Es begab sich einmal, da entsandte der heilige Gabriel Steinhauer, um einen dicken Stein aus einem Berg zu hauen, der im Kloster zur Vorbereitung des Brotbackens gebraucht werden sollte. Der Stein war beinahe vier Meter lang, ein Meter breit und einen halben Meter hoch. Von weit her wurde er auf eine Karre geladen, die zwei Ochsen zogen. Als es zum Kloster hinauf ging, waren die Ochsen zu schwach geworden, um die Steigung zu bezwingen. Da eilte die Gemeinschaft hin, um den Stein hinauf zu tragen. Als der heilige Gabriel das schwere Gewicht des Steins sah, ordnete er durch Gottes Wort an und sprach: „Kein Mönch, sei er jung oder alt, hat die Erlaubnis, im Kloster zu bleiben. Jeder komme und helfe, den Stein mit zu tragen!“ Da eilten alle Mitbrüder hinaus. Da er seinen Befehl allgemein an alle Brüder richtete, kamen auch die verstorbenen Mitbrüder aus der Krypta heraus. Der Heilige konnte sie sehen, aber den Mitbrüdern waren sie unsichtbar. Er wunderte sich, dass er sie gar nicht kannte und fragte sie, wer sie seien. Sie antworteten: „Wir sind aus der Krypta herausgekommen. Wir hörten das mächtige Wort, dass du gesprochen hast, dass nämlich keiner von Gott aus die Erlaubnis habe, im Kloster zu bleiben. So sind auch wir gekommen, um den Brüdern zu helfen.“ Da warf sich der Heilige vor ihnen nieder und bat sie um Verzeihung. Weiterhin bat er sie, wieder an ihren Ort zu gehen. Durch die Kraft Gottes und der Gebete der erschienen Entschlafenen wurde der schwere Stein hinauf ins Kloster getragen. Dieser Stein wird bis heute in seiner Klosterkirche aufbewahrt.
Als der heilige Gabriel zur Vollendung seiner Jahre kam, wurde ihm offenbart, dass er bald aus der Welt scheiden werde. Deshalb ermahnte er umso mehr seine Schafe, untadelig auf dem Weg Gottes zu wandeln. Bevor er am Dienstag, den 23. Dezember 668, entschlief, segnete er alle Brüder. Bei seinem Heimgang in die Herrlichkeit war der Raum von wunderbarem Geruch erfüllt. Eine Woche lang betete man über seinen Leichnam. Zu seiner Beisetzung waren zehn Bischöfe anwesend und tausende Kleriker und Gläubige. Am achten Tag wurde er nach der Eucharistiefeier in seinem Kloster beigesetzt, in dem sich heute noch sein Grab befindet. Sein Gedenktag ist der 31. August.
Der heilige Gabriel wird noch heute sehr verehrt und gilt als der größte syrische Heilige der Süd-Ost Türkei.
Bis heute geschehen Wunder an seinem Grab und durch seine Fürbitten. Er wird besonders angerufen, wenn Eltern der Kinderwunsch verwehrt ist.
Zwei frühen syrischen Kircheninschriften zufolge starb der heilige Georg in Lydda - dem heutigen Lod in Israel - den Märtyrertod.
Seine Lebensbeschreibung berichtet, dass der Richter Dacian die Martern des Heiligen unter Diokletian veranlasste.
In einer Vision voraussagte der Herr Jesus selbst ihm ein sieben Jahre andauerndes Martyrium, wobei er dreimal sterben und auferstehen werde. Einmal wurden ihm 60 Nägel gleichzeitig in den Kopf geschlagen.
Besondere Berühmtheit erlangte die Begebenheit vom Kampf des heiligen Ritters Georg mit einem Drachen, der in einem See vor der Stadt Silena in Lybia hauste und die Stadt mit seinem Gifthauch verpestete. Die Einwohner mussten ihm täglich Lämmer opfern, um seinen Grimm zu stillen. Als keine Tiere mehr aufzutreiben waren, wurden die Söhne und Töchter geopfert. Eines Tages traf das Los die Königstochter, die nach Herz zerreißendem Abschied von den Eltern an den See vor der Stadt ging. Da erschien der Heilige Georg, nachdem er alle Marter überstanden hatte, gevierteilt worden war und von den Cherubim wieder zum Leben und zu herrlicher Schönheit gebracht worden war. Als der Drache auftauchte, schwang der Heilige mit dem Zeichen des Kreuzes die Lanze und durchbohrte das Untier, das zu Boden stürzte. Er veranlasste mit dem Gürtel der Königstochter den Drachen in die Stadt zu ziehen, wo alle die Flucht ergreifen wollten. Der heilige Georg versprach, den Drachen zu töten, wenn die Leute sich zu Christus bekehrten. Er erschlug den Drachen, vier Paar Ochsen mussten das gewaltige Gewicht des Drachen aus der Stadt schleppen. Daraufhin ließ sich der König mit allem Volk taufen.
Eine andere Geschichte berichtet, dass der Heilige erleben musste, wie viele Bekehrte durch die Verfolgungen unter den Kaisern Diokletian (284-305) und Maximian (286-305) wieder ungläubig wurden. Er legte sein ritterliches Kleid ab, gab sein Gut den Armen und trat mitten unters Volk mit den Worten: „Alle Heidengötter sind böse Geister, unser Herr aber hat Himmel und Erde erschaffen.” Da ließ ihn der Richter Dacian ergreifen, mit Nägeln blutig reißen und ihm Salz in die Wunden reiben. Im Gefängnis wurde er von Christus getröstet und gestärkt. Ein Zauberer sollte ihn mit einem Giftbecher bezwingen, aber der Heilige machte das Kreuzzeichen über den Trank und erlitt keinen Schaden, der Zauberer bekehrte sich und wurde darauf enthauptet. Der heilige Georg wurde aufs Rad geflochten, stieg aber unversehrt herab; auch aus einem Kessel mit siedendem Blei ging er unverletzt hervor. Der Heilige rief danach das Volk zusammen, kniete und betete. Da fiel Feuer vom Himmel und verbrannte Tempel, Götzenbilder und Priester, die Erde aber tat sich auf und verschlang alle Trümmer. Da ließ der Richter den Heiligen von Pferden durch die Stadt schleifen und schließlich enthaupten.
Der Heilige Georg gehört zu den 14 Nothelfern. Sein Kult und seine Verehrung sind vor allem im Osten verbreitet. Er wird als der König aller Märtyrer verehrt und gilt als einer der grössten Heiligen. Im ganzen Osten, besonders aber in Israel, Libanon, Syrien, Äthiopien und Ägypten, sind unzählige Kirchen nach ihm benannt.
Quellen:
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BRITSCHGI P. Ezechiel: Name verpflichtet. Christiana, Stein am Rhein, 1985
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KELLER, Hiltgard L.: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten, Ditzingen 1984
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SCHAUBER, Vera / SCHINDLER, Hanns Michael: Heilige und Patrone im Jahreslauf, München 2001
Der heilige Ignatius von Antiochien
Der heilige Ignatius von Antiochien wurde im Jahre 35 geboren und schied aus dem Leben im Jahre 107.
Er ist das Kind, welches Christus in den Armen hielt, während er sagte: „Wer ein solches Kind um meinetwillen aufnimmt, der nimmt mich auf; wer aber mich aufnimmt, der nimmt nicht nur mich auf, sondern den, der mich gesandt hat“ (Mk 9,37). Er starb keines natürlichen Todes, sondern zur Zeit des Kaisers Trajan (98-117) wurde er von Syrien nach Rom verschleppt und in der Arena von wilden Tieren zerrissen.
Der heilige Ignatius war der dritte Bischof von Antiochien nach Simon Petrus dem Apostel (37-68) und Evodius (67-68). Dieser Märtyrer war einer der apostolischen Kirchenväter und wurde als Schüler des Apostels Johannes angesehen.
Der Reiseweg führte entsprechend der damaligen Küstenschifffahrt entlang der kleinasiatischen Küste nach Norden bis nach Kilikien oder Pamphylien, dann wurde die Reise zu Land fortgesetzt, wobei man sich in Philadelphia einige Zeit aufhielt. Die Umwege und Aufenthalte müssen wohl weiteren Pflichten der Wachmannschaft zugeschrieben werden. In Smyrna bestiegen sie wieder ein Schiff, das als nächste Stationen Troas und das griechische Neapolis bei Philippi anlief. Während des längeren Aufenthaltes in Smyrna, suchten den heiligen Ignatius die Bischöfe von Ephesus, Magnesia und Tralles mit Abordnungen ihrer Gemeinden auf, denen er jeweils ein Schreiben an ihre Gemeinden mitgab.
Seine Theologie
Drei Hauptthemen bzw. – Anliegen ragen aus seinen Briefen hervor:
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Die Warnungen vor Irrlehren, insbesondere dem Doketismus. Inkarnation, Tod und Auferstehung von Christi wie auch seine Gegenwart in der Eucharistie ereigneten sich nicht durch eine lediglich vorgespiegelte äußere Form, sondern in der Realität der Menschenwerdung des Gottessohnes.
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Die Einheit der Theologie des trinitarischen Monotheismus, der Ekklesiologie und des hier erstmals bezeugten monarchischen Episkopates. Die Ordnung der irdischen Kirche spiegelt ein Abbild des himmlischen Reiches wider. Sie sei nach dem Vorbild der Trinität hierarchisch strukturiert unter der Leitung des Bischofs, des Presbyters und des Diakons. Nach dem heiligen Ignatius unterstellt sich die Gemeinde dem Bischof als ihrem Haupt, wie sich die ganze Kirche Christus als ein Leib und Christus sich seinerseits dem Vater unterordnet. Oberstes Leitbild ist die Eintracht aller. Der Bischof stehe kraft seines Amtes der Taufe, der Eucharistie und der Eheschließung vor und garantiere die Orthodoxie, was ihn zu einem besonders vorbildlichen Leben verpflichte, wovon aber nicht die gültige Ausübung seines Amtes abhänge.
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Die Martyriumstheologie und –sehnsucht. Der Brief an die Römer, in dem der heilige Ignatius die dortige Gemeinde bittet, nichts zu unternehmen, was sein Martyrium verhindern könnte, zeigt die für die ersten zwei Jahrhunderte des Christentums typische Martyriumssehnsucht, die nicht nur auf einem asketischen und ethischen Streben nach Vollendung beruht, sondern in der Theologie der Nachfolge Christi wurzelt. Für den Heiligen nimmt sie sogar eucharistische Züge an: „Weizen Gottes bin ich, und durch die Zähne von Bestien werde ich gemahlen, damit ich als reines Brot Christi erfunden werde“.
Seine Werke
Auf der Todesreise nach Rom, vielfach von Abgesandten der ihn hoch verehrenden Christengemeinden besucht und begleitet, schrieb der Heilige sieben Briefe, und zwar vier zu Smyrna an die Epheser, Magnesier, Trallianer und Römer, und drei zu Troas an die Philadelphier, Smyrnäer und deren heiligen Bischof Polykarp.
Die sieben Briefe des heiligen Ignatius sind im 4. Jh. überarbeitet und durch Zusätze erweitert worden; auch wurden ihnen damals sechs weitere Briefe beigefügt. Die längere Rezension wurde 1498 lateinisch, 1557 griechisch gedruckt und allgemein für echt gehalten, bis 1646 sechs Briefe und 1689 der Römerbrief in ihrer ursprünglichen, kürzeren Gestalt veröffentlicht wurden; jetzt war man bald darüber einig, dass die längere Rezension unecht sei. Eine noch kürzere syrische Rezension von drei Briefen, die 1845 von Cureton veröffentlicht wurde, erwies sich als ein Auszug aus den echten Briefen.
Die Echtheit der Briefe ist gut bezeugt; schon der heilige Polykarp spricht in seinem Schreiben von Briefen des heiligen Ignatius und sagt: „Sie enthalten Glauben und Geduld und alle auf unsern Herrn bezügliche Erbauung.“ Diese Charakteristik passt genau auf die uns erhaltenen Briefe, die auch durch Irenäus (+202), Origenes (+254) und Eusebius von Cäsarea (+339) bezeugt sind. Ihr Stil ist von unnachahmlicher Originalität: eine merkwürdige Mischung von kraftvoll-kühner Formlosigkeit und kunstvoller Rhetorik. Hier spricht zu uns eine von leidenschaftlicher, mystischer Christusliebe und heißer Sehnsucht nach dem Martyrium erfüllte, tiefreligiöse Persönlichkeit.
Quellen:
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ANWANDER, A.: Ignatius von Antiochia, in: LThK V (1934), Sp. 359 – 360
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BEDJAN, Paulus: Acta Martyrum et Sanctorum Syriace, Hildesheim 1948, 199-214
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DROBNER, Hubertus R.: Lehrbuch der Patrologie, Freiburg im Breisgau 1994, 40-43
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FISCHER, Joseph A.: Die Apostolischen Väter, Darmstadt, 1981, 109-225
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KRAUSE, Gerhard / MÜLLER, Gerhard: Die Briefe des Ignatius von Antiochien, in:
Theologische Realenzyklopädie (TRE) I, Berlin – New York 1977, 40-44
Der heilige Jakob Burud'ono

Der heilige Jakob Burud'ono wurde 490 in Tella, zwischen Mardin und Urfa der Türkei, geboren.
Er war der Sohn des Priesters Theofilos bar Mahnu. Schon in seiner Jugend verspürte er den innigen Wunsch, sich auf ewig Gott zu weihen. Deshalb trat er auch in das strenge Kloster in Psilta bei Tella ein, wo er auch zum Mönch eingekleidet wurde. Im Jahre 527/528 wurde ihm im Izla Gebirge die Priesterweihe gespendet und letztlich wurde er durch den Patriarchen Thodosios von Alexandrien im Jahre 543 oder 544 zum Bischof geweiht.
Das Konzil von Chalzedon (451) wurde zum Verhängnis der Syrisch–Orthodoxen und–Orthodoxen Kirche, da diese die Beschlüsse dieser Synode nicht annahmen. So begab es sich, dass viele Streitigkeiten zwischen einigen Kirchen und der byzantinischen Regierung entstanden. Zu der Zeit des Patriarchen Severius von Antiochien (512-538) wurde auch Kaiser Justin I. (518-527) inthronisiert. Dieser weltliche Machthaber war ein strenger Anhänger dieses Konzils. Schließlich begannen von Seiten des Kaisers Verdammungen, Verfolgungen und Hinrichtungen gegen die syrische und die koptische Kirche. Der heilige Severius wurde 518 nach Alexandrien ins Exil verbannt. Viele der Bischöfe wurden nach grausamer Verfolgung von der byzantinischen Regierung hingerichtet und wiederum viele wurden zusammen mit dem heiligen Theodosius, dem Patriarchen von Alexandrien nach Konstantinopel ins Exil geschickt. Die rechtgläubige Königin Theodora, die Tochter eines syrischen Priesters von Mabbog und Frau des Kaisers Justinian I. (527-565), nahm sie in Schutz und kümmerte sich geheim um sie.
In dieser kritischen Zeit besuchte der angesehene heilige Jakob Burduono (er erhielt wegen seiner rauhen Mönchskleidung den Beinamen Burduono, d. h. Sattel) mit seinem Freund Theodor, der auch ein Mönch war, Konstantinopel. Sie brachten das Ersuchen der Gläubigen mit, sich für die fast verwaiste Kirche einzusetzen. Die heilige Königin Theodora war darüber so hoch erfreut, dass sie ihnen ein herzliches Willkommen vorbereitete. Hareth, der Sohn der Jahla, der arabische König der Gassaniten erfuhr von ihrem Besuch. Er begab sich nach Konstantinopel, um die heilige Theodora zu bitten, dass sie helfen möge, damit einige Bischöfe für Syrien ordiniert werden, da die Gassaniten in ihrem Glauben der Syrisch-Orthodoxen Kirche folgten. Daraufhin brachte die heilige Königin die beiden heimlich ins Gefängnis, auf dass sie vom gefangenen Patriarchen zu Bischöfen geweiht werden können. Der heilige Jakob und sein Freund Theodor wurden dann durch den Patriarchen Papst Theodosius von Alexandrien 543 oder 544 zu Bischöfen ordiniert, der erstgenannte für Edessa, Syrien und Kleinasien, der letztgenannte für Bosra (Aski-Sham), Arabien und Jerusalem. Sie bekamen die Vollmacht, im ganzen Osten die wieder aufzunehmen, die zum Glauben zurückkehrten. Außerdem wurde der heilige Jakob zum Generalerzbischof ernannt.
Da zwei Bischöfe für die Kirche nicht genug waren, wählte der Mann Gottes zwei hervorragende Mönche aus mit den Namen Georg und Gregor und weihte diese zu seinen Hilfsbischöfen. Als dann im Jahre 548 die heilige Theodora starb, begann ihr Gatte Kaiser Justinian I. die wahren Gläubigen zu verfolgen. Schließlich begann der heilige Jakob, ausgestattet von oben mit den höchsten Vollmachten, seinen Kampf. Er besuchte die Gläubigen überall in großer Eile. Er weihte Bischöfe und Priester entsprechend den Notwendigkeiten der Kirche, wobei seine Feinde versuchten, ihn zu ermorden. Justinian I. versprach jedem 300 Pfund, die ihn zu dem Heiligen führten. Viele versuchten es, aber vergeblich. Zu Fuß legte er eine Entfernung von 40 Meilen (ca. 65 km) an einem Tag zurück, ohne sich müde zu fühlen. Mor Jakob wurde berühmt wegen seiner Klugheit, seines Glaubenseifers, seiner geistlichen Lehre und seiner Frömmigkeit.
Seine Reisen: Er war einige Male in Syrien, andere Male in Armenien, Kappadozien, Zilizien, Ayoorzien, Pamphylien, Lykanien, Phrygien, Caria, Kleinasien, auf den Inseln Cyperns, Rhodos (GR), Chios (GR), Milet (TR), in Ägypten, Nubien, Äthiopien und Persien. Er besuchte die Kirchen und stärkte sie im wahren Glauben.
Er inthronisierte drei Patriarchen, nämlich Sergius für den heiligen Stuhl von Antiochien 544-547 (38. Nachfolger des hl. Apostels Petrus) und Paulus dbeth Ukome 550-575 (der 39. Nachfolger des hl. Apostels Petrus) und Damianus für die Kopten, die den hl. Stuhl von Alexandrien inne haben. Er weihte 27 Erzbischöfe und 72 Bischöfe, also insgesamt 99 Bischöfe und 102.000 Priester, Diakone sowie Ministranten.
Da die Syrisch–Orthodoxe Kirche fast dem Untergang geweiht war und diese wieder durch diesen Heiligen ins Leben gebracht wurde, wird diese Kirche oft fälschlich „Jakobitische Kirche“ genannt. Durch diesen Begriff wird die Wurzel dieser syrischen Kirche getilgt, die ihren Anfang seit dem Apostel Petrus hat. Dem zu Folge ist dieser Begriff „Jakobiten“ nicht wahrhaftig, denn der Heilige hat keine neue Kirche gegründet.
Nachdem er alle Aufgaben eines guten Hirten erfüllt hatte, vollendete er ruhmreich seinen Lebenslauf am 31.07.578 im Kassian oder Romanus Kloster (Ägypten). Sein Gedenktag ist der 31.07.
Seine Werke
1. Er verfasste ein liturgisches Hochgebet (Anaphora)
2. Drei Briefe an Johannes von Ephesus (+587, syrischer Kirchenhistoriker)
3. Allgemeine Briefe an die Bischöfe und Priester.
4. Ein arabisch und äthiopisch überliefertes Glaubensbekenntnis
Quellen:
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AYDIN, Gabriel, Deyr’ulzafaran, Holland 1988
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BARSOM, Ignatius Ephrem I., Berule Bdire (über die syrische Literatur, in syrisch), Losser ²1991, 286-287
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BAUMSTARK, Anton, Jaqob Burdeana, in: Geschichte der syrischen Literatur, Bonn 1922, 174-177
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HAGE, Wolfgang: Jakobitische Kirche, in: Theologische Realenzyklopädie (TRE) XVI (1987), 475 ff.
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HARRASSOWITZ, O.: Jakob Baradai, in: Kleines Wörterbuch des Christlichen Orients. Wiesbaden 1975, 150-153
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HEILER, F: Die monophysitischen Kirchen, in: Die Ostkirchen, München/Basel 1971, 331 ff
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LIPPL, J., Jakob Baradai, in: LThk 5 (1933) Sp. 255
Hl. Jakob von Nisibis

Nisibis (heute: Nusaybin) ist eine Stadt in der Südosttürkei an der Grenze zu Syrien. Damals war sie an der Grenze zum Persischen und Römischen Reich, gehörte jedoch noch zum Römerreich; aus dieser Stadt stammt der hl. Jakob.
Der hl. Jakob stammt aus dem Stamm und der Familie des hl. Jakobus Bruder des Herrn, wie der hl. Augin (+363) über ihn sagte. Er mochte die Einsamkeit und die Ruhe der Wüste und wohnte in den Bergen. Im Sommer lebte er in Felsspalten auf den Bergen und im Winter ging er für kurze Zeit in eine Höhle. Seine Nahrung war das, was nicht er gesät hatte, sondern was von sich aus dort wuchs, wie Früchte von Wildbäumen und Grüngewächs, das in der Wüste wuchs. Seine Bekleidung war aus harten Ziegenhaaren.
Er nährte sich immer mit der geistlichen Nahrung, d.h. durch Gebet, mit dem er auch seine Gedanken rein hielt. Durch seine Askese gewann er einen immer tieferen Bezug zu Gott. Er hatte die Gabe des Vorhersehens und durch die Gnade des Geistes hatte er die Gabe der Wunder erhalten.
Er war ein Zeitgenosse des hl. Augin, der aus Ägypten stammte und sich später auf den Berg Izla in der Nähe von Nisibis zurückzog, um dort zu missionieren. Denn zu jener Zeit gab es viele Heiden und Markionisten und die Furcht Gottes wurde von vielen verachtet. Zusammen wirkten diese beiden großen Heiligen viele Wunder und Heilungen und tauften viele, die sich zum wahren Glauben bekannten.
In jener Zeit wurden die Christen im Perserreich verfolgt, deshalb wollte sie der hl. Jakob besuchen, ihren Glauben stärken und ihnen Mut zusprechen. Auf seinem Weg dorthin kam er an einen Fluss vorbei, sah ein paar junge Frauen, die dort ihre Kleider wuschen. Als sie ihn sahen verspotteten und beleidigten sie ihn wegen seinem äußeren Schein. Er nutzte diese Gelegenheit, um die dortigen Dorfbewohner durch ein Wunder zum Glauben zu bringen. Da befahl er dem Fluss auszutrocknen und ließ die Haare der jungen Frauen grau werden. Als sie das sahen, eilten sie sofort in ihr Dorf und erzählten es den Dorfbewohnern, was ihnen passiert war. Da kamen die Bewohner und baten den Heiligen, sein Urteil wieder zurück zu nehmen. Daraufhin betete er zu Gott und sofort sahen sie, wie der Fluss wieder zu fließen begann. Als man ihn bat, auch für die Frauen zu beten, damit sie wieder ihre alte Haarfarbe bekommen, ließ er sie vor sich rufen, um sie vorher zurecht zu weisen. Da sie aber nicht kamen, ließ er es dabei, damit es ihnen zur Demütigung und Zurechtweisung diene.
Ein anderes Mal sah er einen persischen Richter, wie er ungerecht richtete. Daraufhin verfluchte der Heilige einen Stein, der dort war, so dass er in Stücke zerplatzte und tadelte somit den Richter. Als der Richter das sah, wurde er von Furcht erfüllt und lernte, rechte Urteile zu fällen. Auf diese Weise ahmte der hl. Jakob seinen Herrn nach, der statt seiner Kreuziger den Feigenbaum verfluchte.
Als er aufgrund seines Wirkens bekannt und von vielen gerühmt wurde, wurde er im Jahre 309 zum hohepriesterlichen Amt für Nisibis gewählt und geweiht; somit trug er die Verantwortung über das ganze dortige Gebiet. Er wurde so gezwungen, das Wüstenleben mit dem Leben in der Stadt zu wechseln. Doch außer seinen Ort änderte er weder seine Nahrung noch die Askese noch die einfache Kleidung. In seinem neuen Amt setzte er sich nun vor allem für die Bedrückten, Hilfebedürftigen, Waisen, Witwen und Armen ein, denn er fürchtete sehr den Herrn der Heerscharen. In Nisibis ließ er eine große Kirche bauen, in der heute noch sein Grab liegt.
Einmal haben sich ein paar Freunde überlegt, durch List Geld von dem Heiligen zu nehmen. Einer von ihnen tat so, als wäre er tot; da trugen ihn seine Freunde und baten den Heiligen um eine Grabstätte. Der hl. Jakob nahm ihre Bitte an, betete das Totenoffizium und unterstützte sie mit dem Geld, was er noch bei sich hatte. Doch während er noch betete, starb der junge Mann. Als er das Gebet beendet und sich dann von ihnen entfernt hatte, riefen die Freunde ihren angeblich toten Freund um aufzustehen. Da er aber nicht antwortete, gingen sie hin um nachzusehen und fanden ihn tot vor. Da eilten sie zum hl. Jakob, flehten ihn an, küssten seine Hände und Füße, bekannten ihre böse Tat und Absicht und baten ihn um Vergebung. Da nahm er ihre Entschuldigung und Bitte an und betete für den Verstorbenen, so dass er wieder auferstand.
Zu der Zeit, als Arius den Gottessohn und den Heiligen Geist lästerte und damit für große Unruhe sorgte, rief Kaiser Konstantin alle Bischöfe in Nizäa zusammen. Da ging auch der hl. Jakob mit seinen Freunden und dem hl. Ephrem der Syrer (+373), der ein Schüler und treuer Jünger des hl. Jakob war, zum Konzil, um den wahren Glauben zu verteidigen. Arius und alle seine Anhänger wurden auf dem Konzil verurteilt.
Nachdem Konstantin der Grosse im Jahre 337 entschlafen war und seine Söhne das Reich übernommen hatten, kam der Perserkönig Schapur II. (309-379) und führte in Nisibis Krieg gegen die Römer. Da beteten die hl. Jakob und Ephrem mit dem Volk in der Kirche und baten Gott, ihnen beizustehen. Da erschien dem Schapur ein Mann, bekleidet wie ein König, der mit leuchtenden Kleidern auf der Mauer stand. Daraufhin verstand der Perserkönig, dass er erfolglos kämpfen wird und zog sich zurück. So wurde die Stadt gerettet.
Während der hl. Jakob diese Zuversicht und solches Vertrauen zu Gott hatte und mit vielen besonderen Gaben ausgestattet war, beendete der hl. Bischof von Nisibis sein Leben im Jahre 338 und ging ein in die Herrlichkeit seines Herren.
Sein Gedenktag ist der 11. Mai.
Quellen:
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BEDJAN, Paulus, Acta Martyrum et sanctorum syriace, Hildesheim 1968, Bd. III. 393-453, 623-631, Bd. IV. 262-273
Der heilige Jakob von Sarug
Der heilige Jakob von Sarug wurde im Jahre 451 in Kurtam am Euphrat geboren. Er besuchte die berühmte Schule von Edessa, das heutige Urfa, und wurde dort zum Mönch eingekleidet und zum Priester geweiht. 502/503 wurde er zum Periodeuten (für Visitationen und pastorale Betreuung zuständiger Priester) von Haura erhoben. Er beschäftigte bis zu 70 Schreiber, die Teile des Alten und Neuen Testaments sowie Heiligenleben bearbeiteten und auch seine Gedichte niederschrieben. Im Jahre 519 wurde er zum Bischof von Bätna geweiht.
Er war ein heiliger Bischof und ein großer syrischer Kirchenschriftsteller seiner Zeit. Ein Poet mit klarer Formulierung, dessen Gedanken tiefsinnig und erstaunlich sind. Er hat kein Gedicht, welches den Leser nicht in Erstaunen versetzt. Der Vorspann seiner Gedichte ist wunderschön, sie treffen den Leser ins Herz. Er wurde in seiner Kindheit von Gott auserwählt und zählt zu den brühmtesten Heiligen seiner Zeit. Er lehnte sich gegen die Irrlehren auf, stellte sie bloß und predigte den wahren und gesunden Glauben an Gott. Aufgrund all seiner Tugenden wird er mit Recht als „universeller Lehrer, Harfe des Heiligen Geistes, Zither der orthodoxen Kirche und Kranz und Verzierung der Lehrer“ bezeichnet.
Er entschlief im Alter von 70 Jahren am 29. 11. 521. Sein Gedenktag wird am am 29. Juli gefeiert.
Seine Werke
Der Heilige schrieb Prosaschriften, Gedichte, liturgische Gebete und Briefe; verfasste Dichtungen in 12silbigem und liturgische Hymnen in 7silbigem Metrum. Er schrieb 763 metrische Hymnen, von denen etwa 300 erhalten sind; einige seiner auserwählten Hymnen werden bis heute in der syrischen Kirche gesungen. Auch drei Anaphoren hatte er verfasst, die auch heute noch in der heiligen Liturgie zelebriert werden.
Quellen:
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http://www.bautz.de/bbkl/j/Jakob_v_sa.shtml
Der heilige Kyriakus und seine heilige Mutter Julitta
Es war in den Tagen des Königs Maximianus (286-305), als die Christen in seinem Reich verfolgt wurden. Zu der Zeit lebte eine heilige gottesfürchtige Frau namens Julitta in der Stadt Ikonion (heute: Konya/Türkei). Wie alle anderen Menschen fürchtete auch sie sich vor den Qualen, die man den Christen zufügen wollte. Sie nahm ihr heiliges Kind Kyriakus und floh nach Tarsus (heutige Süd Türkei). Auch Tarsus gehörte zum Imperium des Maximianus und dort herrschte ein Statthalter namens Alexandrus. In der Stadt wurde die heilige Julitta verraten. Alexandrus befahl, dass man sie vor ihn bringe. Er wollte ihr seine Religion auferlegen und sie zwingen, sich seinen Götzen zu unterwerfen. Sie wehrte sich aber vehement dagegen und stellte die Bedingung: „Wenn sich hier in der Stadt ein dreijähriges Kind befindet, das bezeugt, dass diese Götzen Götter sind, dann werde ich mich ihnen unterwerfen.“ Die Soldaten machten sich auf die Suche und fanden den fast dreijährigen heiligen Kyriakus (2 Jahre und 9 Monate).
Der Statthalter sprach zu dem Kleinen: „Friede sei mit dir, mein kleiner Junge!“ Er antwortete sehr roh: „Der Friede ist immer mit mir, aber du hast keinen Frieden!“ Auf diese Art und Weise sprach er mit dem Götzendiener und beraubte ihm durch seine gottgegebenen und wunderbaren Antworten den Atem. Da packte Alexandrus der Zorn und ließ ihn foltern. Der Kleine aber betete, und man konnte keine Spuren der Schläge mehr danach an seinem Körper sehen, denn er war gesund geworden.
Da ließ der Statthalter seine Mutter holen, damit auch sie sähe, wie sich ihr Sohn zu den Götzen bekennt. Aber weil der Herr wusste, dass seine Mutter schwächer ist, was die Foltern angeht, stärkte er sie durch ihren Sohn. Der Heilige bekannte sich laut und furchtlos zu Jesus Christus. Da ließ der Despot Salz und Senf mit bitterem Wasser vermischen und stopften diese Mischung in ihre Nasen. Der Heilige antwortete aber unerwartet: „Für unseren Geschmack ist das ja süßer als Honig!“ Da befahl der Heide, und man erhitzte 14 Spieße, sieben für jeden, und durchbohrte mit zweien ihre Augen, mit zweien ihren Gaumen, und einen anderen stieß man in ihre Herzen. Die Spieße aber wurden durch die Kraft Gottes kalt, und die Heiligen trugen keinen Schaden davon. Er ließ sie zornig in den Kerker werfen, um sich etwas für sie auszudenken.
In der Nacht betete der heilige Kyriakus sehr viel. Da erschien ihm ein Dämon, der ihn überreden wollte, Gott und den Götzen zu dienen, damit er Gott und den Menschen gefalle. Der Heilige aber erkannte seine List und vertrieb ihn. Der Dämon aber drohte ihm und verschwand in Form von schwarzem Rauch. Er aber weckte seine Mutter auf, um zu beten.
Nach einigen Tagen ließ der Statthalter sie wieder vor sich rufen und wollte sie zum Götzendienst zwingen. Wiederum wehrten sie sich heftig dagegen. Der Heilige betete um die Zerstörung des Götzenhauses. In dem Moment kam ein Engel vom Himmel herab und vernichtete das Haus samt den 14 Götzen, die darin aufgestellt waren. Sie lagen zerschmettert wie Staub zu Boden. Da sprach der Heilige: „Siehe nun deine Götter an, sie sollen dir helfen!“ Der Statthalter wurde dadurch sehr wütend und ging zu einem Schlosser, um die brutalsten Foltergeräte anfertigen zu lassen. Der Teufel aber nahm Besitz von dem Rachsüchtigen und verstummte ihn, damit er nichts bestelle und der Heilige dadurch kein Märtyrer werde. Deswegen lief der Heilige selbst zum Schlosser und bestellte selbst die brutalsten Foltergeräte. Der Schlosser war überrascht, bekannte seine Unzulänglichkeit und meinte, dass er solche Geräte niemals produziert und deswegen nicht genug Handgeschick dafür habe. Aus diesem Grund wurden diese Geräte bei einem anderen Schlosser bestellt.
Den Heiligen ließ er nochmals mit seiner Mutter in den Kerker werfen. Am 14.12. predigte er im Gefängnis den 430 dort gefangenen Männern. Da traten die Folterer ein und schnitten ihm und seiner Mutter die Haare ab, zogen ihre Haut von ihren Köpfen und legten brennende Kohle darauf. In dem Augenblick verwandelten sich die Kohle zu Kränzen, die wie die Sonne leuchteten. Durch Gottes Gebot öffnete sich die Gefängnistür. Danach glaubten alle Gefangenen an Gott. Weil sie sich dazu bekannten, wurden alle nach draußen gebracht. Sie bekreuzigten sich zuerst, dann wurden alle enthauptet.
Die Folterer kamen dann und fingen an, beide Heiligen grausam zu quälen. Doch der Herr stand ihnen bei. Die Folterer nahmen selbst Schaden an ihrem Körper, den beiden geschah aber nichts. Da nahmen die Männer eiserne Sägen und versuchten sie durchzusägen; aber sie sägten sich selbst. Da riet ihnen der Heilige, sie sollen eine hölzerne Säge holen, die würde sie zersägen. Und tatsächlich! Sie holten eine hölzerne Säge, durchsägten die beiden, warfen sie in eine große Pfanne, brieten sie in Salz und Öl, bis sie zu Asche wurden – dann wurden sie den Hunden zum Fraß vorgeworfen. Nachdem unser Herr Christus dem kleinen Jungen sein himmlisches Königreich zeigte, stieg er herab, erneuerte ihre Leiber und gab ihnen himmlische Kraft. Sie standen auf, gingen durch die riesige elf Tausend große Menschenmenge, die dort versammelt war und zeigten sich dem Statthalter. Er erkannte sie, leugnete jedoch öffentlich, dass sie es waren, damit die Menge nicht an den wahren Gott glaubt. Die Menschen aber schrieen: „Groß ist der Gott dieses Jungen!“ Viele andere Wunder vollbrachte der Heilige, aber trotz allem glaubte der Statthalter nicht, sondern beschuldigte das Kind der Zauberei und Magie.
Der Ungläubige ließ die Zunge des Heiligen durch einen Facharzt ausschneiden. Kyriakus redete aber mit einer übernatürlichen Zunge weiter. Jener Arzt wurde gläubig, Alexandrus jedoch blieb hartnäckig.
Alexandrus wollte die beiden zu zwingen, von dem Opferfleisch der Götzen zu essen und vom Opferwein zu trinken, doch vergeblich. Danach ließ er einen riesengroßen Topf mit allerlei ätzenden, brennenden und giftigen Flüssigkeiten heizen. An dieser stelle wollte seine Mutter Julitta den wahren Gott leugnen, als sie diesen Topf kochen sah – sie stand nämlich unter dem Einfluss des Bösen. Da betete ihr Kind so innig und bat Gott unter vielen Tränen, er möge seiner Mutter helfen. In dem Moment wich der Teufel von ihrer Seite. Als sie in den Topf hinein geworfen wurden, spürten sie weder eine Hitze noch irgendwelche Qualen. Auch in jenem Topf betete der Heilige, und es floss kaltes Wasser aus dem Topf. Mit diesem Wasser besprengte der Heilige die umstehende Menge, die einige Tausend waren, und ihnen wurde es gleich einer Taufe angerechnet. Immer noch glaubte der hartnäckige Statthalter nicht an den Gott des Jungen.
Er hatte alle ihm zur Verfügung stehende Mittel benutzt, um die beiden zu vernichten, Gott heilte sie aber immer wieder und beschützte sie.
Endlich jedoch beschloss er, beide zu enthaupten. Als beide vor ihm standen, wurden sie von Engeln umgeben – selbst unser Herr stieg herab, um die Worte und Bitten des Jungen anzuhören. Nachdem der heilige Kyriakus für seine späteren Verehrer Gnaden und Schutz erbat, schlug man ihm und seiner Mutter den Kopf ab. Es war der 15.07.304. Später wurden sie von heiligen Christen beigesetzt.
Quellen:
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Die Lebensbeschreibung des heiligen Kyriakus und seiner heiligen Mutter Julitta, syrische Handschrift 1989, 1-24
Mor Malke von Klyzma (223-315)
Seine Kindheit
Das Ehepaar Johannes und Rebekka in Klyzma, einem Dorf in Ägypten, war sehr gottesfürchtig und wohlhabend, jedoch waren sie beide darüber traurig, dass sie keinen Sohn hatten, dem sie ihre Habe hätten vererben können. Sie beteten für einen Sohn. Gott gab ihnen eine Tochter, um zu sehen, ob sie dafür dankbar wären. Über ihre Geburt freuten sie sich sehr und gaben den Armen und Bedürftigen viel von ihrem Reichtum. Dennoch baten sie Gott weiterhin um einen Sohn. Nach drei Jahren, im Jahre 223, wurde ihnen zu ihrer großen Freude ein Sohn geboren, der Malke genannt wurde.
Malke bekam eine gute Erziehung in der Dorfschule. Sein Lehrer, der Priester Schmuyel (Samuel), schätzte ihn mehr als seine Mitschüler, weil er sie an Weisheit übertraf. Zehn Jahre lang ging er in diese Schule und erwarb sich Weisheit, Wissen, Gottesfurcht und große Demut. Als er die Kraft Gottes aus den heiligen Büchern erkannte, beschloss er für sich, immer bis zum Abend zu fasten, und fing an, die vergängliche Welt für gering zu erachten.
Während der Heilige an das Mönchtum dachte, machten seine Eltern Heiratspläne für ihn. Er antwortete darauf schlicht: „Wenn es der Wille des Herrn ist, wird es geschehen; wenn nicht, dann eben nicht!“ Es kam so weit, dass sein Vater für ihn um die Hand einer Tochter von angesehenen Leuten bat.
Da machte sich Malke auf und ging zu Elischa, einem seiner Klassenkameraden, und legte ihm alles offen dar, wie es um ihn steht. Elischa und Malke legten gemeinsam den Eid ab, zusammen zu bleiben, ob in der Welt oder im Mönchtum. Darauf erkundigte sich Malke nach seinem Onkel mütterlicherseits, den berühmten und großen heiligen Augin aus Ägypten, das Haupt der Schar der 72 Mönchsjünger. Es wurde ihm berichtet, dass Augin aus Ägypten ausgezogen war. Malke wurde traurig und ging mit seinem Freund Elischa zu Pater Schmuyel und baten ihn um Rat. Er riet ihnen, stark zu bleiben und den Weg des Mönchtums zu gehen. Die beiden Jungen folgten diesem Rat.
Malke ging zu seinen Eltern und bat sie, ihm von ihrem Reichtum zu geben, damit er zu seinen künftigen Schwiegereltern reise. Sie gaben ihm viel Geld, Perlen, Edelsteine und mehrere edle Kleidungsstücke. Beim Abschied weinte Malke, weil er wusste, dass er nicht wieder zurückkommen wird. Die Eltern dachten aber, sie hätten ihm zu wenig Besitz mitgegeben, darum weine er.
Auszug aus der Heimat
Im Jahre 245 zog der Heilige aus dem Elternhaus aus und traf auf seinem Weg drei Verschuldete, denen er die teuren Kleidungsstücke, die Edelsteine und von dem Geld gab und sie loskaufte. Auf seinem Weg traf er auch seinen Freund Elischa, wie sie sich verabredet hatten, und beide zogen gegen Osten.
Weiter auf ihrem Weg trafen sie auf drei Blinde, die bedürftig waren. Da zog der Heilige seine Kleider aus und tauschte sie mit den Lumpen eines der Blinden ein und zog sie an. Auf dem Weg fragten Malke und Elischa immer nach dem heiligen Augin, bis sie ihn und seine Jünger bei ihm fanden.
Nach mehreren Tagen sandte sein Vater mehrere Boten aus, um seinen Sohn Malke bei seinen Schwiegereltern suchen zu lassen. Nach vergeblichem Suchen und Fragen, kamen sie ohne den Sohn zurück. Eine große und schwere Trauer brach in der Familie aus. Sie konnten nicht verstehen, warum ihr Sohn sie verlassen hat. Da kam Schmuyel, der Lehrer des heiligen Malke, und tröstete sie. Da sich aber die Eltern um einen Erben sorgten, prophezeite Schmuyel, dass Gott ihnen nach einem Jahr einen Sohn schenken werde. Zwei Monate darauf verstarb ihre Tochter Schufnay, und ihrer Trauer über den verlorenen Sohn wurde dieser Schmerz hinzugefügt. Nach einem Jahr schenkte ihnen Gott den zweiten prophezeiten Sohn.
Malke wird Jünger des hl. Augin
Malke und Elischa fanden den heiligen Mor Augin, wurden seine Jünger und von ihm zu Mönchen eingekleidet. Vier Jahre lang blieben sie bei ihm und begleiteten ihn. Mit seiner Erlaubnis durften sie ins Heilige Land pilgern und besuchten dort die heiligen Stätten und stiegen auch nach Ägypten in die sketische Wüste hinab. Nach drei Jahren kehrten sie zurück zu Mor Augin in die Izlo-Gebirge (heute Süd-Ost-Türkei) und blieben eine lange Zeit dort.
Augin nahm die beiden jungen Mönche und brachte sie zum heiligen Bischof Jakob von Nisibis (+338) und ließ sie zu Diakonen und darauf zu Priestern weihen. Von da an trennten sich die beiden jungen Priester und ein jeder ging an den Ort, den Gott für ihn bestimmt hatte. Der heilige Malke ließ sich in Arkah (heute: Harabaleh, ein Dorf in der Süd-Ost-Türkei) nieder und ging von Sonntag zu Sonntag zum heiligen Augin und seinen Jüngern, um die Heilige Kommunion zu empfangen.
Eines Tages ging Mor Malke an einer Ruine vorbei, wo kleine Hirtenkinder traurig weinten. Ein Kind namens Salomo hatte nämlich einen Feigenbaum bestiegen, um Feigen zu pflücken, da erhob sich aus einer Grube unter dem Baum ein schwarzes, hässliches und stinkendes Wesen und verschlang das Kind. Mor Malke tröstete sie und fing an zu beten. Nach dem Gebet spie das Wesen das Kind unversehrt aus. Weil das Kind jedoch durch das Tier übel roch, gab ihm der Heilige ein Stück seines Gewandes, und ab jenem Tag duftete er nach gutem Weihrauch.
Seine von Gott geschenkte Gabe
Als der heilige Malke betete, hörte er eine Stimme vom Himmel, die ihm sagte: „Vertreibe und vernichte, o Knecht des höchsten Gottes, den Estratasis und all seine Macht! Mache das Kreuzzeichen und es soll alle Teufel vertreiben und vernichten!“ Der Heilige nahm den Stab in seiner Hand, schlug auf den Boden und trieb die Dämonen an jenem Ort aus, die sofort wehklagten und ausfuhren. Viele Menschen, die von Dämonen besessen waren oder von bösen Geistern geplagt wurden, aber auch jene, die mit allerlei Krankheiten behaftet waren und ihn aufsuchten, heilte der Heilige im Namen Christi. Malke fing an, eine Kirche in Arkah zu bauen und die Dorfbewohner von Arkah und den umliegenden Dörfern halfen ihm dabei.
Der Teufel, der vertrieben worden war, nahm Besitz von der Tochter Kaiser Konstantins und schrie: „Es gibt keine Befreiung von mir, außer durch Malke von Klyzma!“ Der Kaiser sandte Diener aus, richtete einen Brief an Malke von Klyzma und bat ihn, wegen einer gewissen Sache nach Konstantinopel (heute: Istanbul) zu kommen. Als seine Diener den Heiligen fanden, ließ Mor Malke sie vorangehen und versicherte, er werde mit ihnen zusammen vor dem Kaiser erscheinen.
Als die Gesandten des Kaisers schon einen Monat unterwegs waren, ging auch der Heilige nach. Kurz vor Konstantinopel holte er die Männer ein. Von dort aus gingen sie zusammen zum Kaiser, der den Heiligen mit Ehren empfing und ihm die schwierige Situation seiner Tochter erklärte. Mor Malke trat zu ihr hin, betete und befahl dem Dämon im Namen Jesu Christi, aus ihr auszufahren. Sofort verließ sie der Teufel wie ein schwarzer und schwerer Rauch. Der Heilige band den Teufel fest, damit er nichts anrichten konnte. Vor dem Antritt der Rückreise bot ihm Kaiser Konstantin Geld und Geschenke an, die der Heilige demütig ablehnte. Am Ende gab der Kaiser ihm eine finanzielle Hilfe für sein Kloster und Decken und Gewänder für den liturgischen Gebrauch. Der Heilige nahm auch einen runden Stein mit, der im Hof stand, legte diesen den Teufel Estratasis um den Hals und zwang ihn, diesen bis zu seinem Kloster zu tragen. Der Kaiser war erstaunt über dieses große Zeichen und pries Gott.
Der Teufel Estratasis ging ärgerlich voran, der Heilige betend hinterher. Der Teufel wurde von einem anderen Dämon verspottet, worauf Estratasis wütend antwortete: „Es ist nicht dieser Stein, der mir hart zusetzt, sondern dieser schreckliche alte Mann, der kein Erbarmen mit mir hat. Er folgt mir nach und hört nicht auf zu beten!“ Im Kloster angekommen, befahl ihm der Heilige, den Stein abzulegen. Als der Teufel um Ruhe und Erholung bat, sprach der Heilige: „Du bekommst keine Erholung! Geh ins Verderben, sei verfolgt und zertreten von allen, die den Willen Christi, unseres Erlösers, vollbringen!“ Daraufhin verschwand der Teufel wie ein unreiner Hund.
Die Jünger des heiligen Mor Malke
Eines Tages kam der Vater, dessen Kind Malke vom Bösen erlöst hatte, und brachte seinen Jungen, Salomo, dem Heiligen als Helfer und Jünger dar. Der Heilige nahm ihn auf und sah, dass er sehr demütig und fromm war. Dieser Junge wurde der erste Jünger des heiligen Malke. Nach sieben Jahren eingehender Prüfung kleidete er ihn zum Mönch ein. In der darauf folgenden Zeit nahm der heilige Malke weitere Mönchskandidaten auf.
Ein zweites Mal pilgerte er nach Jerusalem und blieb zwei Jahre dort. Auf dem Rückweg vollbrachte er viele Heilungswunder. Wieder in seinem Kloster angekommen, fand er seine Mönche in göttlicher Liebe und reinem Dienst vor.
Es gewisser wohlhabender Mann, Autel von Assur, dessen rechte Seite ein Schlaganfall gelähmt hatte, war seit 18 Jahren bettlägerig geworden. Er kam ins Kloster zum heiligen Malke und wurde nach langem Gebet geheilt. Er kehrte gesund in sein Elternhaus zurück und nahm seinen Erbteil mit, vierzig beladene Kamele und viele zur Arbeit brauchbare Tiere.
Eines Tages fielen Räuber über die Habe des Autel. Er und seine Knechte aber verfolgten die Räuber und brachten sie gefesselt zum Heiligen und fragten ihn, was sie ihnen tun sollten. Malke lächelte und befahl, sie ungestraft gehen zu lassen, da Gott jedem nach seinen Taten vergilt. Zu Autel sprach er, er solle seinen Besitz verkaufen und den Bedürftigen geben, damit ihm sein Besitz kein Hindernis auf seinem Weg zu Gott sei. Autel tat was ihm der Heilige riet und widmete sich in der darauf folgenden Zeit dem Fasten und dem Gebet, den Werken der Demut und wurde ein vorbildlicher Mönch.
Der heilige Malke selbst lebte sehr enthaltsam. Er trug einen eisernen Gürtel und verbrachte sein Leben mit langen Gebeten und Fastzeiten, in vollkommener Liebe, ohne Lug und Trug, ohne Zorn und Hochmut, sondern er war gütig, ruhig, demütig und zu jedem freundlich.
Sein Heimgang
Als er spürte, dass der Tag seines Entschlafens nahe gekommen war, rief er seine Jünger und ermahnte sie, das Fasten und Beten zu lieben und die Reinheit und Keuschheit zu bewahren. Weiterhin ermunterte er sie, miteinander und mit anderen in Liebe und Frieden umzugehen.
So entschlief der heilige Mor Malke am 21. April 315 im Alter von 92 Jahren und wurde in seinem Kloster beigesetzt, das nach ihm benannt ist. Er wirkt bis heute viele Wunder. Dort werden besonders von Dämonen besessene Menschen geheilt.
Sein Gedenktag ist der 01.09.
Quellen:
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Dolapönü, Philoxenus Hanna, Heiligenfeste (syrisch-aramäisch), Bebra 1993 (Handschrift), 135-140
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Elischa von Klyzma (Klassenkamerad und Freund des heiligen Mor Malke), Vita des heiligen Malke von Klyzma (syrisch-aramäisch), Arkah (Harabaleh, TR) 1960, 135-183
Mor Nikolaus, Mor Zoche, Bischof von Myra
Jugendzeit
Der heilige Nikolaus wurde um 270 in Patara (Kleinasien, Türkei) geboren. Er war das einzige Kind seiner frommen Eltern. Wie es seit der Zeit der Apostel Brauch ist in der Kirche, mittwochs und freitags zu fasten, wehrte sich Nikolaus schon als Säugling, an diesen Tagen die Muttermilch zu trinken. Seine Eltern verstarben, als er im jugendlichen Alter war. Sein reiches Erbe verteilte er unter den Armen. Immer erkundete er sich nach Bedürftigen, denen er half.
Ihm wurde z.B. von einem armen Mann berichtet, der drei Töchter hatte, die er verheiraten wollte, aber nicht konnte, weil ihm das Geld dazu fehlte. Diesem half er dadurch, dass er nachts unbemerkt einen Sack voll Geld in seinem Haus hinterlegte. Das tat er dreimal. Beim dritten Mal fand ihn der arme Mann und bedankte sich bei ihm sehr. Der Heilige wollte jedoch unerkannt bleiben. Vor großer Freude verbreitete der Arme diese barmherzige Tat in der ganzen Stadt.
Priester in einem Kloster
Der heilige Nikolaus ließ sich darauf in ein Kloster nieder, wo er segensreich wirkte. Sein Onkel war zu jener Zeit Bischof von Myra. Als dieser den heiligen Lebenswandel des Nikolaus sah, weihte er ihn zum Priester.
Eines Tages kam ein verzweifeltes Elternpaar, das ihr Kind verloren hatte, und bat den Heiligen voller Zuversicht, ihren Sohn, der auf seinem Handelsweg schon seit zehn Jahren verloren war, durch seine Fürsprache zu finden. Ihr Sohn war von Arabern entführt und nach Ägypten verkauft worden. Dort war er in den Dienst des ägyptischen Königs gekommen. Nikolaus betete, und ein Engel brachte den Sohn vor das Tor des Klosters und gab es seinen Eltern wohlerhalten zurück. Die Kunde vom Heiligen und seiner Wundertätigkeit verbreitete sich mehr und mehr.
In Nikolaus wurden bald der Wunsch und die Sehnsucht sehr stark, die Einsamkeit der Wüste aufzusuchen. Als er mit dem Schiff ins Heilige Land pilgerte, sah er, wie ein Dämon einen Sturm ausbrechen ließ. Ein junger Mann kam dabei ums Leben. Der Heilige betete, stillte den Sturm und erweckte den Toten.
Bischof von Myra
Als Nikolaus aus dem Heiligen Land zurückkam, suchte er sich eine Höhle, in der er sein restliches Leben verbringen wollte. Es erreichte ihn aber bald die Nachricht, dass sein Onkel, der Bischof von Myra, entschlafen war. Nikolaus hörte eine Stimme vom Himmel her, die zu ihm sprach: „Geh hinaus von hier und begib dich unter die Menschen, damit Ich durch dich verherrlicht werde!“ Die Bischöfe kamen in Myra zusammen, um einen neuen Bischof für diese Diözese zu weihen. Als sie für einen neuen Bischof beteten, wurde einem von ihnen offenbart, Nikolaus zu weihen, der am Morgen in die Kirche eintreten werde. So wurde er auch zum Bischof der Stadt Myra geweiht. Nach Beendigung seiner Bischofsweihe erweckte er ein Kind, das in einem Brand sein Leben verloren hatte, von den Toten.
Als Bischof wurde er umso strenger zu sich, was Enthaltung von Nahrung betrifft, um im Fasten und Gebet geistig gestärkt für seine Diözese da zu sein. Er erwählte fromme und gebildete Priester, die sich um das Seelenheil der Menschen sorgten. Er weckte die Kleriker des Nachts, um gemeinsam mit ihnen zu beten. Er kümmerte sich so sehr um die Armen in seiner Diözese, dass bald keine Armut mehr da war, außer in seinem eigenen Haus; selbst die Bücher, in denen er las, waren geliehen.
Der Römische Kaiser Licinius sandte Soldaten nach Myra und ließ die Christen dort verfolgen. Dabei ließ er auch den heiligen Nikolaus gefangen nehmen und ins Exil führen, wo er viel gelitten hat. Als Kaiser Konstantin an die Macht des Römischen Imperiums kam, wurde der Heilige in seine Stadt zurückgeholt.
Nikolaus gehörte zu den Kirchenvätern, die am Konzil von Nizäa (325) teilnahmen und die Irrlehre des Arius aus der Apostolischen Kirche verbannten. Die heiligen Kirchenväter bekräftigten den wahren Glauben: Christus ist Gottes Sohn, Er ist Gott, Ihm wesensgleich, und nicht ein einfacher Mensch, sondern das Wort Gottes, das Fleisch angenommen hat.
Wundergeschichten
Drei Diener Kaiser Konstantins wurden zu Unrecht und aus Neid zum Tod verurteilt. Im Gefängnis riefen sie zu Gott im Namen des heiligen Nikolaus. In jener Nacht erschien der Heilige dem Kaiser und dem Henker im Traum und befahl, die Gefangenen freizulassen, was auch geschah. Die drei Männer machten sich auf den Weg zum Heiligen, um sich bei ihm zu bedanken. Aus Ehrfurcht gab ihnen der Kaiser ein goldenes Evangeliar für den Heiligen mit und viele andere Geschenke und Gaben. Diese drei Männer taten ein Gelübde und blieben ihr ganzes Leben bei dem Heiligen.
In Myra und ihrer ganzen Region war einst eine Hungersnot ausgebrochen. Ein Schiff, das voll Weizen war und auf seinem Weg von Alexandria nach Konstantinopel fuhr, machte in Myra einen Zwischenhalt. Der Heilige bat sie um Weizen für die hungrige Bevölkerung. Sie wollten aber zuerst nichts abgeben, damit die abgewogene Menge nicht weniger würde. Nikolaus versicherte ihnen, dass er ihnen die Menge, die sie ihm geben, noch vor Konstantinopel zurückerstatten werde. Sie vertrauten seinem Wort und gaben ihm soviel er wollte. Die Menge, die sie dem Heiligen gegeben hatten, wurde bei der Ankunft in Konstantinopel durch ein Wunder vermehrt, sodass sie am Ende mehr hatten als zu Beginn.
Nikolaus hatte den Götzendienst an der Artemis, die Göttin der Heiden, aus Myra vertrieben. Dieser Dämon aber wollte sich rächen und bestieg in Gestalt einer Frau ein Schiff, welches mit Pilgern beladen war, die auf dem Weg zum heiligen Nikolaus in Myra waren. Sie gab den Pilgern eine Ölfläschchen und bat sie, die Kirche in Myra damit zu salben. Der heilige Nikolaus erkannte von fern die Tücke, erschien den Pilgern auf dem Meer und befahl, das Ölfläschchen wegzuwerfen. Auf dem Meer entstand durch jenes Öl ein großer Brand, und so wurde die Gefahr verbannt. Als die Pilger in Myra ankamen und den Heiligen sahen, erkannten sie, dass er es war, der ihnen erschienen war und sie von der Feuersgefahr errettet hatte.
Bis zu dreißig weiteren Wundern werden vom Heiligen berichtet. Viele handeln davon, wie er Tote auferweckt, Menschen vom Tod errettet und sie aus Gefahren erlöst. So war der heilige Nikolaus sein ganzes Leben lang ein Tröster der Traurigen und Heiler der Kranken, der den Müden Ruhe verschaffte.
Am 6. Dezember des Jahres 342 entschlief der heilige Bischof von Myra im Alter von 72 Jahren.
Sein Gedenktag ist der 06. Dezember.
Quelle:
I. Bibliographie
Sein Geburtsname war Josef (syr. Jausef ܝܘܣܦ ). Geboren wurde er in der Mitte des 5. Jahrhunderts in der Stadt Tahal (bisher nicht lokalisiert) in der sasanidischen Provinz Bet Garmai. Dass er unfreier Herkunft und nicht getauft gewesen sei, entspricht späterer Verleumdung in gegnerischen Schriften. Ausgebildet in der berühmten Schule zu Edessa, wird er früh bekannt als Gegner der Definition von Chalkedon und des Tomus Leonis, propagiert die Theologie Cyrills in den Klöstern der Kirchenprovinz Antiochien, was zu seiner Vertreibung führt. Intrigen (Besuch in Konstantinopel 484) gegen den Patriarchen v. Antiochien führen zu dessen Absetzung im Herbst 484; von dessen Nachfolger wird Ph. 485 (18.8) zum Metropoliten v Hierapolis (heute: Membig/Syrien), der Hauptstadt der Provinz Euphratensis (mit 12 Suffraganbistümern) geweiht. Die Nachricht, er sei zuerst Chorbischof gewesen, ist zweifelhaft; nicht auszuschließen ist, dass er zur Schließung der Schule in Edessa beigetragen hat. 507 reist er zum zweiten Mal nach Konstantinopel auf Einladung des Kaisers. Die Auseinandersetzungen mit dem antiochenischen Patriarchen Flavian (seit 498) und die immer heftigere Propaganda gegen das Chalkedonense (schließlich: Forderung nach Verurteilung des Chalkedonense, des Tomus Leonis und der Zweinaturenlehre) enden 512 mit der Absetzung Flavians und der Inthronisation des Severus.
II. Theologie
Ein großer Vorkämpfer des Monophysitismus und – auch nach dem Urteil spätere Syrer – einer ihrer fruchtbarsten Schriftsteller von hoher literarischer Qualität; syr. Äquivalent: Aksenaya (gr. Xenaias): beide Namen begegnen in griech. Und syrischen Texten. Er verfolgt (wie Severus) eine moderate Politik (bei Wahrung der dogmatischen Position), bis er nach dem Regierungsantritt Justins I. 519 aus seinem Bistum vertrieben wird: Philoxenos wird zuerst nach Gangra (heute: Cankiri/Türkei)(Winter 519/20), später nach Philippopolis (heute: Plovdiv/Bulgarien) verbannt (Anwesenheit im Frühjahr 521 dort bezeugt). Die Nachricht vom gewaltsamen Erstickungstod ist legendär. Gestorben ist er wahrscheinlich am 10.12.523, ohne seine Überzeugung preisgegeben zu haben. Mehrere Commemorationen im liturgischen Jahr der syr. Monophysiten; sein Haupt wird seit dem 12 Jahrhundert in Midyat (Türkei) als Reliquie verehrt.
III. Die Werke
Das schriftliche Werke des Philoxenos (nur in syrischer Sprache) ist trotz großer Verluste beachtlich: Exegetische, dogmatische, asketische und liturgische Schriften werden ihm zugeschrieben. Philoxenos veranlasste – zur Stützung seiner Christologie – eine Übersetzung des Neuen Testaments ins Syrische (wahrscheinlich ohne die 4 kleineren kath. Briefe und Apk) durch den Chorbischof Polykarp, die sog Philoxeniana, er selbst verfasste Kommentare zu Mt, Lk und Joh, deren dogmatisch – polemischer Charakter unbestritten ist. Von den zahlreichen dogmatischen Schriften (Glaubensbekenntnisse, kurze Traktate, Häresienkataloge) sind nur zwei Werke vollständig erhalten: eines über die Trinität (De Trinitate et Incarnatione tractatus tres), abgefasst ca. 515-518 sowie 10 Abhandlungen (syr. Memre) gegen Habib (De Uno e Trinitate incorporato et passo dissertationes decem), abgefasst ca. 480. Erhalten sind ca. 30 meist in Briefform gekleidete Abhandlungen teils aszetischen, teils dogmatischen Inhalts. Das am häufigsten gelesene und ins Griechische, Armenische und Arabische übersetzte Werk wurden die zu einem Buch zusammengefassten 13 paränetischen Sermones (syr. Sarbe), paarweise angeordnet und jeweils mit einer Überschrift versehen: sie handeln (1.: Prolog) über den Glauben (2.3), die Einfalt (4.5), die Gottesfrucht (6.7), den Verzicht (8.9), den Kampf gegen die Fresssucht (10.11), Aszese und den Kampf gegen die Fleischeslust; unsicher ist, ob das Werk, kurze Zeit nach 485 verfasst, von Ph. vollendet wurde. Es steht – fern der Polemik – im Dienste der christlichen und mönchischen Spiritualität. In der Unterscheidung – in Anlehnung an den Liber Graduum – zweier christlicher Lebensformen, der der Gerechten (syr. qaddise) – durch Fasten, Gebet und Almosen - - sowie der der Vollkommenen (syr. gmire) – hauptsächlich durch Verzicht auf Heirat, Enthaltsamkeit, Güterverzicht – zeichnet Ph. in der (eigenartigen) Ableitung aus dem Lebensweg Jesu (zwei Etappen, getrennt durch die Taufe; nach der Taufe wird Jesus das Urbild des Lebens der „Vollkommenen“) einen in der syrischen Kirche verwurzelten asketischen Rigorismus, wobei Ph. extreme Positionen (wie die grundsätzliche Verwerfung der Ehe) nicht übernimmt; es fehlt die paulinische Unterscheidung zwischen Gerechten und Sündern: in der Taufe zur Vollkommenheit berufen, erlangt der Getaufte diese im Verlassen der Welt. Liturgische Schriften und Gebete werden Ph. ebenfalls zugeschrieben, doch sind diese höchstwahrscheinlich nicht authentisch. Nicht ohne Grund hat Ph. dem Prolog des Joh-Ev. einen großen Kommentar gewidmet, geht es ihm doch darum, das Werden ohne Veränderung zu lehren gegen seine Gegner, denen er vorwirft (aus dem Missverständnis der Identifizierung von Natur und Person), den einen Christus gespalten zu haben:“ Einer aus der Trinität“, Gott, das Wort, ist Mensch geworden, ohne dass er aufgehört hat, Gott zu sein. Gegen die rationalistische Überschreitung des Denkens seiner Gegner betont Ph. – aus einer eigenen syrischen Tradition – das Paradoxon der Inkarnation, die der Mensch glaubend annehmen müsse, denn Ph. bekennt sich zur vollen Menschheit Christi. Der beiden Parteien gemeinsame Glaubensinhalt – die wahre Gottheit und die wahre Menschheit in einem Christus – wird mit Recht von der neuesten Forschung betont. Die Annahme dieser Offenbarwerdung im Fleisch bedarf der Umwandlung des Menschen, die durch die Menschenwerdung Gottes selbst gewirkt und dem Menschen in Glauben und Taufe vermittelt wird. Die Kontemplation (das Bewusstwerden des Heilsgeheimnisses in Christus) aktualisiert die in der Taufe geschenkte Anlage, so dass monophysitische Theologie und Spiritualität bei Ph. einem inneren Zusammenhang bilden.
IV. Quellen und Literatur
William Wright, A Short History of Syriac Literature, EBrit 22, 1894² (ND Amsterdam 1966), 13-14. 72-76; Rubens Dual, La literature syriaque, Paris 1907³ (ND Amsterdam 1970), 354-356; Anton Baustark, Geschichte der syrischen Literatur, Bonn 1922, 141-144. 350...
Anton Baumstark, Die Evangelienexegese der syrischen Monophysiten, OrChr 2, 1902 (151-169. 358-389), 161-162; - Joseph Lebon, Le monophsisme severien. Etude historique, litteraire et theologique sur la resistance monophysite au concile de Chalcedoine jusqu` a la constitution de Bible, RHE 12, 1911, 413-436...
Der heilige Schemun von Kartmin
Der heilige Schemun wurde in Kartmin, einem Dorf der Region Tur Abdin (Süd-Ost Türkei) im 4. Jh. geboren. Sein Vater Saliba war einer der führenden Personen des Dorfes. Als der heilige Schemun in seiner Kindheit (mit 4 Jahren und 7 Monaten) tödlich erkrankte, eilte sein Vater zum heiligen Schmuyel, der zu der Zeit in der Nähe des Dorfes wohnte, damit er seinen Sohn heile. Der Vater versprach, den Armen viele Almosen zu geben, ja sogar dass er bereit wäre, dem Heiligen seinen Sohn als Schüler zu geben, wenn er ihn von jener schweren Krankheit heile. Durch die Gebete des heiligen Schmuyel und die Reliquie des heiligen Märtyrers Karpos, dem Bischof von Savur, wurde das Kind von der schweren Krankheit geheilt.
In seiner Jugend folgte er dem heiligen Schmuyel, wie es sein Vater versprochen hatte und wurde sein Jünger. Nach seiner Einkleidung zum Mönch wuchs er in tugendhaften Werken auf. Er war sehr fortgeschritten im Gebet und im Fasten, so dass er oft während seiner Gebete. Es fielen bei ihm sehr stark auf seine Güte, seine Demut, sein Gehorsam gegenüber seinem Vorgesetzten und nicht zuletzt seine Keuschheit.
Als er und sein heiliger Meister durch die Führung Gottes an der Stelle eines alten Götzentempels ein Kloster errichten sollten, stieg ein Engel nachts vom Himmel herab, der dem heiligen Schemun die Maße des künftigen Klosters zeigte und damit den Grundstein für das Gebäude legte (im Jahr 397). Die beiden Heiligen bauten dann das Kloster fertig (das heutige Mor Gabriel Kloster). Bevor der heilige Abt Schmuyel entschlief, übergab er dem heiligen Schemun im Jahre 408 die Führung des Klosters. Jedes Jahr gedachte er seines Seelenführers und gab an seinem Gedenktag den Armen und Bedürftigen Almosen. Als viele Brüder in dem Kloster zusammenkamen, bauten sie eine Kirche auf den Namen des heiligen Schmuyel, in der sie an seinem Gedenktag die Heilige Messe feierten.
An dem Tag des Entschlafens seines Meisters kam eine bekannte Person aus der Gegend zum heiligen Schemun und brachte seine schöne Tochter mit sich, die einen Schaden an ihrem Verstand erlitten hatte. Sie wollte einen Mann heiraten, den sie sehr liebte. Weil es aber der Vater verhindert hatte, litt sie seelisch darunter. Als sie den Heiligen sah, schrie sie und warf sich zu Boden. Der Heilige aber bezeichnete sie mit dem Kreuzzeichen, und sofort war sie geheilt.
Nach der Beisetzung seines Seelenführers schlief er nicht mehr auf dem Boden, sondern kniete nieder, wenn er sich ausruhen wollte. Wurde er aber von Müdigkeit besiegt, dann hängte er sich an einen Strick, bis ihm der Schlaf verging, so dass er dann in der Stille der Nacht die Herrlichkeit Gottes betrachten konnte.
Über seine Bescheidenheit und seine Demut berichtet folgende Begebenheit:
Im Jahre 412 wurde Rabula Bischof von Edessa (Urfa/Türkei). Im gleichen Jahr sammelte er viel Gold und machte sich auf den Weg ins Kloster von Kartmin zum heiligen Schemun. Er aber wies das ganze Gold ab und sagte sanftmütig: „Es ist genug, dass du dich den ganzen Weg abgemüht hast, um meine Sündhaftigkeit zu besuchen.“ Als der Bischof vom heiligen Schemun gesegnet wurde, blieb er sechs Tage bei ihm und kehrte dann wieder nach Edessa zurück, wo er mit dem eingesammelten Gold eine Kirche zu Ehren des heiligen Stephanus bauen ließ.
Der heilige Schemun war durch die Gnade Gottes im Stande, Menschen zu heilen und durch Wunder die Wahrheit zu bezeugen. Einmal wurde ein kleiner Junge zum Heiligen gebracht, der Kopf- und Halsbruch erlitten hatte, als er auf der Jagd von Taubenjungen war und sich dabei verletzt hatte. Er konnte nicht mehr reden und war kurz davor zu sterben. Als der Heilige seine Hand über ihn ausstreckte, genas er völlig.
Ein Dieb hatte einmal etwas gestohlen und schwor, dass er nichts mit dem Gestohlenen zu tun habe. Die Ankläger zwangen ihn, beim Leben des heiligen Schemun zu schwören. Als er seinen Mund zum Schwur öffnete, da verdrehte sich sein Kopf; erst dann bekannte er seine Tat. Die Verwandten des Diebes brachten ihn zum Heiligen und er verbrachte für ihn die ganze Nacht im Gebet. Am Ende des Gebetes war sein Kopf wieder geheilt. Als dieser nach Hause kam und einige Zeit dort verbrachte, kehrte er zurück ins Kloster und wurde später ein heiliger wundertätiger Mönch.
Eines Nachts erinnerte sich der heilige Schemun an den Engel, der das Fundament des Klosters gelegt hatte; er sehnte sich sehr danach, ihn noch einmal zu sehen. Da erschien ihm plötzlich um Mitternacht jener Engel in großem Licht, welches noch stärker war als das der Sonne. Als sie begonnen, die Psalmen des Königs David zu singen, fing der Engel an, Gott zu preisen: „Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist.“ Durch seine Stimme wurden alle Brüder des Klosters aufgeweckt und versammelten sich vor dem Zimmer des Heiligen. Als sie das große Licht in seinem Zimmer sahen, fielen sie vor Furcht zu Boden, weil sie fürchteten, dass das Kloster durch das viele Licht verbrannt würde. Der Engel verweilte bei dem Heiligen, bis sie alle Psalmen gesungen hatten, dann stieg er wieder zum Himmel hinauf. Die Nachricht von diesem Ereignis mit dem Engel verbreitete sich überall und verschaffte dem Heiligen große Ehrfurcht bei den Persern und bei den Byzantinern. Weil sie Angst vor seiner Heiligkeit hatten, raubten sie den Ort, wo er sich befand, nicht aus. Die Byzantiner schickten ihm viele Güter, die für das Kloster benötigt wurden.
Am Ende seines Lebens schenkte der Herr dem Heiligen Krankheiten und körperliche Schwäche. Als er seinen Tod ahnte, versammelte er alle 708 Mönche seines Klosters, damit er ihnen seinen Segen überreicht. In seinen letzten zwei Tagen, als er hohes Fieber hatte und im Bett lag, standen 80 Mönche um ihn und beteten und sangen. Am dritten Tag haben einige von ihnen im Traum gesehen, wie zwei Engelchöre, die heller als die Sonne strahlten, wunderschöne Melodien sangen. Das Zimmer des Heiligen war erfüllt von wohlriechenden Düften, die die weltlichen Düfte weit übertreffen. Sie sahen den heiligen Schmuyel, wie er dem heiligen Schemun einen Friedensgruß gab. Dann hörten sie eine Stimme vom Himmel, die sagte: „Sei willkommen Schemun, der mir durch seine Taten gefallen hat, gehe ein in die Freude deines Herrn.“ Als die Brüder von diesem Traum erwachten, sahen sie, dass er entschlafen war. Es war der 19.01.433. Sieben Tage lang beteten sie über ihn. Am achten Tag setzten sie ihn in einer großen Prozession zu den anderen Heiligen bei. Die Kirche feiert ihn an seinem Todestag am 19.01.
Quellen:
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BROCK, Sebastian P. / Witakowski, Witold, Die verborgene Perle III, Rom 2001, 61
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DOLAPÖNÜ, F. Hanna, Geschichte des heiligen Klosters von Kartmin (syrisch), Losser 1990, 37-50
Der heilige Schmuyel, Gründer des Klosters von Kartmin
Der heilige Schmuyel wurde am Anfang des 4. Jh.s in einem Dorf namens Eschtan, in der Region von Savur (Süd-Ost Türkei), geboren. Sein Vater Yuhanon, war zwar reich und sehr gläubig, hatte jedoch keine Kinder. Auf Grund seines tiefen Vertrauens zu Gott gab er den Armen viele Almosen und erhoffte sich dadurch von Gott ein Kind.
Eines Tages ging er durch das Dorf und begegnete Schülern, die eine Hymne des heiligen Ephrem sangen: „Lasst uns unserer Eltern gedenken …!“ Das traf ihm ins Herz. Er eilte zur Kirche und betete und fastete drei Tage und drei Nächte. Nach neun Monaten gebar ihm seine Frau einen Sohn. Bei der Geburt seines Sohnes hatte er eine Vision, dass das Kind nämlich groß sein werde. Und sie nannten ihn „Schmuyel“, d.h. der Name Gottes.
Als der heilige Schmuyel heranwuchs, lernte er Lesen und Schreiben und versuchte, den Propheten Samuel nachzuahmen. Auch er sehnte sich sehr danach, sein Leben endlich ganz dem Dienst Gottes zu weihen. In seiner Jugend konnte er endlich seinen Traum verwirklichen; er baute sich ein Kloster in der Nähe seines Dorfes und hatte bald acht Mitbrüder. Seine Mutter gebar noch einen Sohn, den sie Schomir nannten; er half später seinem älteren Bruder beim Bauen des Klosters.
Eines Tages zog sich Schmuyel aus der Mitte seiner Mitbrüder zurück, ohne dass sie es bemerkten, und zog sich auf einen wilden Berg namens Morin zurück, der nach Nisibis (heute: Nusaybin/Türkei) schaut. Auch dort konnte er nicht alleine leben, denn bald versammelten sich wegen seinem guten Ruf wieder viele um ihn. Er wurde sehr bekannt und respektiert.
Wegen Uneinigkeiten, die im römischen Heer herrschten, blieb die römische Grenze in der Region unbewacht. Die persischen Kriegsmächte nutzten diese Gelegenheit aus, um diese Region einzunehmen und auszuplündern. Der Bischof von Savur, der heilige Karpos, hatte im Kloster des Heiligen Schutz gesucht. Zu der Zeit hatte er den heiligen Schmuyel zum Priester geweiht. Als die Perser dort angekommen waren, vernichteten sie diese Ortschaften, wobei auch das Kloster des Heiligen darunter litt. Der heilige Karpos wurde entführt und vor den obersten Befehlshaber des persischen Heeres geführt. Weil dieser Bischof sich zum Christentum bekannte, wurde er enthauptet und wurde Märtyrer. Als der heilige Schmuyel davon erfuhr, bezahlte er die Perser und kaufte seinen Leichnam, den er in seinem neu gebauten Kloster ehrfürchtig beisetzte.
Durch göttliche Eingebung zog der Heilige auch von dort aus, wobei er seinen Mitbrüdern lediglich zu wissen gab, dass er wieder kommen werde. Er nahm eine Reliquie des heiligen Karpos mit und kam nach Kartmin, einem Dorf, welches nicht unter der persischen Macht stand.
Saliba, eine führende Person dieses Dorfes, hatte ein todkrankes Kind namens Schemun (4 Jahre und 7 Monate alt), das er sehr liebte. Er kam zum Heiligen und bat um die Genesung seines Kindes und versprach, den Armen viele Almosen zu geben. Wenn das Kind geheilt würde, dann wäre er sogar bereit, es dem Heiligen zum Schüler zu geben. Der Heilige nahm die Reliquie und heilte das Kind nach einem tiefen einstündigen Gebet. Als das Kind auferweckt wurde, erzählte es eine Vision, in der er den heiligen Schmuyel und mit ihm einen mächtigen Bischof sah, die es durch ihre Fürbitten nach Hause geholt hätten. Als der Vater davon hörte, gab er den Armen viele Almosen und ließ zu Ehren des Märtyrers Karpos eine Kirche bauen, in der er jedes Jahr an seinem Gedenktag ein Fest veranstaltete.
Als das Kind heranwuchs, brachten es die Eltern wie versprochen zum heiligen Schmuyel. Nachdem der Junge in der Heiligen Schrift unterwiesen wurde, kleidete ihn der Heilige zum Mönch ein. Er war ein sehr intelligenter Junge, der viele Tugenden besaß. Obwohl der Gesang der Mädchen im nahe liegenden Dorf ihn betrübte, wurde er durch Gottes Kraft beschützt.
Dieser Junge Schemun schöpfte aus der nahe liegenden Quelle Wasser für das Kloster und transportierte es in einem geflochtenen Korb, wobei er sich nicht fragte, wie das Wasser eigentlich im Korb blieb. Eines Tages wuschen Mädchen ihre Kleider an der Quelle. Durch den Einfluss des Bösen regten sich die Gedanken des Jungen, und er war betrübt. Unterwegs zum Kloster tropfte an jenem Tag das ganze Wasser aus dem Korb und er kam beschämt zu seinem Meister. Deshalb beschloss der heilige Schmuyel, von dort auszuziehen und an jenem Ort ein neues Kloster zu bauen, wo sie den Psalter zu Ende gelesen hätten. Sie fingen an, unterwegs alle Psalmen zu beten und beendeten sie bei einer Ruine eines ehemaligen heidnischen Tempels. Als sie ermüdet einschliefen, weckte ein Engel, der dem heiligen Schmuyel glich, den jungen Schemun auf. Er aber dachte, es wäre sein Meister. Der Engel legte die Grundsteine des zukünftigen Klosters und verschwand darauf; dies geschah im Jahre 397. Der heilige Meister weckte seinen Schüler nachts auf, damit sie weiterbauten und merkte, dass dieser eine Vision gehabt hatte; sie bauten das Kloster weiter auf. Als das Kloster fertig stand, versammelten sich dort mit der Zeit 400 reine Mönche. Honorius (395-423) und Arkadius (395-408), die Söhne des Kaisers Theodosius des Kleinen, unterstützten das Kloster, um große Brunnen und nötige Wasserleitungen zu bauen. Der heilige Schmuyel war über diesen Erfolg sehr erfreut.
Der Satan und seine Legionen brannten vor Wut, als sie den Heiligen so erfolgreich und fröhlich sahen. Deshalb nahm der Satan Besitz von Theodora, der Tochter des Kaiser Arkadius, damit der Heilige das Kloster verließe und dorthin gehe, um sie zu heilen; der Satan hätte dann nämlich den Heiligen durch den weiten Weg erschöpft und würde in seiner Abwesenheit das Kloster durcheinander werfen. Theodora rief immer wieder sehr laut den Namen des Heiligen aus. Der Kaiser sendete Boten nach dem Heiligen aus, damit sie ihn holen sollten. Dieser wollte aber das Kloster nicht alleine stehen lassen, deswegen versammelte er drei seiner Mönche, um sie zu senden, und sie baten Gott drei Tage und drei Nächte lang, wobei sie nichts aßen, damit ihnen geholfen wird. Da erschien dem heiligen Schmuyel ein Engel, der gebot, einen Brief mit seinem Namen und die seiner 400 Mönche auf ein Blatt nieder zu schreiben. Der Heilige schrieb folgendes: „Ich, Abt Schmuyel, sage: du Feind unseres Menschengeschlechts hast keine Befugnis von Gott, weiterhin in diesem Mädchen zu verweilen, noch darfst du sie verletzen.“ Als aber Kaiser Arkadius in einer Vision sah, dass der Heilige nicht mit seinen Botschaftern gekommen war, schlug er sich vor Wut aufs rechte Auge; er fiel verletzt in einen Schlaf, in dem er den Heiligen sah. Der Kaiser wurde vom Heiligen im Traum benachrichtigt, dass er seine Tochter heilen werde. Als der Kaiser aufwachte, empfing er den Brief aus den Händen seiner Gesandten und las ihn. In dem Moment fuhr der böse Geist wie ein hässlicher schwarzer Mann aus seiner Tochter aus, und sie ward geheilt. Als Dank für ihre Genesung ließ Theodora eine wunderbare Kuppel im Kloster bauen, die bis heute besteht und nach ihr „Kuppelraum der Theodora“ benannt wurde. Die bösen Geister aber begaben sich zum Kloster des Heiligen und fuhren in Wölfe ein und griffen alle Klosterbewohner an. Mor Schmuyel machte ein Kreuzzeichen auf die Wölfe, und die bösen Geister verschwanden plötzlich.
Im Jahre 407 überfiel eine tödliche Krankheit das Dorf Hah. Der Heilige nahm seinen Schüler Schemun und andere fünf Mönche, und sie baten Gott unter Tränen. Als diese Krankheit aus dem Dorf beseitigt wurde, bauten die Dorfbewohner ein großes schönes Kloster auf den Namen des heiligen Schmuyel.
Als Theodosius II. (408-450) zum Kaiser von Konstantinopel gekrönt wurde, brachten er und seine Diener dem Heiligen viel Gold und ließen im Kloster viele prächtige Gebäude errichten.
Als der heilige Schmuyel seinen Heimgang ahnte, übergab er die Leitung des Klosters seinem Schüler Schemun von Kartmin, der ein großer Heiliger wurde. Am 15. Mai 409 entschlief der heilige Schmuyel in hohem Alter. Seine Beisetzung fand in Anwesenheit von Priestern, Diakonen und einer großen Menschenmenge statt. Sieben Tage lang beteten sie an seinem Grab. Die Kirche feiert ihn an seinem Todestag.
Das Kloster, welches die heiligen Schmuyel und Schemun mit Hilfe des in der Nacht erschienenen Engels bauten, ist das heutige Mor Gabriel Kloster in der Nähe von Midyat in der Süd-Ost Türkei. Es ist eines der bedeutendsten Klöster dieser Region.
Quellen:
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DOLAPÖNÜ, F. Hanna, Geschichte des heiligen Klosters von Kartmin (syrisch), Losser ²1990, 20-35
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Hollerweger, Hans, Lebendiges Kulturerbe – Turabdin, Linz 1999, 68f
Der heilige Severius von Antiochien, der Große
Der heilige Severius wurde im Jahre 459 in Syzopolis in der Provinz Pisidien (heute: Süd Türkei) geboren; benannt wurde er nach seinem Großvater väterlicherseits, der an dem ökumenischen Konzil zu Ephesus (431) teilgenommen hatte. Seine Eltern waren reich und bekannt.
In Alexandrien studierte er Grammatik und Rhetorik in Latein und Griechisch. Rechtswissenschaft und Philosophie studierte er an der römischen Rechtsschule in Beirut; in diesen Wissenschaften übertraf er seine Kommilitonen. Ein Eremit, der den Lebenswandel des heiligen Severius sah, sah eines Nachts einen Traum über ihn: Er hielt eine Schaufel in der Hand und reinigte eine Quelle, die voller Unrat und Gestank war. Da weissagte er den anderen über den Heiligen und sprach: „Dieser wird der größte Lehrer und ein bekannter Hohepriester.“ Als er noch in Alexandrien studierte, prophezeite ein christlicher Jugendlicher über ihn und sprach zu seinen Mitstudenten: „Dieser wird wie eine Wolke über den ganzen Erdenrund erhoben werden.“
Er wurde im Jahre 488 (mit 29 Jahren) in der Kirche des Märtyrers Leontius in Tripolis (heute im Libanon) getauft, denn in jener Gegend pflegte man den Brauch, vor dem Bartwuchs sich nicht taufen zu lassen. Darauf sehnte er sich nach Askese. Er besuchte das Heilige Land, ging nach Jerusalem zu den heiligen Stätten und wurde im Kloster des heiligen Romanus in Palästina Mönch. Bischof Epiphanius weihte ihn zum Priester. Er hat den von seinen Eltern ererbten Anteil verkauft und ihn den Armen gegeben. Was ihm davon übrig geblieben war, verwendete er für den Bau eines Klosters, in dem er 24 Jahre lang im Dienst Gottes verharrte. Er war beständig in harten asketischen Übungen und geistlicher Lesung, sowohl der Heiligen Schrift wie auch der altchristlichen Theologen, so dass er die Heilige Schrift auswendig konnte. Er selbst verfasste Schriften, um den rechten Glauben zu wahren und zu verteidigen. Dadurch wurde er in seinem größeren Umfeld bekannt.
Im Jahre 508 zog er mit 200 Mönchen von Palästina nach Konstantinopel (heute: Istanbul), um sich für den wahren Glauben einzusetzen. Dort verbrachte er drei Jahre, bis zum Jahr 511.
Als im Jahre 512 Flavianus II. (seit 498) vom Patriarchenstuhl Antiochiens abgesetzt wurde, wurde der heilige Severius einstimmig von Klerus und Volk zum Patriarchen gewählt. Er wurde am 6. 11. 512 von der Synode, in der 12 Bischöfe anwesend waren, zum Patriarchen des Apostolischen Stuhls von Antiochien erhoben. Die Handauflegung zum Bischof bekam er von Bischof Abraham von Aleppo. In seinem neuen Amt setzte er sich durch seine machtvollen Worte und brillanten Predigten umso eifriger für die Bestätigung des rechten Glaubens ein und korrigierte abwegige Lehren; dennoch gab er seine asketische Lebensweise nicht auf, vielmehr verbannte er alles Pompöse und jeden Luxus von seinem Patriarchat. Sein Anliegen war die ehrliche Führung der Kirche. Die nahen Diözesen und Klöster besuchte er persönlich und schrieb ihnen hervorragende Briefe.
Als im Jahre 518 Kaiser Justin I. (518-527; chalzedonensisch) an Stelle von Kaiser Anastasios I. (491-518) in Konstantinopel an die Macht kam, wurden viele orthodoxe Bischöfe von ihren Bischofsstühlen verbannt und ins Exil geschickt. Auch hegte der neue Kaiser Justin I. eine Abneigung gegen den heiligen Severius und ließ nach ihm fahnden. Auf Grund dieser Spannung wurde der Heilige gezwungen, Syrien zu verlassen. Am 25. 9. 518 begab er sich nach Ägypten, hielt sich dort 20 Jahre auf, von wo er die Kirche durch seine Vikare und seine Briefe leitete. Dort wirkte er auch viele Wunder. Unermüdlich schrieb er ein Buch nach dem anderen, um Irrlehren aus der Kirche zu verbannen; er antwortete auf alle Fragen und Zweifel, die ihm vorgelegt wurden.
Im Jahre 535 folgte er dem Ruf Kaiser Justinians I. (527-565) nach Konstantinopel, um eine Einheit der Kirche zu erzielen. Jedoch blieb die Trennung bestehen, weil es zwischen beiden Parteien, den Anhängern des Konzils von Chalzedon (451) und den Gegnern, keine Einigung gegeben hat. Der heilige Severius führte dort intensive Gespräche mit dem heiligen Anthimus, dem Patriarchen von Konstantinopel, und konnte ihn mit seiner Lehre überzeugen und gewann ihn als Gleichgesinnten. Er wurde aber auch von vielen Chalzedonensern angefeindet, die Kaiser Justinian I. dazu bewogen, seine Werke zu verbrennen. Jenen, die seine Werke erwarben oder sie abschrieben, drohte eine große Strafe.
Als er nach Ägypten zurückkehrte, erreichte ihn der Ruf seines Herrn und er entschlief am 8. Februar 538 (mit 79 Jahren) in Saka. Sein heiliger Leib wurde mit dem Schiff in ein Kloster nördlich von Alexandrien überführt und dort beigelegt. Er wird als ein großer Lehrer der gesamten altorientalischen Kirche gefeiert.
Sein Fest ist sein Todestag. Wir haben vier Lebensbeschreibungen über den Heiligen:
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Von Zacharias Rhetor (nach +536)
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Von Johannes, Abt des Klosters Bar Aphtonia (+538)
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Von Athanasius I. (Gamolo), Patriarch von Antiochien (+631)
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Von einem anonymen Autor
In der syrischen Kirche wird der heilige Severius „der Große“ genannt, weil er als der größte und wichtigste Patriarch gefeiert wird; weiterhin wird er „Krone der Syrer“ genannt. Er ist ein einzigartiger Kirchenvater, ein großer Theologe und zuverlässiger Autor, dem kein anderer Patriarch an Wissen und Weisheit gleichgekommen ist. Wenn er anfing zu predigen, seine Fachkenntnisse und seine Liebe zur Wahrheit in seinem redegewandten, rhetorischen Sprachstil den Gläubigen darlegte, setzte er sie so sehr in Staunen, so dass sie ihn oft baten, bei ihnen zu bleiben und noch weitere Predigten zu halten. Er war die Adresse, zu der sich Bischöfe, Rechtsgelehrte und Theologen wandten, wenn sie vor schwierigen Fragen oder großen Zweifeln standen.
Seine Werke
Der heilige Severius hat alle seine Werke in Griechisch geschrieben, später haben syrische Gelehrte sie ins Syrische übersetzt. Wie bereits erwähnt, wurden seine Werke im griechischen Original verbrannt, nur wenige Reste blieben uns erhalten. Dank der syrischen Übersetzungen des Metropoliten Paulus von Qalloniki (+528) und des heiligen Jakob von Edessa (+708) sind sie uns im Syrischen erhalten geblieben. Sie sind sehr verlässlich und wertvoll. Grob kann man seine Werke in fünf Kategorien einteilen:
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Polemische Schriften: Er hat sehr viel gegen Irrlehren geschrieben. Bekannt ist unter diesen Schriften sein Buch "Philalethias" (Die Liebe zur Wahrheit). In diesem Buch folgt er der Lehre des heiligen Cyrill von Alexandrien und anderer, durch die er die Irrlehren widerlegt. Vieles hiervon wurde von R. Hespel und M. A. Kugener ab 1964 in Louvain ediert.
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Liturgische Schriften: Hauptsächlich gehört hierzu ein Buch, in dem 295 seiner Hymnen gesammelt sind. Sie fangen mit einem Vers aus der Heiligen Schrift an und setzten mit einer kunstvollen Dichtung fort. Weiterhin hat er ein liturgisches Hochgebet (Anaphora) verfasst und andere Texte zu den Sakramenten. Brooks hat sie 1909 in London ediert und ins Englische übersetzt.
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Exegetische Schriften: Er hat eine Auslegung zum Lukas-Evangelium und zur Vision Ezechiels geschrieben. Viele andere Auslegungen der Hl. Schrift finden sich in seinen Predigten und Briefen wieder. Spätere Kirchenväter haben ihn als Autorität oft zitiert.
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Predigten: Es sind 125 Predigten von ihm erhalten. Im Jahr 1903 wurden sie von M. Brière und F. Graffin und Ignazio Guidi in Paris ediert und ins Französische übersetzt.
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Briefe: Es ist schwierig eine genaue Zahl seiner Briefe zu nennen. Es wurde noch nie gehört, dass ein Patriarch wie er um die 3.800 Briefe geschrieben hat. Man hatte sie in 23 Bänden gesammelt. Uns sind nur zwei Bände erhalten geblieben. Brooks hat sich einige ihrer angenommen und von 1904-1915 ediert und ins Englische übersetzt, wobei er vieles gekürzt hat. Sie sind prächtig und sehr nützlich; sie handeln von theologischen, kirchengesetzlichen, geschichtlichen und pastoralen Themen.
Quellen:
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BARSOM, Ignatius Ephrem I., Berule Bdire (über die syrische Literatur, in syrisch), Losser ²1991, 265-275
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DOLAPÖNÜ, F. Hanna, Die Patriarchen von Antiochien (syrisch), Losser ²1990, 40-48
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MICHAEL I. der Syrer (der Große), Patriarch von Antiochien (+1199), Chronik (syrisch), Schweden 2006, 818
Der heilige Simeon der Stylit - Mor Shem'un de-Stune
Der heilige Simeon war Sohn christlicher Eltern und wurde im Jahr 403 Mönch. Zehn Jahre verbrachte er im Kloster in Telada in Syrien, wo er sich durch so extreme Askese und übermenschliche Bußübungen hervortat, dass man ihn schließlich bat, das Kloster zu verlassen. Er ging als Einsiedler ins Dorf Telanissos im Gebirge nahe Antiochia - dem heutigen Antakya/Türkei. An einer einsamen Stelle stieg er in einen trockenen Brunnenschacht hinab, um darin "aufrecht stehend Gott zu loben". In der Passionszeit ließ er sich einmauern und blieb vierzig Tage lang ohne jede Nahrung - eine Übung, die er achtundzwanzig Jahre beibehielt. Dann bestieg er den heute nach ihm benannten Berg, den Qal'at Sim'an, und ließ sich dort an einer Kette am Felsen anschmieden. Der Ruf seiner Heiligkeit zog eine Menge von Pilgern an. Um dieser Bedrängnis und jeglicher Ablenkung zu entgehen, verließ er nach drei Jahren in Ketten diese Stätte.
Im Jahre 423 richtete er sich am Qal'at Sim'an bei Aleppo (Syrien) auf der kleinen Plattform auf der Spitze einer Steinsäule ein. Hiervon ist auch sein Name, der „Stylit“, „Säulensteher“, abgeleitet. Nach der ersten Säule, die 1,8 Meter hoch war und auf der er sieben Jahre lebte, verbrachte er 30 Jahre bis zu seinem Tod stehend auf einer Steinsäule, die eine Höhe von 18,3 Meter hatte. Nur einmal in der Woche nahm er Nahrung zu sich, die ihm in einem Almosenkorb gereicht wurde, den er zu sich hinaufzog. Pilger aus vielen Ländern kamen, um seine zweimal täglich vorgetragenen Predigten zu hören. Er bekehrte viele Nichtgläubige zum Christentum und hatte viele Schüler, die seinem Beispiel folgten und sich „Styliten“ nannten.
Theodoret von Cyrus, der den Heiligen persönlich kannte und die erste Lebensgeschichte (griechisch) verfasste, berichtet: „Nicht nur die Bewohner unseres Landes drängten sich dort zusammen ... Von Italien brauchen wir nicht zu sprechen. Denn so berühmt war der Heilige in dem großen Rom, dass man in allen Vorräumen von Werkstätten kleine Bilder von ihm aufgestellt hat.“ Dies ist das erste literarische Zeugnis für Heiligenbilder.
Als der heilige Simeon - von den Leuten drei Tage lang unbemerkt – im Jahre 459 auf seiner Säule gestorben war, war sein Tod Anlass zu Unruhen. 600 Soldaten kamen aus Antiochia, damit sein Körper von den Verehrern nicht in Stücke gerissen werde. Er wurde zunächst am Fuß seiner Säule begraben, dann wurden seine Reliquien nach Antiochia übertragen und in einer ihm zu Ehren erbauten Kirche beigesetzt. Am Ort seiner Wirksamkeit wurde 490 ein nach ihm benanntes Kloster erbaut; um seine Säule herum wurden bald nach seinem Tod vier dreischiffige Basiliken errichtet, die im Grundriss ein Kreuz bildeten. Der große Baukomplex war bis zum Sarazeneneinfall die bedeutendste Wallfahrtsstätte Syriens. In den Ruinen werden noch heute die Reste der Säule vom heiligen Simeon gezeigt.
Ruine der Klosterkirche aus vier Basiliken mit Resten der Säule von Simeon - Touristen nahmen vor einigen Jahren größere Teile als Souvenir mit!
Quellen:
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BRETSCHER-GISINGER, Charlotte / MEIER, Thomas (Hg.): Lexikon des Mittelalters. CD-ROM-Ausgabe J. B. Metzler, Stuttgart/Weimar 2000
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Lexikon für Theologie und Kirche (LThK) IX, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, Freiburg im Breisgau ³2000
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SCHAUBER, Vera / SCHINDLER, Hanns Michael: Heilige und Patrone im Jahreslauf, München 2001
Die heilige Schmuni und ihre sieben Söhne
In der christlichen Überlieferung gelten die sieben makkabäischen Brüder und ihre Mutter als Märtyrer, denen man im Mittelmeerraum viele Kirchen weihte, in denen bis heute viele Wunder geschehen.
Ihre Namen werden im Alten Testament nicht genannt deswegen gab man ihr den aramäischen Namen Schmuni – „mein Name“, und ihre Kinder nennt man bis heute die sieben Söhne. Durch den Kaiser Antiochus IV. (175-164 v. Chr.) erlitten sie ein so großes Martyrium, dass diese heilige Familie ins Heiligenregister der ganzen Apostolischen Kirchen eingetragen wurde. Im zweiten Makkabäerbuch, Kapitel 7 des Alten Testamentes wird wie folgt ihre Heiligengeschichte geschildert:
„Ein andermal geschah es, dass man sieben Brüder mit ihrer Mutter festnahm. Der König wollte sie zwingen, entgegen dem göttlichen Gesetz Schweinefleisch zu essen, und ließ sie darum mit Geißeln und Riemen peitschen. Einer von ihnen ergriff für die andern das Wort und sagte: Was willst du uns fragen und von uns wissen? Eher sterben wir, als dass wir die Gesetze unserer Väter übertreten. Da wurde der König zornig und befahl, Pfannen und Kessel heiß zu machen. Kaum waren sie heiß geworden, ließ er ihrem Sprecher die Zunge abschneiden, ihm nach Skythenart die Kopfhaut abziehen und Nase, Ohren, Hände und Füße stückweise abhacken. Dabei mussten die anderen Brüder und die Mutter zuschauen. Den grässlich Verstümmelten, der noch atmete, ließ er ans Feuer bringen und in der Pfanne braten. Während sich der Dunst aus der Pfanne nach allen Seiten verbreitete, sprachen sie und ihre Mutter einander Mut zu, in edler Haltung zu sterben. Sie sagten: Gott der Herr schaut auf uns und gewiss hat er Erbarmen mit uns. Denn so hat es Moses klar gesagt in dem Lied, in dem er öffentlich das Volk anklagte: Und er wird mit seinen Dienern Erbarmen haben.
Als der erste der Brüder auf diese Weise gestorben war, führten sie den zweiten zur Folterung. Sie zogen ihm die Kopfhaut samt den Haaren ab und fragten ihn: Willst du essen, bevor wir dich Glied für Glied foltern? Er antwortete in seiner Muttersprache: Nein! Deshalb wurde er genauso wie der erste gefoltert. Als er in den letzten Zügen lag, sagte er: Du Unmensch! Du nimmst uns dieses Leben; aber der König der Welt wird uns zu einem neuen, ewigen Leben auferwecken, weil wir für seine Gesetze gestorben sind.
Nach ihm folterten sie den dritten. Als sie seine Zunge forderten, streckte er sie sofort heraus und hielt mutig die Hände hin. Dabei sagte er gefasst: Vom Himmel habe ich sie bekommen und wegen seiner Gesetze achte ich nicht auf sie. Von ihm hoffe ich sie wiederzuerlangen. Sogar der König und seine Leute staunten über den Mut des jungen Mannes, dem die Schmerzen nichts bedeuteten.
Als er tot war, quälten und misshandelten sie den vierten genauso. Dieser sagte, als er dem Ende nahe war: Gott hat uns die Hoffnung gegeben, dass er uns wieder auferweckt. Darauf warten wir gern, wenn wir von Menschenhand sterben. Für dich aber gibt es keine Auferstehung zum Leben.
Anschließend nahmen sie sich den fünften vor und misshandelten ihn. Der sah den König an und sagte: Du bist ein vergänglicher Mensch und doch hast du die Macht unter den Menschen zu tun, was du willst. Aber glaub nicht, unser Volk sei von Gott verlassen. Mach nur so weiter! Du wirst seine gewaltige Kraft spüren, wenn er dich und deine Nachkommen züchtigt.
Nach ihm holten sie den sechsten. Sterbend sagte er: Lass dich nicht täuschen! Du wirst nichts ausrichten. Denn wir sind selbst schuld an unserem Leid, weil wir gegen unseren Gott gesündigt haben. Darum konnte so Unfassbares geschehen. Glaub aber ja nicht, dass du heil davonkommst; denn du hast es gewagt, mit Gott zu kämpfen.
Auch die Mutter war überaus bewundernswert und sie hat es verdient, dass man sich an sie mit Hochachtung erinnert. An einem einzigen Tag sah sie nacheinander ihre sieben Söhne sterben und ertrug es tapfer, weil sie dem Herrn vertraute. In edler Gesinnung stärkte sie ihr weibliches Gemüt mit männlichem Mut, redete jedem von ihnen in ihrer Muttersprache zu und sagte: Ich weiß nicht, wie ihr in meinem Leib entstanden seid, noch habe ich euch Atem und Leben geschenkt; auch habe ich keinen von euch aus den Grundstoffen zusammengefügt. Nein, der Schöpfer der Welt hat den werdenden Menschen geformt, als er entstand; er kennt die Entstehung aller Dinge. Er gibt euch gnädig Atem und Leben wieder, weil ihr jetzt um seiner Gesetze willen nicht auf euch achtet. Antiochus aber glaubte, sie verachte ihn, und er hatte den Verdacht, sie wolle ihn beschimpfen.
Nun war nur noch der Jüngste übrig. Auf ihn redete der König nicht nur mit guten Worten ein, sondern versprach ihm unter vielen Eiden, ihn reich und sehr glücklich zu machen, wenn er von der Lebensart seiner Väter abfalle; auch wolle er ihn zu seinem Freund machen und ihn mit hohen Staatsämtern betrauen. Als der Junge nicht darauf einging, rief der König die Mutter und redete ihr zu, sie solle dem Knaben doch raten, sich zu retten. Erst nach langem Zureden willigte sie ein, ihren Sohn zu überreden. Sie beugte sich zu ihm nieder, und den grausamen Tyrannen verspottend, sagte sie in ihrer Muttersprache: Mein Sohn, hab Mitleid mit mir! Neun Monate habe ich dich in meinem Leib getragen, ich habe dich drei Jahre gestillt, dich ernährt, erzogen und für dich gesorgt, bis du nun so groß geworden bist. Ich bitte dich, mein Kind, schau dir den Himmel und die Erde an; sieh alles, was es da gibt, und erkenne: Gott hat das aus dem Nichts erschaffen und so entstehen auch die Menschen. Hab keine Angst vor diesem Henker, sei deiner Brüder würdig und nimm den Tod an! Dann werde ich dich zur Zeit der Gnade mit deinen Brüdern wiederbekommen. Kaum hatte sie aufgehört, da sagte der Junge: Auf wen wartet ihr? Dem Befehl des Königs gehorche ich nicht; ich höre auf den Befehl des Gesetzes, das unseren Vätern durch Moses gegeben wurde. Du aber, der sich alle diese Bosheiten gegen die Hebräer ausgedacht hat, du wirst Gottes Händen nicht entkommen. Denn wir leiden nur, weil wir gesündigt haben. Wenn auch der lebendige Herr eine kurze Zeit lang zornig auf uns ist, um uns durch Strafen zu erziehen, so wird er sich doch mit seinen Dienern wieder versöhnen. Du Ruchloser aber, du größter Verbrecher der Menschheit, überheb dich nicht und werde nicht durch falsche Hoffnungen übermütig, wenn du deine Hand gegen die Kinder des Himmels erhebst. Denn noch bist du dem Gericht des allmächtigen Gottes, der alles sieht, nicht entronnen. Unsere Brüder sind nach kurzem Leiden mit der göttlichen Zusicherung ewigen Lebens gestorben; du jedoch wirst beim Gericht Gottes die gerechte Strafe für deinen Übermut zahlen. Ich gebe wie meine Brüder Leib und Leben hin für die Gesetze unserer Väter und rufe zu Gott, er möge seinem Volk bald wieder gnädig sein; du aber sollst unter Qualen und Schlägen bekennen müssen, dass nur er Gott ist. Bei mir und meinen Brüdern möge der Zorn des Allherrschers aufhören, der sich zu Recht über unser ganzes Volk ergossen hat. Da wurde der König zornig und verfuhr mit ihm noch schlimmer als mit den anderen - so sehr hatte ihn der Hohn verletzt. Auch der Jüngste starb also mit reinem Herzen und vollendetem Gottvertrauen. Zuletzt starb nach ihren Söhnen die Mutter.“