Geistes, Zither der orthodoxen Kirche und Kranz und Verzierung der Lehrer“ bezeichnet.
Er entschlief im Alter von 70 Jahren am 29. 11. 521. Sein Gedenktag wird am am 29. Juli gefeiert.

Seine Werke

Der Heilige schrieb Prosaschriften, Gedichte, liturgische Gebete und Briefe; verfasste Dichtungen in 12silbigem und liturgische Hymnen in 7silbigem Metrum. Er schrieb 763 metrische Hymnen, von denen etwa 300 erhalten sind; einige seiner auserwählten Hymnen werden bis heute in der syrischen Kirche gesungen. Auch drei Anaphoren hatte er verfasst, die auch heute noch in der heiligen Liturgie zelebriert werden.

Quellen:

  • http://www.bautz.de/bbkl/j/Jakob_v_sa.shtml

Der heilige Kyriakus und seine heilige Mutter Julitta

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Es war in den Tagen des Königs Maximianus (286-305), als die Christen in seinem Reich verfolgt wurden. Zu der Zeit lebte eine heilige gottesfürchtige Frau namens Julitta in der Stadt Ikonion (heute: Konya/Türkei). Wie alle anderen Menschen fürchtete auch sie sich vor den Qualen, die man den Christen zufügen wollte. Sie nahm ihr heiliges Kind Kyriakus und floh nach Tarsus (heutige Süd Türkei). Auch Tarsus gehörte zum Imperium des Maximianus und dort herrschte ein Statthalter namens Alexandrus. In der Stadt wurde die heilige Julitta verraten. Alexandrus befahl, dass man sie vor ihn bringe. Er wollte ihr seine Religion auferlegen und sie zwingen, sich seinen Götzen zu unterwerfen. Sie wehrte sich aber vehement dagegen und stellte die Bedingung: „Wenn sich hier in der Stadt ein dreijähriges Kind befindet, das bezeugt, dass diese Götzen Götter sind, dann werde ich mich ihnen unterwerfen.“ Die Soldaten machten sich auf die Suche und fanden den fast dreijährigen heiligen Kyriakus (2 Jahre und 9 Monate).

Der Statthalter sprach zu dem Kleinen: „Friede sei mit dir, mein kleiner Junge!“ Er antwortete sehr roh: „Der Friede ist immer mit mir, aber du hast keinen Frieden!“ Auf diese Art und Weise sprach er mit dem Götzendiener und beraubte ihm durch seine gottgegebenen und wunderbaren Antworten den Atem. Da packte Alexandrus der Zorn und ließ ihn foltern. Der Kleine aber betete, und man konnte keine Spuren der Schläge mehr danach an seinem Körper sehen, denn er war gesund geworden.

Da ließ der Statthalter seine Mutter holen, damit auch sie sähe, wie sich ihr Sohn zu den Götzen bekennt. Aber weil der Herr wusste, dass seine Mutter schwächer ist, was die Foltern angeht, stärkte er sie durch ihren Sohn. Der Heilige bekannte sich laut und furchtlos zu Jesus Christus. Da ließ der Despot Salz und Senf mit bitterem Wasser vermischen und stopften diese Mischung in ihre Nasen. Der Heilige antwortete aber unerwartet: „Für unseren Geschmack ist das ja süßer als Honig!“ Da befahl der Heide, und man erhitzte 14 Spieße, sieben für jeden, und durchbohrte mit zweien ihre Augen, mit zweien ihren Gaumen, und einen anderen stieß man in ihre Herzen. Die Spieße aber wurden durch die Kraft Gottes kalt, und die Heiligen trugen keinen Schaden davon. Er ließ sie zornig in den Kerker werfen, um sich etwas für sie auszudenken.

In der Nacht betete der heilige Kyriakus sehr viel. Da erschien ihm ein Dämon, der ihn überreden wollte, Gott und den Götzen zu dienen, damit er Gott und den Menschen gefalle. Der Heilige aber erkannte seine List und vertrieb ihn. Der Dämon aber drohte ihm und verschwand in Form von schwarzem Rauch. Er aber weckte seine Mutter auf, um zu beten.

Nach einigen Tagen ließ der Statthalter sie wieder vor sich rufen und wollte sie zum Götzendienst zwingen. Wiederum wehrten sie sich heftig dagegen. Der Heilige betete um die Zerstörung des Götzenhauses. In dem Moment kam ein Engel vom Himmel herab und vernichtete das Haus samt den 14 Götzen, die darin aufgestellt waren. Sie lagen zerschmettert wie Staub zu Boden. Da sprach der Heilige: „Siehe nun deine Götter an, sie sollen dir helfen!“ Der Statthalter wurde dadurch sehr wütend und ging zu einem Schlosser, um die brutalsten Foltergeräte anfertigen zu lassen. Der Teufel aber nahm Besitz von dem Rachsüchtigen und verstummte ihn, damit er nichts bestelle und der Heilige dadurch kein Märtyrer werde. Deswegen lief der Heilige selbst zum Schlosser und bestellte selbst die brutalsten Foltergeräte. Der Schlosser war überrascht, bekannte seine Unzulänglichkeit und meinte, dass er solche Geräte niemals produziert und deswegen nicht genug Handgeschick dafür habe. Aus diesem Grund wurden diese Geräte bei einem anderen Schlosser bestellt.

Den Heiligen ließ er nochmals mit seiner Mutter in den Kerker werfen. Am 14.12. predigte er im Gefängnis den 430 dort gefangenen Männern. Da traten die Folterer ein und schnitten ihm und seiner Mutter die Haare ab, zogen ihre Haut von ihren Köpfen und legten brennende Kohle darauf. In dem Augenblick verwandelten sich die Kohle zu Kränzen, die wie die Sonne leuchteten. Durch Gottes Gebot öffnete sich die Gefängnistür. Danach glaubten alle Gefangenen an Gott. Weil sie sich dazu bekannten, wurden alle nach draußen gebracht. Sie bekreuzigten sich zuerst, dann wurden alle enthauptet.

Die Folterer kamen dann und fingen an, beide Heiligen grausam zu quälen. Doch der Herr stand ihnen bei. Die Folterer nahmen selbst Schaden an ihrem Körper, den beiden geschah aber nichts. Da nahmen die Männer eiserne Sägen und versuchten sie durchzusägen; aber sie sägten sich selbst. Da riet ihnen der Heilige, sie sollen eine hölzerne Säge holen, die würde sie zersägen. Und tatsächlich! Sie holten eine hölzerne Säge, durchsägten die beiden, warfen sie in eine große Pfanne, brieten sie in Salz und Öl, bis sie zu Asche wurden – dann wurden sie den Hunden zum Fraß vorgeworfen. Nachdem unser Herr Christus dem kleinen Jungen sein himmlisches Königreich zeigte, stieg er herab, erneuerte ihre Leiber und gab ihnen himmlische Kraft. Sie standen auf, gingen durch die riesige elf Tausend große Menschenmenge, die dort versammelt war und zeigten sich dem Statthalter. Er erkannte sie, leugnete jedoch öffentlich, dass sie es waren, damit die Menge nicht an den wahren Gott glaubt. Die Menschen aber schrieen: „Groß ist der Gott dieses Jungen!“ Viele andere Wunder vollbrachte der Heilige, aber trotz allem glaubte der Statthalter nicht, sondern beschuldigte das Kind der Zauberei und Magie.

Der Ungläubige ließ die Zunge des Heiligen durch einen Facharzt ausschneiden. Kyriakus redete aber mit einer übernatürlichen Zunge weiter. Jener Arzt wurde gläubig, Alexandrus jedoch blieb hartnäckig.

Alexandrus wollte die beiden zu zwingen, von dem Opferfleisch der Götzen zu essen und vom Opferwein zu trinken, doch vergeblich. Danach ließ er einen riesengroßen Topf mit allerlei ätzenden, brennenden und giftigen Flüssigkeiten heizen. An dieser stelle wollte seine Mutter Julitta den wahren Gott leugnen, als sie diesen Topf kochen sah – sie stand nämlich unter dem Einfluss des Bösen. Da betete ihr Kind so innig und bat Gott unter vielen Tränen, er möge seiner Mutter helfen. In dem Moment wich der Teufel von ihrer Seite. Als sie in den Topf hinein geworfen wurden, spürten sie weder eine Hitze noch irgendwelche Qualen. Auch in jenem Topf betete der Heilige, und es floss kaltes Wasser aus dem Topf. Mit diesem Wasser besprengte der Heilige die umstehende Menge, die einige Tausend waren, und ihnen wurde es gleich einer Taufe angerechnet. Immer noch glaubte der hartnäckige Statthalter nicht an den Gott des Jungen.

Er hatte alle ihm zur Verfügung stehende Mittel benutzt, um die beiden zu vernichten, Gott heilte sie aber immer wieder und beschützte sie.

Endlich jedoch beschloss er, beide zu enthaupten. Als beide vor ihm standen, wurden sie von Engeln umgeben – selbst unser Herr stieg herab, um die Worte und Bitten des Jungen anzuhören. Nachdem der heilige Kyriakus für seine späteren Verehrer Gnaden und Schutz erbat, schlug man ihm und seiner Mutter den Kopf ab. Es war der 15.07.304. Später wurden sie von heiligen Christen beigesetzt.

 Quellen:

  • Die Lebensbeschreibung des heiligen Kyriakus und seiner heiligen Mutter Julitta, syrische Handschrift 1989, 1-24

Mor Malke von Klyzma (223-315)

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Seine Kindheit
Das Ehepaar Johannes und Rebekka in Klyzma, einem Dorf in Ägypten, war sehr gottesfürchtig und wohlhabend, jedoch waren sie beide darüber traurig, dass sie keinen Sohn hatten, dem sie ihre Habe hätten vererben können. Sie beteten für einen Sohn. Gott gab ihnen eine Tochter, um zu sehen, ob sie dafür dankbar wären. Über ihre Geburt freuten sie sich sehr und gaben den Armen und Bedürftigen viel von ihrem Reichtum. Dennoch baten sie Gott weiterhin um einen Sohn. Nach drei Jahren, im Jahre 223, wurde ihnen zu ihrer großen Freude ein Sohn geboren, der Malke genannt wurde.

Malke bekam eine gute Erziehung in der Dorfschule. Sein Lehrer, der Priester Schmuyel (Samuel), schätzte ihn mehr als seine Mitschüler, weil er sie an Weisheit übertraf. Zehn Jahre lang ging er in diese Schule und erwarb sich Weisheit, Wissen, Gottesfurcht und große Demut. Als er die Kraft Gottes aus den heiligen Büchern erkannte, beschloss er für sich, immer bis zum Abend zu fasten, und fing an, die vergängliche Welt für gering zu erachten.

Während der Heilige an das Mönchtum dachte, machten seine Eltern Heiratspläne für ihn. Er antwortete darauf schlicht: „Wenn es der Wille des Herrn ist, wird es geschehen; wenn nicht, dann eben nicht!“ Es kam so weit, dass sein Vater für ihn um die Hand einer Tochter von angesehenen Leuten bat.
Da machte sich Malke auf und ging zu Elischa, einem seiner Klassenkameraden, und legte ihm alles offen dar, wie es um ihn steht. Elischa und Malke legten gemeinsam den Eid ab, zusammen zu bleiben, ob in der Welt oder im Mönchtum. Darauf erkundigte sich Malke nach seinem Onkel mütterlicherseits, den berühmten und großen heiligen Augin aus Ägypten, das Haupt der Schar der 72 Mönchsjünger. Es wurde ihm berichtet, dass Augin aus Ägypten ausgezogen war. Malke wurde traurig und ging mit seinem Freund Elischa zu Pater Schmuyel und baten ihn um Rat. Er riet ihnen, stark zu bleiben und den Weg des Mönchtums zu gehen. Die beiden Jungen folgten diesem Rat.

Malke ging zu seinen Eltern und bat sie, ihm von ihrem Reichtum zu geben, damit er zu seinen künftigen Schwiegereltern reise. Sie gaben ihm viel Geld, Perlen, Edelsteine und mehrere edle Kleidungsstücke. Beim Abschied weinte Malke, weil er wusste, dass er nicht wieder zurückkommen wird. Die Eltern dachten aber, sie hätten ihm zu wenig Besitz mitgegeben, darum weine er.

Auszug aus der Heimat
Im Jahre 245 zog der Heilige aus dem Elternhaus aus und traf auf seinem Weg drei Verschuldete, denen er die teuren Kleidungsstücke, die Edelsteine und von dem Geld gab und sie loskaufte. Auf seinem Weg traf er auch seinen Freund Elischa, wie sie sich verabredet hatten, und beide zogen gegen Osten.
Weiter auf ihrem Weg trafen sie auf drei Blinde, die bedürftig waren. Da zog der Heilige seine Kleider aus und tauschte sie mit den Lumpen eines der Blinden ein und zog sie an. Auf dem Weg fragten Malke und Elischa immer nach dem heiligen Augin, bis sie ihn und seine Jünger bei ihm fanden.

Nach mehreren Tagen sandte sein Vater mehrere Boten aus, um seinen Sohn Malke bei seinen Schwiegereltern suchen zu lassen. Nach vergeblichem Suchen und Fragen, kamen sie ohne den Sohn zurück. Eine große und schwere Trauer brach in der Familie aus. Sie konnten nicht verstehen, warum ihr Sohn sie verlassen hat. Da kam Schmuyel, der Lehrer des heiligen Malke, und tröstete sie. Da sich aber die Eltern um einen Erben sorgten, prophezeite Schmuyel, dass Gott ihnen nach einem Jahr einen Sohn schenken werde. Zwei Monate darauf verstarb ihre Tochter Schufnay, und ihrer Trauer über den verlorenen Sohn wurde dieser Schmerz hinzugefügt. Nach einem Jahr schenkte ihnen Gott den zweiten prophezeiten Sohn.

Malke wird Jünger des hl. Augin
Malke und Elischa fanden den heiligen Mor Augin, wurden seine Jünger und von ihm zu Mönchen eingekleidet. Vier Jahre lang blieben sie bei ihm und begleiteten ihn. Mit seiner Erlaubnis durften sie ins Heilige Land pilgern und besuchten dort die heiligen Stätten und stiegen auch nach Ägypten in die sketische Wüste hinab. Nach drei Jahren kehrten sie zurück zu Mor Augin in die Izlo-Gebirge (heute Süd-Ost-Türkei) und blieben eine lange Zeit dort.
Augin nahm die beiden jungen Mönche und brachte sie zum heiligen Bischof Jakob von Nisibis (+338) und ließ sie zu Diakonen und darauf zu Priestern weihen. Von da an trennten sich die beiden jungen Priester und ein jeder ging an den Ort, den Gott für ihn bestimmt hatte. Der heilige Malke ließ sich in Arkah (heute: Harabaleh, ein Dorf in der Süd-Ost-Türkei) nieder und ging von Sonntag zu Sonntag zum heiligen Augin und seinen Jüngern, um die Heilige Kommunion zu empfangen.

Eines Tages ging Mor Malke an einer Ruine vorbei, wo kleine Hirtenkinder traurig weinten. Ein Kind namens Salomo hatte nämlich einen Feigenbaum bestiegen, um Feigen zu pflücken, da erhob sich aus einer Grube unter dem Baum ein schwarzes, hässliches und stinkendes Wesen und verschlang das Kind. Mor Malke tröstete sie und fing an zu beten. Nach dem Gebet spie das Wesen das Kind unversehrt aus. Weil das Kind jedoch durch das Tier übel roch, gab ihm der Heilige ein Stück seines Gewandes, und ab jenem Tag duftete er nach gutem Weihrauch.

Seine von Gott geschenkte Gabe
Als der heilige Malke betete, hörte er eine Stimme vom Himmel, die ihm sagte: „Vertreibe und vernichte, o Knecht des höchsten Gottes, den Estratasis und all seine Macht! Mache das Kreuzzeichen und es soll alle Teufel vertreiben und vernichten!“ Der Heilige nahm den Stab in seiner Hand, schlug auf den Boden und trieb die Dämonen an jenem Ort aus, die sofort wehklagten und ausfuhren. Viele Menschen, die von Dämonen besessen waren oder von bösen Geistern geplagt wurden, aber auch jene, die mit allerlei Krankheiten behaftet waren und ihn aufsuchten, heilte der Heilige im Namen Christi. Malke fing an, eine Kirche in Arkah zu bauen und die Dorfbewohner von Arkah und den umliegenden Dörfern halfen ihm dabei.

Der Teufel, der vertrieben worden war, nahm Besitz von der Tochter Kaiser Konstantins und schrie: „Es gibt keine Befreiung von mir, außer durch Malke von Klyzma!“ Der Kaiser sandte Diener aus, richtete einen Brief an Malke von Klyzma und bat ihn, wegen einer gewissen Sache nach Konstantinopel (heute: Istanbul) zu kommen. Als seine Diener den Heiligen fanden, ließ Mor Malke sie vorangehen und versicherte, er werde mit ihnen zusammen vor dem Kaiser erscheinen.
Als die Gesandten des Kaisers schon einen Monat unterwegs waren, ging auch der Heilige nach. Kurz vor Konstantinopel holte er die Männer ein. Von dort aus gingen sie zusammen zum Kaiser, der den Heiligen mit Ehren empfing und ihm die schwierige Situation seiner Tochter erklärte. Mor Malke trat zu ihr hin, betete und befahl dem Dämon im Namen Jesu Christi, aus ihr auszufahren. Sofort verließ sie der Teufel wie ein schwarzer und schwerer Rauch. Der Heilige band den Teufel fest, damit er nichts anrichten konnte. Vor dem Antritt der Rückreise bot ihm Kaiser Konstantin Geld und Geschenke an, die der Heilige demütig ablehnte. Am Ende gab der Kaiser ihm eine finanzielle Hilfe für sein Kloster und Decken und Gewänder für den liturgischen Gebrauch. Der Heilige nahm auch einen runden Stein mit, der im Hof stand, legte diesen den Teufel Estratasis um den Hals und zwang ihn, diesen bis zu seinem Kloster zu tragen. Der Kaiser war erstaunt über dieses große Zeichen und pries Gott.
Der Teufel Estratasis ging ärgerlich voran, der Heilige betend hinterher. Der Teufel wurde von einem anderen Dämon verspottet, worauf Estratasis wütend antwortete: „Es ist nicht dieser Stein, der mir hart zusetzt, sondern dieser schreckliche alte Mann, der kein Erbarmen mit mir hat. Er folgt mir nach und hört nicht auf zu beten!“ Im Kloster angekommen, befahl ihm der Heilige, den Stein abzulegen. Als der Teufel um Ruhe und Erholung bat, sprach der Heilige: „Du bekommst keine Erholung! Geh ins Verderben, sei verfolgt und zertreten von allen, die den Willen Christi, unseres Erlösers, vollbringen!“ Daraufhin verschwand der Teufel wie ein unreiner Hund.

Die Jünger des heiligen Mor Malke
Eines Tages kam der Vater, dessen Kind Malke vom Bösen erlöst hatte, und brachte seinen Jungen, Salomo, dem Heiligen als Helfer und Jünger dar. Der Heilige nahm ihn auf und sah, dass er sehr demütig und fromm war. Dieser Junge wurde der erste Jünger des heiligen Malke. Nach sieben Jahren eingehender Prüfung kleidete er ihn zum Mönch ein. In der darauf folgenden Zeit nahm der heilige Malke weitere Mönchskandidaten auf.

Ein zweites Mal pilgerte er nach Jerusalem und blieb zwei Jahre dort. Auf dem Rückweg vollbrachte er viele Heilungswunder. Wieder in seinem Kloster angekommen, fand er seine Mönche in göttlicher Liebe und reinem Dienst vor.

Es gewisser wohlhabender Mann, Autel von Assur, dessen rechte Seite ein Schlaganfall gelähmt hatte, war seit 18 Jahren bettlägerig geworden. Er kam ins Kloster zum heiligen Malke und wurde nach langem Gebet geheilt. Er kehrte gesund in sein Elternhaus zurück und nahm seinen Erbteil mit, vierzig beladene Kamele und viele zur Arbeit brauchbare Tiere.
Eines Tages fielen Räuber über die Habe des Autel. Er und seine Knechte aber verfolgten die Räuber und brachten sie gefesselt zum Heiligen und fragten ihn, was sie ihnen tun sollten. Malke lächelte und befahl, sie ungestraft gehen zu lassen, da Gott jedem nach seinen Taten vergilt. Zu Autel sprach er, er solle seinen Besitz verkaufen und den Bedürftigen geben, damit ihm sein Besitz kein Hindernis auf seinem Weg zu Gott sei. Autel tat was ihm der Heilige riet und widmete sich in der darauf folgenden Zeit dem Fasten und dem Gebet, den Werken der Demut und wurde ein vorbildlicher Mönch.

Der heilige Malke selbst lebte sehr enthaltsam. Er trug einen eisernen Gürtel und verbrachte sein Leben mit langen Gebeten und Fastzeiten, in vollkommener Liebe, ohne Lug und Trug, ohne Zorn und Hochmut, sondern er war gütig, ruhig, demütig und zu jedem freundlich.

Sein Heimgang
Als er spürte, dass der Tag seines Entschlafens nahe gekommen war, rief er seine Jünger und ermahnte sie, das Fasten und Beten zu lieben und die Reinheit und Keuschheit zu bewahren. Weiterhin ermunterte er sie, miteinander und mit anderen in Liebe und Frieden umzugehen.
So entschlief der heilige Mor Malke am 21. April 315 im Alter von 92 Jahren und wurde in seinem Kloster beigesetzt, das nach ihm benannt ist. Er wirkt bis heute viele Wunder. Dort werden besonders von Dämonen besessene Menschen geheilt.

Sein Gedenktag ist der 01.09.

Quellen:

  • Dolapönü, Philoxenus Hanna, Heiligenfeste (syrisch-aramäisch), Bebra 1993 (Handschrift), 135-140
  • Elischa von Klyzma (Klassenkamerad und Freund des heiligen Mor Malke), Vita des heiligen Malke von Klyzma (syrisch-aramäisch), Arkah (Harabaleh, TR) 1960, 135-183

Mor Nikolaus, Mor Zoche, Bischof von Myra

Mor Nikolaus

Jugendzeit
Der heilige Nikolaus wurde um 270 in Patara (Kleinasien, Türkei) geboren. Er war das einzige Kind seiner frommen Eltern. Wie es seit der Zeit der Apostel Brauch ist in der Kirche, mittwochs und freitags zu fasten, wehrte sich Nikolaus schon als Säugling, an diesen Tagen die Muttermilch zu trinken. Seine Eltern verstarben, als er im jugendlichen Alter war. Sein reiches Erbe verteilte er unter den Armen. Immer erkundete er sich nach Bedürftigen, denen er half.
Ihm wurde z.B. von einem armen Mann berichtet, der drei Töchter hatte, die er verheiraten wollte, aber nicht konnte, weil ihm das Geld dazu fehlte. Diesem half er dadurch, dass er nachts unbemerkt einen Sack voll Geld in seinem Haus hinterlegte. Das tat er dreimal. Beim dritten Mal fand ihn der arme Mann und bedankte sich bei ihm sehr. Der Heilige wollte jedoch unerkannt bleiben. Vor großer Freude verbreitete der Arme diese barmherzige Tat in der ganzen Stadt.

Priester in einem Kloster
Der heilige Nikolaus ließ sich darauf in ein Kloster nieder, wo er segensreich wirkte. Sein Onkel war zu jener Zeit Bischof von Myra. Als dieser den heiligen Lebenswandel des Nikolaus sah, weihte er ihn zum Priester.
Eines Tages kam ein verzweifeltes Elternpaar, das ihr Kind verloren hatte, und bat den Heiligen voller Zuversicht, ihren Sohn, der auf seinem Handelsweg schon seit zehn Jahren verloren war, durch seine Fürsprache zu finden. Ihr Sohn war von Arabern entführt und nach Ägypten verkauft worden. Dort war er in den Dienst des ägyptischen Königs gekommen. Nikolaus betete, und ein Engel brachte den Sohn vor das Tor des Klosters und gab es seinen Eltern wohlerhalten zurück. Die Kunde vom Heiligen und seiner Wundertätigkeit verbreitete sich mehr und mehr.

In Nikolaus wurden bald der Wunsch und die Sehnsucht sehr stark, die Einsamkeit der Wüste aufzusuchen. Als er mit dem Schiff ins Heilige Land pilgerte, sah er, wie ein Dämon einen Sturm ausbrechen ließ. Ein junger Mann kam dabei ums Leben. Der Heilige betete, stillte den Sturm und erweckte den Toten.

Bischof von Myra
Als Nikolaus aus dem Heiligen Land zurückkam, suchte er sich eine Höhle, in der er sein restliches Leben verbringen wollte. Es erreichte ihn aber bald die Nachricht, dass sein Onkel, der Bischof von Myra, entschlafen war. Nikolaus hörte eine Stimme vom Himmel her, die zu ihm sprach: „Geh hinaus von hier und begib dich unter die Menschen, damit Ich durch dich verherrlicht werde!“ Die Bischöfe kamen in Myra zusammen, um einen neuen Bischof für diese Diözese zu weihen. Als sie für einen neuen Bischof beteten, wurde einem von ihnen offenbart, Nikolaus zu weihen, der am Morgen in die Kirche eintreten werde. So wurde er auch zum Bischof der Stadt Myra geweiht. Nach Beendigung seiner Bischofsweihe erweckte er ein Kind, das in einem Brand sein Leben verloren hatte, von den Toten.

Als Bischof wurde er umso strenger zu sich, was Enthaltung von Nahrung betrifft, um im Fasten und Gebet geistig gestärkt für seine Diözese da zu sein. Er erwählte fromme und gebildete Priester, die sich um das Seelenheil der Menschen sorgten. Er weckte die Kleriker des Nachts, um gemeinsam mit ihnen zu beten. Er kümmerte sich so sehr um die Armen in seiner Diözese, dass bald keine Armut mehr da war, außer in seinem eigenen Haus; selbst die Bücher, in denen er las, waren geliehen.

Der Römische Kaiser Licinius sandte Soldaten nach Myra und ließ die Christen dort verfolgen. Dabei ließ er auch den heiligen Nikolaus gefangen nehmen und ins Exil führen, wo er viel gelitten hat. Als Kaiser Konstantin an die Macht des Römischen Imperiums kam, wurde der Heilige in seine Stadt zurückgeholt.

Nikolaus gehörte zu den Kirchenvätern, die am Konzil von Nizäa (325) teilnahmen und die Irrlehre des Arius aus der Apostolischen Kirche verbannten. Die heiligen Kirchenväter bekräftigten den wahren Glauben: Christus ist Gottes Sohn, Er ist Gott, Ihm wesensgleich, und nicht ein einfacher Mensch, sondern das Wort Gottes, das Fleisch angenommen hat.

Wundergeschichten
Drei Diener Kaiser Konstantins wurden zu Unrecht und aus Neid zum Tod verurteilt. Im Gefängnis riefen sie zu Gott im Namen des heiligen Nikolaus. In jener Nacht erschien der Heilige dem Kaiser und dem Henker im Traum und befahl, die Gefangenen freizulassen, was auch geschah. Die drei Männer machten sich auf den Weg zum Heiligen, um sich bei ihm zu bedanken. Aus Ehrfurcht gab ihnen der Kaiser ein goldenes Evangeliar für den Heiligen mit und viele andere Geschenke und Gaben. Diese drei Männer taten ein Gelübde und blieben ihr ganzes Leben bei dem Heiligen.

In Myra und ihrer ganzen Region war einst eine Hungersnot ausgebrochen. Ein Schiff, das voll Weizen war und auf seinem Weg von Alexandria nach Konstantinopel fuhr, machte in Myra einen Zwischenhalt. Der Heilige bat sie um Weizen für die hungrige Bevölkerung. Sie wollten aber zuerst nichts abgeben, damit die abgewogene Menge nicht weniger würde. Nikolaus versicherte ihnen, dass er ihnen die Menge, die sie ihm geben, noch vor Konstantinopel zurückerstatten werde. Sie vertrauten seinem Wort und gaben ihm soviel er wollte. Die Menge, die sie dem Heiligen gegeben hatten, wurde bei der Ankunft in Konstantinopel durch ein Wunder vermehrt, sodass sie am Ende mehr hatten als zu Beginn.

Nikolaus hatte den Götzendienst an der Artemis, die Göttin der Heiden, aus Myra vertrieben. Dieser Dämon aber wollte sich rächen und bestieg in Gestalt einer Frau ein Schiff, welches mit Pilgern beladen war, die auf dem Weg zum heiligen Nikolaus in Myra waren. Sie gab den Pilgern eine Ölfläschchen und bat sie, die Kirche in Myra damit zu salben. Der heilige Nikolaus erkannte von fern die Tücke, erschien den Pilgern auf dem Meer und befahl, das Ölfläschchen wegzuwerfen. Auf dem Meer entstand durch jenes Öl ein großer Brand, und so wurde die Gefahr verbannt. Als die Pilger in Myra ankamen und den Heiligen sahen, erkannten sie, dass er es war, der ihnen erschienen war und sie von der Feuersgefahr errettet hatte.

Bis zu dreißig weiteren Wundern werden vom Heiligen berichtet. Viele handeln davon, wie er Tote auferweckt, Menschen vom Tod errettet und sie aus Gefahren erlöst. So war der heilige Nikolaus sein ganzes Leben lang ein Tröster der Traurigen und Heiler der Kranken, der den Müden Ruhe verschaffte.

Am 6. Dezember des Jahres 342 entschlief der heilige Bischof von Myra im Alter von 72 Jahren.
Sein Gedenktag ist der 06. Dezember.

Quelle:

  • Leben des Heiligen Nikolaus (syrisch: Zoché) von Myra, Midyat 1959, 167-181. – Syrische Handschrift


Mor Philoxenos

 I.                  Bibliographie

Sein Geburtsname war Josef (syr. Jausef  ܝܘܣܦ ). Geboren wurde er in der Mitte des 5. Jahrhunderts in der Stadt Tahal (bisher nicht lokalisiert) in der sasanidischen Provinz Bet Garmai. Dass er unfreier Herkunft und nicht getauft gewesen sei, entspricht späterer Verleumdung in gegnerischen Schriften. Ausgebildet in der berühmten Schule zu Edessa, wird er früh bekannt als Gegner der Definition von Chalkedon und des Tomus Leonis, propagiert die Theologie Cyrills in den Klöstern der Kirchenprovinz Antiochien, was zu seiner Vertreibung führt. Intrigen  (Besuch in Konstantinopel 484) gegen den Patriarchen v. Antiochien führen zu dessen Absetzung im Herbst 484; von dessen Nachfolger wird Ph. 485 (18.8) zum Metropoliten v Hierapolis (heute: Membig/Syrien), der Hauptstadt der Provinz Euphratensis (mit 12 Suffraganbistümern) geweiht. Die Nachricht, er sei zuerst Chorbischof gewesen, ist zweifelhaft; nicht auszuschließen ist, dass er zur Schließung der Schule in Edessa beigetragen hat. 507 reist er zum zweiten Mal nach Konstantinopel auf Einladung des Kaisers. Die Auseinandersetzungen mit dem antiochenischen Patriarchen Flavian (seit 498) und die immer heftigere Propaganda gegen das Chalkedonense (schließlich: Forderung nach Verurteilung des Chalkedonense, des Tomus Leonis und der Zweinaturenlehre) enden 512 mit der Absetzung Flavians und der Inthronisation des Severus.

II.               Theologie

Ein großer Vorkämpfer des Monophysitismus und – auch nach dem Urteil spätere Syrer – einer ihrer fruchtbarsten Schriftsteller von hoher literarischer Qualität; syr. Äquivalent: Aksenaya (gr. Xenaias): beide Namen begegnen in griech. Und syrischen Texten. Er verfolgt (wie Severus) eine moderate Politik (bei Wahrung der dogmatischen Position), bis er nach dem Regierungsantritt Justins I. 519 aus seinem Bistum vertrieben wird: Philoxenos wird zuerst nach Gangra (heute: Cankiri/Türkei)(Winter 519/20), später nach Philippopolis (heute: Plovdiv/Bulgarien) verbannt (Anwesenheit im Frühjahr 521 dort bezeugt). Die Nachricht vom gewaltsamen Erstickungstod ist legendär. Gestorben ist er wahrscheinlich am 10.12.523, ohne seine Überzeugung preisgegeben zu haben. Mehrere Commemorationen im liturgischen Jahr der syr. Monophysiten; sein Haupt wird seit dem 12 Jahrhundert in Midyat (Türkei) als Reliquie verehrt.

III.             Die Werke

Das schriftliche Werke des Philoxenos (nur in syrischer Sprache) ist trotz großer Verluste beachtlich: Exegetische, dogmatische, asketische und liturgische Schriften werden ihm zugeschrieben. Philoxenos veranlasste – zur Stützung seiner Christologie – eine Übersetzung des Neuen Testaments ins Syrische (wahrscheinlich ohne die 4 kleineren kath. Briefe und Apk) durch den Chorbischof Polykarp, die sog Philoxeniana, er selbst verfasste Kommentare zu Mt, Lk und Joh, deren dogmatisch – polemischer Charakter unbestritten ist. Von den zahlreichen dogmatischen Schriften (Glaubensbekenntnisse, kurze Traktate, Häresienkataloge) sind nur zwei Werke vollständig erhalten: eines über die Trinität (De Trinitate et Incarnatione tractatus tres), abgefasst ca. 515-518 sowie 10 Abhandlungen (syr. Memre) gegen Habib (De Uno e Trinitate incorporato et passo dissertationes decem), abgefasst ca. 480. Erhalten sind ca. 30 meist in Briefform gekleidete Abhandlungen teils aszetischen, teils dogmatischen Inhalts. Das am häufigsten gelesene und ins Griechische, Armenische und Arabische übersetzte Werk wurden die zu einem Buch zusammengefassten 13 paränetischen Sermones (syr. Sarbe), paarweise angeordnet und jeweils mit einer Überschrift versehen: sie handeln (1.: Prolog) über den Glauben (2.3), die Einfalt (4.5), die Gottesfrucht (6.7), den Verzicht (8.9), den Kampf gegen die Fresssucht (10.11), Aszese und den Kampf gegen die Fleischeslust; unsicher ist, ob das Werk, kurze Zeit nach 485 verfasst, von Ph. vollendet wurde. Es steht – fern der Polemik – im Dienste der christlichen und mönchischen Spiritualität. In der Unterscheidung – in Anlehnung an den Liber Graduum – zweier christlicher Lebensformen, der der Gerechten (syr. qaddise) – durch Fasten, Gebet und Almosen - - sowie der der Vollkommenen (syr. gmire) – hauptsächlich durch Verzicht auf Heirat, Enthaltsamkeit, Güterverzicht – zeichnet Ph. in der (eigenartigen) Ableitung aus dem Lebensweg Jesu (zwei Etappen, getrennt durch die Taufe; nach der Taufe wird Jesus das Urbild des Lebens der „Vollkommenen“) einen in der syrischen Kirche verwurzelten asketischen Rigorismus, wobei Ph. extreme Positionen (wie die grundsätzliche Verwerfung der Ehe) nicht übernimmt; es fehlt die paulinische Unterscheidung zwischen Gerechten und Sündern: in der Taufe zur Vollkommenheit berufen, erlangt der Getaufte diese im Verlassen der Welt. Liturgische Schriften und Gebete werden Ph. ebenfalls zugeschrieben, doch sind diese höchstwahrscheinlich nicht authentisch. Nicht ohne Grund hat Ph. dem Prolog des Joh-Ev. einen großen Kommentar gewidmet, geht es ihm doch darum, das Werden ohne Veränderung zu lehren gegen seine Gegner, denen er vorwirft (aus dem Missverständnis der Identifizierung von Natur und Person), den einen Christus gespalten zu haben:“ Einer aus der Trinität“, Gott, das Wort, ist Mensch geworden, ohne dass er aufgehört hat, Gott zu sein. Gegen die rationalistische Überschreitung des Denkens seiner Gegner betont Ph. – aus einer eigenen syrischen Tradition – das Paradoxon der Inkarnation, die der Mensch glaubend annehmen müsse, denn Ph. bekennt sich zur vollen Menschheit Christi. Der beiden Parteien gemeinsame Glaubensinhalt – die wahre Gottheit und die wahre Menschheit in einem Christus – wird mit Recht von der neuesten Forschung betont. Die Annahme dieser Offenbarwerdung im Fleisch bedarf der Umwandlung des Menschen, die durch die Menschenwerdung Gottes selbst gewirkt und dem Menschen in Glauben und Taufe vermittelt wird. Die Kontemplation (das Bewusstwerden des Heilsgeheimnisses in Christus) aktualisiert die in der Taufe geschenkte Anlage, so dass monophysitische Theologie und Spiritualität bei Ph. einem inneren Zusammenhang bilden.

IV.           Quellen und Literatur

William Wright, A Short History of Syriac Literature, EBrit 22, 1894² (ND Amsterdam 1966), 13-14. 72-76; Rubens Dual, La literature syriaque, Paris 1907³ (ND Amsterdam 1970), 354-356; Anton Baustark, Geschichte der syrischen Literatur, Bonn 1922, 141-144. 350...

Anton Baumstark, Die Evangelienexegese der syrischen Monophysiten, OrChr 2, 1902 (151-169. 358-389), 161-162; - Joseph Lebon, Le monophsisme severien. Etude historique, litteraire et theologique sur la resistance monophysite au concile de Chalcedoine jusqu` a la constitution de Bible, RHE 12, 1911, 413-436...


Der heilige Schemun von Kartmin

Der heilige Schemun wurde in Kartmin, einem Dorf der Region Tur Abdin (Süd-Ost Türkei) im 4. Jh. geboren. Sein Vater Saliba war einer der führenden Personen des Dorfes. Als der heilige Schemun in seiner Kindheit (mit 4 Jahren und 7 Monaten) tödlich erkrankte, eilte sein Vater zum heiligen Schmuyel, der zu der Zeit in der Nähe des Dorfes wohnte, damit er seinen Sohn heile. Der Vater versprach, den Armen viele Almosen zu geben, ja sogar dass er bereit wäre, dem Heiligen seinen Sohn als Schüler zu geben, wenn er ihn von jener schweren Krankheit heile. Durch die Gebete des heiligen Schmuyel und die Reliquie des heiligen Märtyrers Karpos, dem Bischof von Savur, wurde das Kind von der schweren Krankheit geheilt.

In seiner Jugend folgte er dem heiligen Schmuyel, wie es sein Vater versprochen hatte und wurde sein Jünger. Nach seiner Einkleidung zum Mönch wuchs er in tugendhaften Werken auf. Er war sehr fortgeschritten im Gebet und im Fasten, so dass er oft während seiner Gebete. Es fielen bei ihm sehr stark auf seine Güte, seine Demut, sein Gehorsam gegenüber seinem Vorgesetzten und nicht zuletzt seine Keuschheit.

Als er und sein heiliger Meister durch die Führung Gottes an der Stelle eines alten Götzentempels ein Kloster errichten sollten, stieg ein Engel nachts vom Himmel herab, der dem heiligen Schemun die Maße des künftigen Klosters zeigte und damit den Grundstein für das Gebäude legte (im Jahr 397). Die beiden  Heiligen bauten dann das Kloster fertig (das heutige Mor Gabriel Kloster). Bevor der heilige Abt Schmuyel entschlief, übergab er dem heiligen Schemun im Jahre 408 die Führung des Klosters. Jedes Jahr gedachte er seines Seelenführers und gab an seinem Gedenktag den Armen und Bedürftigen Almosen. Als viele Brüder in dem Kloster zusammenkamen, bauten sie eine Kirche auf den Namen des heiligen Schmuyel, in der sie an seinem Gedenktag die Heilige Messe feierten.

An dem Tag des Entschlafens seines Meisters kam eine bekannte Person aus der Gegend zum heiligen Schemun und brachte seine schöne Tochter mit sich, die einen Schaden an ihrem Verstand erlitten hatte. Sie wollte einen Mann heiraten, den sie sehr liebte. Weil es aber der Vater verhindert hatte, litt sie seelisch darunter. Als sie den Heiligen sah, schrie sie und warf sich zu Boden. Der Heilige aber bezeichnete sie mit dem Kreuzzeichen, und sofort war sie geheilt.

Nach der Beisetzung seines Seelenführers schlief er nicht mehr auf dem Boden, sondern kniete nieder, wenn er sich ausruhen wollte. Wurde er aber von Müdigkeit besiegt, dann hängte er sich an einen Strick, bis ihm der Schlaf verging, so dass er dann in der Stille der Nacht die Herrlichkeit Gottes betrachten konnte.
Über seine Bescheidenheit und seine Demut berichtet folgende Begebenheit:

Im Jahre 412 wurde Rabula Bischof von Edessa (Urfa/Türkei). Im gleichen Jahr sammelte er viel Gold und machte sich auf den Weg ins Kloster von Kartmin zum heiligen Schemun. Er aber wies das ganze Gold ab und sagte sanftmütig: „Es ist genug, dass du dich den ganzen Weg abgemüht hast, um meine Sündhaftigkeit zu besuchen.“ Als der Bischof vom heiligen Schemun gesegnet wurde, blieb er sechs Tage bei ihm und kehrte dann wieder nach Edessa zurück, wo er mit dem eingesammelten Gold eine Kirche zu Ehren des heiligen Stephanus bauen ließ.

Der heilige Schemun war durch die Gnade Gottes im Stande, Menschen zu heilen und durch Wunder die Wahrheit zu bezeugen. Einmal wurde ein kleiner Junge zum Heiligen gebracht, der Kopf- und Halsbruch erlitten hatte, als er auf der Jagd von Taubenjungen war und sich dabei verletzt hatte. Er konnte nicht mehr reden und war kurz davor zu sterben. Als der Heilige seine Hand über ihn ausstreckte, genas er völlig.

Ein Dieb hatte einmal etwas gestohlen und schwor, dass er nichts mit dem Gestohlenen zu tun habe. Die Ankläger zwangen ihn, beim Leben des heiligen Schemun zu schwören. Als er seinen Mund zum Schwur öffnete, da verdrehte sich sein Kopf; erst dann bekannte er seine Tat. Die Verwandten des Diebes brachten ihn zum Heiligen und er verbrachte für ihn die ganze Nacht im Gebet. Am Ende des Gebetes war sein Kopf wieder geheilt. Als dieser nach Hause kam und einige Zeit dort verbrachte, kehrte er zurück ins Kloster und wurde später ein heiliger wundertätiger Mönch.

Eines Nachts erinnerte sich der heilige Schemun an den Engel, der das Fundament des Klosters gelegt hatte; er sehnte sich sehr danach, ihn noch einmal zu sehen. Da erschien ihm plötzlich um Mitternacht jener Engel in großem Licht, welches noch stärker war als das der Sonne. Als sie begonnen, die Psalmen des Königs David zu singen, fing der Engel an, Gott zu preisen: „Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist.“ Durch seine Stimme wurden alle Brüder des Klosters aufgeweckt und versammelten sich vor dem Zimmer des Heiligen. Als sie das große Licht in seinem Zimmer sahen, fielen sie vor Furcht zu Boden, weil sie fürchteten, dass das Kloster durch das viele Licht verbrannt würde. Der Engel verweilte bei dem Heiligen, bis sie alle Psalmen gesungen hatten, dann stieg er wieder zum Himmel hinauf. Die Nachricht von diesem Ereignis mit dem Engel verbreitete sich überall und verschaffte dem Heiligen große Ehrfurcht bei den Persern und bei den Byzantinern. Weil sie Angst vor seiner Heiligkeit hatten, raubten sie den Ort, wo er sich befand, nicht aus. Die Byzantiner schickten ihm viele Güter, die für das Kloster benötigt wurden.

Am Ende seines Lebens schenkte der Herr dem Heiligen Krankheiten und körperliche Schwäche. Als er seinen Tod ahnte, versammelte er alle 708 Mönche seines Klosters, damit er ihnen seinen Segen überreicht. In seinen letzten zwei Tagen, als er hohes Fieber hatte und im Bett lag, standen 80 Mönche um ihn und beteten und sangen. Am dritten Tag haben einige von ihnen im Traum gesehen, wie zwei Engelchöre, die heller als die Sonne strahlten, wunderschöne Melodien sangen. Das Zimmer des Heiligen war erfüllt von wohlriechenden Düften, die die weltlichen Düfte weit übertreffen. Sie sahen den heiligen Schmuyel, wie er dem heiligen Schemun einen Friedensgruß gab. Dann hörten sie eine Stimme vom Himmel, die sagte: „Sei willkommen Schemun, der mir durch seine Taten gefallen hat, gehe ein in die Freude deines Herrn.“ Als die Brüder von diesem Traum erwachten, sahen sie, dass er entschlafen war. Es war der 19.01.433. Sieben Tage lang beteten sie über ihn. Am achten Tag setzten sie ihn in einer großen Prozession zu den anderen Heiligen bei. Die Kirche feiert ihn an seinem Todestag am 19.01.

Quellen:

  • BROCK, Sebastian P. / Witakowski, Witold, Die verborgene Perle III, Rom 2001, 61
  • DOLAPÖNÜ, F. Hanna, Geschichte des heiligen Klosters von Kartmin (syrisch), Losser 1990, 37-50

Der heilige Schmuyel, Gründer des Klosters von Kartmin

Der heilige Schmuyel wurde am Anfang des 4. Jh.s in einem Dorf namens Eschtan, in der Region von Savur  (Süd-Ost Türkei), geboren. Sein Vater Yuhanon, war zwar reich und sehr gläubig, hatte jedoch keine Kinder. Auf Grund seines tiefen Vertrauens zu Gott gab er den Armen viele Almosen und erhoffte sich dadurch von Gott ein Kind.
Eines Tages ging er durch das Dorf und begegnete Schülern, die eine Hymne des heiligen Ephrem sangen: „Lasst uns unserer Eltern gedenken …!“ Das traf ihm ins Herz. Er eilte zur Kirche und betete und fastete drei Tage und drei Nächte. Nach neun Monaten gebar ihm seine Frau einen Sohn. Bei der Geburt seines Sohnes hatte er eine Vision, dass das Kind nämlich groß sein werde. Und sie nannten ihn „Schmuyel“, d.h. der Name Gottes.
Als der heilige Schmuyel heranwuchs, lernte er Lesen und Schreiben und versuchte, den Propheten Samuel nachzuahmen. Auch er sehnte sich sehr danach, sein Leben endlich ganz dem Dienst Gottes zu weihen. In seiner Jugend konnte er endlich seinen Traum verwirklichen; er baute sich ein Kloster in der Nähe seines Dorfes und hatte bald acht Mitbrüder. Seine Mutter gebar noch einen Sohn, den sie Schomir nannten; er half später seinem älteren Bruder beim Bauen des Klosters.
Eines Tages zog sich Schmuyel aus der Mitte seiner Mitbrüder zurück, ohne dass sie es bemerkten, und zog sich auf einen wilden Berg namens Morin zurück, der nach Nisibis (heute: Nusaybin/Türkei) schaut. Auch dort konnte er nicht alleine leben, denn bald versammelten sich wegen seinem guten Ruf wieder viele um ihn. Er wurde sehr bekannt und respektiert.
Wegen Uneinigkeiten, die im römischen Heer herrschten, blieb die römische Grenze in der Region unbewacht. Die persischen Kriegsmächte nutzten diese Gelegenheit aus, um diese Region einzunehmen und auszuplündern. Der Bischof von Savur, der heilige Karpos, hatte im Kloster des Heiligen Schutz gesucht. Zu der Zeit hatte er den heiligen Schmuyel zum Priester geweiht. Als die Perser dort angekommen waren, vernichteten sie diese Ortschaften, wobei auch das Kloster des Heiligen darunter litt. Der heilige Karpos wurde entführt und vor den obersten Befehlshaber des persischen Heeres geführt. Weil dieser Bischof sich zum Christentum bekannte, wurde er enthauptet und wurde Märtyrer. Als der heilige Schmuyel davon erfuhr, bezahlte er die Perser und kaufte seinen Leichnam, den er in seinem neu gebauten Kloster ehrfürchtig beisetzte.
Durch göttliche Eingebung zog der Heilige auch von dort aus, wobei er seinen Mitbrüdern lediglich zu wissen gab, dass er wieder kommen werde. Er nahm eine Reliquie des heiligen Karpos mit und kam nach Kartmin, einem Dorf, welches nicht unter der persischen Macht stand.
Saliba, eine führende Person dieses Dorfes, hatte ein todkrankes Kind namens Schemun (4 Jahre und 7 Monate alt), das er sehr liebte. Er kam zum Heiligen und bat um die Genesung seines Kindes und versprach, den Armen viele Almosen zu geben. Wenn das Kind geheilt würde, dann wäre er sogar bereit, es dem Heiligen zum Schüler zu geben. Der Heilige nahm die Reliquie und heilte das Kind nach einem tiefen einstündigen Gebet. Als das Kind auferweckt wurde, erzählte es eine Vision, in der er den heiligen Schmuyel und mit ihm einen mächtigen Bischof sah, die es durch ihre Fürbitten nach Hause geholt hätten. Als der Vater davon hörte, gab er den Armen viele Almosen und ließ zu Ehren des Märtyrers Karpos eine Kirche bauen, in der er jedes Jahr an seinem Gedenktag ein Fest veranstaltete.
Als das Kind heranwuchs, brachten es die Eltern wie versprochen zum heiligen Schmuyel. Nachdem der Junge in der Heiligen Schrift unterwiesen wurde, kleidete ihn der Heilige zum Mönch ein. Er war ein sehr intelligenter Junge, der viele Tugenden besaß. Obwohl der Gesang der Mädchen im nahe liegenden Dorf ihn betrübte, wurde er durch Gottes Kraft beschützt.
Dieser Junge Schemun schöpfte aus der nahe liegenden Quelle Wasser für das Kloster und transportierte es in einem geflochtenen Korb, wobei er sich nicht fragte, wie das Wasser eigentlich im Korb blieb. Eines Tages wuschen Mädchen ihre Kleider an der Quelle. Durch den Einfluss des Bösen regten sich die Gedanken des Jungen, und er war betrübt. Unterwegs zum Kloster tropfte an jenem Tag das ganze Wasser aus dem Korb und er kam beschämt zu seinem Meister. Deshalb beschloss der heilige Schmuyel, von dort auszuziehen und an jenem Ort ein neues Kloster zu bauen, wo sie den Psalter zu Ende gelesen hätten. Sie fingen an, unterwegs alle Psalmen zu beten und beendeten sie bei einer Ruine eines ehemaligen heidnischen Tempels. Als sie ermüdet einschliefen, weckte ein Engel, der dem heiligen Schmuyel glich, den jungen Schemun auf. Er aber dachte, es wäre sein Meister. Der Engel legte die Grundsteine des zukünftigen Klosters und verschwand darauf; dies geschah im Jahre 397. Der heilige Meister weckte seinen Schüler nachts auf, damit sie weiterbauten und merkte, dass dieser eine Vision gehabt hatte; sie bauten das Kloster weiter auf. Als das Kloster fertig stand, versammelten sich dort mit der Zeit 400 reine Mönche. Honorius (395-423) und Arkadius (395-408), die Söhne des Kaisers Theodosius des Kleinen, unterstützten das Kloster, um große Brunnen und nötige Wasserleitungen zu bauen. Der heilige Schmuyel war über diesen Erfolg sehr erfreut.
Der Satan und seine Legionen brannten vor Wut, als sie den Heiligen so erfolgreich und fröhlich sahen. Deshalb nahm der Satan Besitz von Theodora, der Tochter des Kaiser Arkadius, damit der Heilige das Kloster verließe und dorthin gehe, um sie zu heilen; der Satan hätte dann nämlich den Heiligen durch den weiten Weg erschöpft und würde in seiner Abwesenheit das Kloster durcheinander werfen. Theodora rief immer wieder sehr laut den Namen des Heiligen aus. Der Kaiser sendete Boten nach dem Heiligen aus, damit sie ihn holen sollten. Dieser wollte aber das Kloster nicht alleine stehen lassen, deswegen versammelte er drei seiner Mönche, um sie zu senden, und sie baten Gott drei Tage und drei Nächte lang, wobei sie nichts aßen, damit ihnen geholfen wird. Da erschien dem heiligen Schmuyel ein Engel, der gebot, einen Brief mit seinem Namen und die seiner 400 Mönche auf ein Blatt nieder zu schreiben. Der Heilige schrieb folgendes: „Ich, Abt Schmuyel, sage: du Feind unseres Menschengeschlechts hast keine Befugnis von Gott, weiterhin in diesem Mädchen zu verweilen, noch darfst du sie verletzen.“ Als aber Kaiser Arkadius in einer Vision sah, dass der Heilige nicht mit seinen Botschaftern gekommen war, schlug er sich vor Wut aufs rechte Auge; er fiel verletzt in einen Schlaf, in dem er den Heiligen sah. Der Kaiser wurde vom Heiligen im Traum benachrichtigt, dass er seine Tochter heilen werde. Als der Kaiser aufwachte, empfing er den  Brief aus den Händen seiner Gesandten und las ihn. In dem Moment fuhr der böse Geist wie ein hässlicher schwarzer Mann aus seiner Tochter aus, und sie ward geheilt. Als Dank für ihre Genesung ließ Theodora eine wunderbare Kuppel im Kloster bauen, die bis heute besteht und nach ihr „Kuppelraum der Theodora“ benannt wurde. Die bösen Geister aber begaben sich zum Kloster des Heiligen und fuhren in Wölfe ein und griffen alle Klosterbewohner an. Mor Schmuyel machte ein Kreuzzeichen auf die Wölfe, und die bösen Geister verschwanden plötzlich.
Im Jahre 407 überfiel eine tödliche Krankheit das Dorf Hah. Der Heilige nahm seinen  Schüler Schemun und andere fünf Mönche, und sie baten Gott unter Tränen. Als diese Krankheit aus dem Dorf beseitigt wurde, bauten die Dorfbewohner ein großes schönes Kloster auf den Namen des heiligen Schmuyel.

Als Theodosius II. (408-450) zum Kaiser von Konstantinopel gekrönt wurde, brachten er und seine Diener dem Heiligen viel Gold und ließen im Kloster viele prächtige Gebäude errichten.
Als der heilige Schmuyel seinen Heimgang ahnte, übergab er die Leitung des Klosters seinem Schüler Schemun von Kartmin, der ein großer Heiliger wurde. Am 15. Mai 409 entschlief der heilige Schmuyel in hohem Alter. Seine Beisetzung fand in Anwesenheit von Priestern, Diakonen und einer großen Menschenmenge statt. Sieben Tage lang beteten sie an seinem Grab. Die Kirche feiert ihn an seinem Todestag.

Das Kloster, welches die heiligen Schmuyel und Schemun mit Hilfe des in der Nacht erschienenen Engels bauten, ist das heutige Mor Gabriel Kloster in der Nähe von Midyat in der Süd-Ost Türkei. Es ist eines der bedeutendsten Klöster dieser Region.

Quellen:

  • DOLAPÖNÜ, F. Hanna, Geschichte des heiligen Klosters von Kartmin (syrisch), Losser ²1990, 20-35
  • Hollerweger, Hans, Lebendiges Kulturerbe – Turabdin, Linz 1999, 68f

Der heilige Severius von Antiochien, der Große

Mor_Severius

Der heilige Severius wurde im Jahre 459 in Syzopolis in der Provinz Pisidien (heute: Süd Türkei) geboren; benannt wurde er nach seinem Großvater väterlicherseits, der an dem ökumenischen Konzil zu Ephesus (431) teilgenommen hatte. Seine Eltern waren reich und bekannt.
In Alexandrien studierte er Grammatik und Rhetorik in Latein und Griechisch. Rechtswissenschaft und Philosophie studierte er an der römischen Rechtsschule in Beirut; in diesen Wissenschaften übertraf er seine Kommilitonen. Ein Eremit, der den Lebenswandel des heiligen Severius sah, sah eines Nachts einen Traum über ihn: Er hielt eine Schaufel in der Hand und reinigte eine Quelle, die voller Unrat und Gestank war. Da weissagte er den anderen über den Heiligen und sprach: „Dieser wird der größte Lehrer und ein bekannter Hohepriester.“ Als er noch in Alexandrien studierte, prophezeite ein christlicher Jugendlicher über ihn und sprach zu seinen Mitstudenten: „Dieser wird wie eine Wolke über den ganzen Erdenrund erhoben werden.“
Er wurde im Jahre 488 (mit 29 Jahren) in der Kirche des Märtyrers Leontius in Tripolis (heute im Libanon) getauft, denn in jener Gegend pflegte man den Brauch, vor dem Bartwuchs sich nicht taufen zu lassen. Darauf sehnte er sich nach Askese. Er besuchte das Heilige Land, ging nach Jerusalem zu den heiligen Stätten und wurde im Kloster des heiligen Romanus in Palästina Mönch. Bischof Epiphanius weihte ihn zum Priester. Er hat den von seinen Eltern ererbten Anteil verkauft und ihn den Armen gegeben. Was ihm davon übrig geblieben war, verwendete er für den Bau eines Klosters, in dem er 24 Jahre lang im Dienst Gottes verharrte. Er war beständig in harten asketischen Übungen und geistlicher Lesung, sowohl der Heiligen Schrift wie auch der altchristlichen Theologen, so dass er die Heilige Schrift auswendig konnte. Er selbst verfasste Schriften, um den rechten Glauben zu wahren und zu verteidigen. Dadurch wurde er in seinem größeren Umfeld bekannt.
Im Jahre 508 zog er mit 200 Mönchen von Palästina nach Konstantinopel (heute: Istanbul), um sich für den wahren Glauben einzusetzen. Dort verbrachte er drei Jahre, bis zum Jahr 511.
Als im Jahre 512 Flavianus II. (seit 498) vom Patriarchenstuhl Antiochiens abgesetzt wurde, wurde der heilige Severius einstimmig von Klerus und Volk zum Patriarchen gewählt. Er wurde am 6. 11. 512 von der Synode, in der 12 Bischöfe anwesend waren, zum Patriarchen des Apostolischen Stuhls von Antiochien erhoben. Die Handauflegung zum Bischof bekam er von Bischof Abraham von Aleppo. In seinem neuen Amt setzte er sich durch seine machtvollen Worte und brillanten Predigten umso eifriger für die Bestätigung des rechten Glaubens ein und korrigierte abwegige Lehren; dennoch gab er seine asketische Lebensweise nicht auf, vielmehr verbannte er alles Pompöse und jeden Luxus von seinem Patriarchat. Sein Anliegen war die ehrliche Führung der Kirche. Die nahen Diözesen und Klöster besuchte er persönlich und schrieb ihnen hervorragende Briefe.
Als im Jahre 518 Kaiser Justin I. (518-527; chalzedonensisch) an Stelle von Kaiser Anastasios I. (491-518) in Konstantinopel an die Macht kam, wurden viele orthodoxe Bischöfe von ihren Bischofsstühlen verbannt und ins Exil geschickt. Auch hegte der neue Kaiser Justin I. eine Abneigung gegen den heiligen Severius und ließ nach ihm fahnden. Auf Grund dieser Spannung wurde der Heilige gezwungen, Syrien zu verlassen. Am 25. 9. 518 begab er sich nach Ägypten, hielt sich dort 20 Jahre auf, von wo er die Kirche durch seine Vikare und seine Briefe leitete. Dort wirkte er auch viele Wunder. Unermüdlich schrieb er ein Buch nach dem anderen, um Irrlehren aus der Kirche zu verbannen; er antwortete auf alle Fragen und Zweifel, die ihm vorgelegt wurden.
Im Jahre 535 folgte er dem Ruf Kaiser Justinians I. (527-565) nach Konstantinopel, um eine Einheit der Kirche zu erzielen. Jedoch blieb die Trennung bestehen, weil es zwischen beiden Parteien, den Anhängern des Konzils von Chalzedon (451) und den Gegnern, keine Einigung gegeben hat. Der heilige Severius führte dort intensive Gespräche mit dem heiligen Anthimus, dem Patriarchen von Konstantinopel, und konnte ihn mit seiner Lehre überzeugen und gewann ihn als Gleichgesinnten. Er wurde aber auch von vielen Chalzedonensern angefeindet, die Kaiser Justinian I. dazu bewogen, seine Werke zu verbrennen. Jenen, die seine Werke erwarben oder sie abschrieben, drohte eine große Strafe.
Als er nach Ägypten zurückkehrte, erreichte ihn der Ruf seines Herrn und er entschlief am 8. Februar 538 (mit 79 Jahren) in Saka. Sein heiliger Leib wurde mit dem Schiff in ein Kloster nördlich von Alexandrien überführt und dort beigelegt. Er wird als ein großer Lehrer der gesamten altorientalischen Kirche gefeiert.

Sein Fest ist sein Todestag. Wir haben vier Lebensbeschreibungen über den Heiligen:

  • Von Zacharias Rhetor (nach +536)
  • Von Johannes, Abt des Klosters Bar Aphtonia (+538)
  • Von Athanasius I. (Gamolo), Patriarch von Antiochien (+631)
  • Von einem anonymen Autor

In der syrischen Kirche wird der heilige Severius „der Große“ genannt, weil er als der größte und wichtigste Patriarch gefeiert wird; weiterhin wird er „Krone der Syrer“ genannt. Er ist ein einzigartiger Kirchenvater, ein großer Theologe und zuverlässiger Autor, dem kein anderer Patriarch an Wissen und Weisheit gleichgekommen ist. Wenn er anfing zu predigen, seine Fachkenntnisse und seine Liebe zur Wahrheit in seinem redegewandten, rhetorischen Sprachstil den Gläubigen darlegte, setzte er sie so sehr in Staunen, so dass sie ihn oft baten, bei ihnen zu bleiben und noch weitere Predigten zu halten. Er war die Adresse, zu der sich Bischöfe, Rechtsgelehrte und Theologen wandten, wenn sie vor schwierigen Fragen oder großen Zweifeln standen.

Seine Werke

Der heilige Severius hat alle seine Werke in Griechisch geschrieben, später haben syrische Gelehrte sie ins Syrische übersetzt. Wie bereits erwähnt, wurden seine Werke im griechischen Original verbrannt, nur wenige Reste blieben uns erhalten. Dank der syrischen Übersetzungen des Metropoliten Paulus von Qalloniki (+528) und des heiligen Jakob von Edessa (+708) sind sie uns im Syrischen erhalten geblieben. Sie sind sehr verlässlich und wertvoll. Grob kann man seine Werke in fünf Kategorien einteilen:

  1. Polemische Schriften: Er hat sehr viel gegen Irrlehren geschrieben. Bekannt ist unter diesen Schriften sein Buch "Philalethias" (Die Liebe zur Wahrheit). In diesem Buch folgt er der Lehre des heiligen Cyrill von Alexandrien und anderer, durch die er die Irrlehren widerlegt. Vieles hiervon wurde von R. Hespel und M. A. Kugener ab 1964 in Louvain ediert.
  2. Liturgische Schriften: Hauptsächlich gehört hierzu ein Buch, in dem 295 seiner Hymnen gesammelt sind. Sie fangen mit einem Vers aus der Heiligen Schrift an und setzten mit einer kunstvollen Dichtung fort. Weiterhin hat er ein liturgisches Hochgebet (Anaphora) verfasst und andere Texte zu den Sakramenten. Brooks hat sie 1909 in London ediert und ins Englische übersetzt.
  3. Exegetische Schriften: Er hat eine Auslegung zum Lukas-Evangelium und zur Vision Ezechiels geschrieben. Viele andere Auslegungen der Hl. Schrift finden sich in seinen Predigten und Briefen wieder. Spätere Kirchenväter haben ihn als Autorität oft zitiert.
  4. Predigten: Es sind 125 Predigten von ihm erhalten. Im Jahr 1903 wurden sie von M. Brière und F. Graffin und Ignazio Guidi in Paris ediert und ins Französische übersetzt.
  5. Briefe: Es ist schwierig eine genaue Zahl seiner Briefe zu nennen. Es wurde noch nie gehört, dass ein Patriarch wie er um die 3.800 Briefe geschrieben hat. Man hatte sie in 23 Bänden gesammelt. Uns sind nur zwei Bände erhalten geblieben. Brooks hat sich einige ihrer angenommen und von 1904-1915 ediert und ins Englische übersetzt, wobei er vieles gekürzt hat. Sie sind prächtig und sehr nützlich; sie handeln von theologischen, kirchengesetzlichen, geschichtlichen und pastoralen Themen.

 Quellen:

  • BARSOM, Ignatius Ephrem I., Berule Bdire (über die syrische Literatur, in syrisch), Losser ²1991, 265-275
  • DOLAPÖNÜ, F. Hanna, Die Patriarchen von Antiochien (syrisch), Losser ²1990, 40-48
  • MICHAEL I. der Syrer (der Große), Patriarch von Antiochien (+1199), Chronik (syrisch), Schweden 2006, 818

Der heilige Simeon der Stylit - Mor Shem'un de-Stune

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Der heilige Simeon war Sohn christlicher Eltern und wurde im Jahr 403 Mönch. Zehn Jahre verbrachte er im Kloster in Telada in Syrien, wo er sich durch so extreme Askese und übermenschliche Bußübungen hervortat, dass man ihn schließlich bat, das Kloster zu verlassen. Er ging als Einsiedler ins Dorf Telanissos im Gebirge nahe Antiochia - dem heutigen Antakya/Türkei. An einer einsamen Stelle stieg er in einen trockenen Brunnenschacht hinab, um darin "aufrecht stehend Gott zu loben". In der Passionszeit ließ er sich einmauern und blieb vierzig Tage lang ohne jede Nahrung - eine Übung, die er achtundzwanzig Jahre beibehielt. Dann bestieg er den heute nach ihm benannten Berg, den Qal'at Sim'an, und ließ sich dort an einer Kette am Felsen anschmieden. Der Ruf seiner Heiligkeit zog eine Menge von Pilgern an. Um dieser Bedrängnis und jeglicher Ablenkung zu entgehen, verließ er nach drei Jahren in Ketten diese Stätte.

Im Jahre 423 richtete er sich am Qal'at Sim'an bei Aleppo (Syrien) auf der kleinen Plattform auf der Spitze einer Steinsäule ein. Hiervon ist auch sein Name, der „Stylit“, „Säulensteher“, abgeleitet. Nach der ersten Säule, die 1,8 Meter hoch war und auf der er sieben Jahre lebte, verbrachte er 30 Jahre bis zu seinem Tod stehend auf einer Steinsäule, die eine Höhe von 18,3 Meter hatte. Nur einmal in der Woche nahm er Nahrung zu sich, die ihm in einem Almosenkorb gereicht wurde, den er zu sich hinaufzog. Pilger aus vielen Ländern kamen, um seine zweimal täglich vorgetragenen Predigten zu hören. Er bekehrte viele Nichtgläubige zum Christentum und hatte viele Schüler, die seinem Beispiel folgten und sich „Styliten“ nannten.

Theodoret von Cyrus, der den Heiligen persönlich kannte und die erste Lebensgeschichte (griechisch) verfasste, berichtet: „Nicht nur die Bewohner unseres Landes drängten sich dort zusammen ... Von Italien brauchen wir nicht zu sprechen. Denn so berühmt war der Heilige in dem großen Rom, dass man in allen Vorräumen von Werkstätten kleine Bilder von ihm aufgestellt hat.“ Dies ist das erste literarische Zeugnis für Heiligenbilder.

Als der heilige Simeon - von den Leuten drei Tage lang unbemerkt – im Jahre 459 auf seiner Säule gestorben war, war sein Tod Anlass zu Unruhen. 600 Soldaten kamen aus Antiochia, damit sein Körper von den Verehrern nicht in Stücke gerissen werde. Er wurde zunächst am Fuß seiner Säule begraben, dann wurden seine Reliquien nach Antiochia übertragen und in einer ihm zu Ehren erbauten Kirche beigesetzt. Am Ort seiner Wirksamkeit wurde 490 ein nach ihm benanntes Kloster erbaut; um seine Säule herum wurden bald nach seinem Tod vier dreischiffige Basiliken errichtet, die im Grundriss ein Kreuz bildeten. Der große Baukomplex war bis zum Sarazeneneinfall die bedeutendste Wallfahrtsstätte Syriens. In den Ruinen werden noch heute die Reste der Säule vom heiligen Simeon gezeigt.

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Ruine der Klosterkirche aus vier Basiliken mit Resten der Säule von Simeon - Touristen nahmen vor einigen Jahren größere Teile als Souvenir mit!

Quellen:

  • BRETSCHER-GISINGER, Charlotte / MEIER, Thomas (Hg.): Lexikon des Mittelalters. CD-ROM-Ausgabe J. B. Metzler, Stuttgart/Weimar 2000
  • Lexikon für Theologie und Kirche (LThK) IX, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, Freiburg im Breisgau ³2000
  • SCHAUBER, Vera / SCHINDLER, Hanns Michael: Heilige und Patrone im Jahreslauf, München 2001

Die heilige Schmuni und ihre sieben Söhne

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In der christlichen Überlieferung gelten die sieben makkabäischen Brüder und ihre Mutter als Märtyrer, denen man im Mittelmeerraum viele Kirchen weihte, in denen bis heute viele Wunder geschehen.
Ihre Namen werden im Alten Testament nicht genannt deswegen gab man ihr den aramäischen Namen Schmuni – „mein Name“, und ihre Kinder nennt man bis heute die sieben Söhne. Durch den Kaiser Antiochus IV. (175-164 v. Chr.) erlitten sie ein so großes Martyrium, dass diese heilige Familie ins Heiligenregister der ganzen Apostolischen Kirchen eingetragen wurde. Im zweiten Makkabäerbuch, Kapitel 7 des Alten Testamentes wird wie folgt ihre Heiligengeschichte geschildert:

„Ein andermal geschah es, dass man sieben Brüder mit ihrer Mutter festnahm. Der König wollte sie zwingen, entgegen dem göttlichen Gesetz Schweinefleisch zu essen, und ließ sie darum mit Geißeln und Riemen peitschen. Einer von ihnen ergriff für die andern das Wort und sagte: Was willst du uns fragen und von uns wissen? Eher sterben wir, als dass wir die Gesetze unserer Väter übertreten. Da wurde der König zornig und befahl, Pfannen und Kessel heiß zu machen. Kaum waren sie heiß geworden, ließ er ihrem Sprecher die Zunge abschneiden, ihm nach Skythenart die Kopfhaut abziehen und Nase, Ohren, Hände und Füße stückweise abhacken. Dabei mussten die anderen Brüder und die Mutter zuschauen. Den grässlich Verstümmelten, der noch atmete, ließ er ans Feuer bringen und in der Pfanne braten. Während sich der Dunst aus der Pfanne nach allen Seiten verbreitete, sprachen sie und ihre Mutter einander Mut zu, in edler Haltung zu sterben. Sie sagten: Gott der Herr schaut auf uns und gewiss hat er Erbarmen mit uns. Denn so hat es Moses klar gesagt in dem Lied, in dem er öffentlich das Volk anklagte: Und er wird mit seinen Dienern Erbarmen haben.
Als der erste der Brüder auf diese Weise gestorben war, führten sie den zweiten zur Folterung. Sie zogen ihm die Kopfhaut samt den Haaren ab und fragten ihn: Willst du essen, bevor wir dich Glied für Glied foltern? Er antwortete in seiner Muttersprache: Nein! Deshalb wurde er genauso wie der erste gefoltert. Als er in den letzten Zügen lag, sagte er: Du Unmensch! Du nimmst uns dieses Leben; aber der König der Welt wird uns zu einem neuen, ewigen Leben auferwecken, weil wir für seine Gesetze gestorben sind.
Nach ihm folterten sie den dritten. Als sie seine Zunge forderten, streckte er sie sofort heraus und hielt mutig die Hände hin. Dabei sagte er gefasst: Vom Himmel habe ich sie bekommen und wegen seiner Gesetze achte ich nicht auf sie. Von ihm hoffe ich sie wiederzuerlangen. Sogar der König und seine Leute staunten über den Mut des jungen Mannes, dem die Schmerzen nichts bedeuteten.
Als er tot war, quälten und misshandelten sie den vierten genauso. Dieser sagte, als er dem Ende nahe war: Gott hat uns die Hoffnung gegeben, dass er uns wieder auferweckt. Darauf warten wir gern, wenn wir von Menschenhand sterben. Für dich aber gibt es keine Auferstehung zum Leben.
Anschließend nahmen sie sich den fünften vor und misshandelten ihn. Der sah den König an und sagte: Du bist ein vergänglicher Mensch und doch hast du die Macht unter den Menschen zu tun, was du willst. Aber glaub nicht, unser Volk sei von Gott verlassen. Mach nur so weiter! Du wirst seine gewaltige Kraft spüren, wenn er dich und deine Nachkommen züchtigt.
Nach ihm holten sie den sechsten. Sterbend sagte er: Lass dich nicht täuschen! Du wirst nichts ausrichten. Denn wir sind selbst schuld an unserem Leid, weil wir gegen unseren Gott gesündigt haben. Darum konnte so Unfassbares geschehen. Glaub aber ja nicht, dass du heil davonkommst; denn du hast es gewagt, mit Gott zu kämpfen.
Auch die Mutter war überaus bewundernswert und sie hat es verdient, dass man sich an sie mit Hochachtung erinnert. An einem einzigen Tag sah sie nacheinander ihre sieben Söhne sterben und ertrug es tapfer, weil sie dem Herrn vertraute. In edler Gesinnung stärkte sie ihr weibliches Gemüt mit männlichem Mut, redete jedem von ihnen in ihrer Muttersprache zu und sagte: Ich weiß nicht, wie ihr in meinem Leib entstanden seid, noch habe ich euch Atem und Leben geschenkt; auch habe ich keinen von euch aus den Grundstoffen zusammengefügt. Nein, der Schöpfer der Welt hat den werdenden Menschen geformt, als er entstand; er kennt die Entstehung aller Dinge. Er gibt euch gnädig Atem und Leben wieder, weil ihr jetzt um seiner Gesetze willen nicht auf euch achtet. Antiochus aber glaubte, sie verachte ihn, und er hatte den Verdacht, sie wolle ihn beschimpfen.
Nun war nur noch der Jüngste übrig. Auf ihn redete der König nicht nur mit guten Worten ein, sondern versprach ihm unter vielen Eiden, ihn reich und sehr glücklich zu machen, wenn er von der Lebensart seiner Väter abfalle; auch wolle er ihn zu seinem Freund machen und ihn mit hohen Staatsämtern betrauen. Als der Junge nicht darauf einging, rief der König die Mutter und redete ihr zu, sie solle dem Knaben doch raten, sich zu retten. Erst nach langem Zureden willigte sie ein, ihren Sohn zu überreden. Sie beugte sich zu ihm nieder, und den grausamen Tyrannen verspottend, sagte sie in ihrer Muttersprache: Mein Sohn, hab Mitleid mit mir! Neun Monate habe ich dich in meinem Leib getragen, ich habe dich drei Jahre gestillt, dich ernährt, erzogen und für dich gesorgt, bis du nun so groß geworden bist. Ich bitte dich, mein Kind, schau dir den Himmel und die Erde an; sieh alles, was es da gibt, und erkenne: Gott hat das aus dem Nichts erschaffen und so entstehen auch die Menschen. Hab keine Angst vor diesem Henker, sei deiner Brüder würdig und nimm den Tod an! Dann werde ich dich zur Zeit der Gnade mit deinen Brüdern wiederbekommen. Kaum hatte sie aufgehört, da sagte der Junge: Auf wen wartet ihr? Dem Befehl des Königs gehorche ich nicht; ich höre auf den Befehl des Gesetzes, das unseren Vätern durch Moses gegeben wurde. Du aber, der sich alle diese Bosheiten gegen die Hebräer ausgedacht hat, du wirst Gottes Händen nicht entkommen. Denn wir leiden nur, weil wir gesündigt haben. Wenn auch der lebendige Herr eine kurze Zeit lang zornig auf uns ist, um uns durch Strafen zu erziehen, so wird er sich doch mit seinen Dienern wieder versöhnen. Du Ruchloser aber, du größter Verbrecher der Menschheit, überheb dich nicht und werde nicht durch falsche Hoffnungen übermütig, wenn du deine Hand gegen die Kinder des Himmels erhebst. Denn noch bist du dem Gericht des allmächtigen Gottes, der alles sieht, nicht entronnen. Unsere Brüder sind nach kurzem Leiden mit der göttlichen Zusicherung ewigen Lebens gestorben; du jedoch wirst beim Gericht Gottes die gerechte Strafe für deinen Übermut zahlen. Ich gebe wie meine Brüder Leib und Leben hin für die Gesetze unserer Väter und rufe zu Gott, er möge seinem Volk bald wieder gnädig sein; du aber sollst unter Qualen und Schlägen bekennen müssen, dass nur er Gott ist. Bei mir und meinen Brüdern möge der Zorn des Allherrschers aufhören, der sich zu Recht über unser ganzes Volk ergossen hat. Da wurde der König zornig und verfuhr mit ihm noch schlimmer als mit den anderen - so sehr hatte ihn der Hohn verletzt. Auch der Jüngste starb also mit reinem Herzen und vollendetem Gottvertrauen. Zuletzt starb nach ihren Söhnen die Mutter.“

 

 

 

 

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