>2.6.2016: Bundestag erkennt den Genozid von 1915 an
Protokoll / Resolution des Bundestages hier:
Tessa Hofmann zu den Opferzahlen:
ca. 500.000 Syrische Christen
900.000 bis 1 Mio. Griechen und
1,5 Mio. Armenier kamen ums Leben!
Tessa Hofmann sagt: Auf S. 15 komme ich zu einer differenzierten Darstellung, aus der sich als ungefährer Mittelwert eine knappe halbe Million für die aramäischsprachigen Christen (aller Denominationen) ergibt. Auf derselben Seite führe ich auch die prozentualen Angaben des französischen Zeitgenossen Jacques Rhétoré für die osmanische Provinz Diyarbakir an; daraus ergibt sich, dass die Fatalitätsrate bei den apostolischen Armeniern am höchsten lag, bei den protestantischen Syrern am niedrigsten (wobei 69% immer noch eine sehr hohe Opferquote ist).
Bei den Armeniern gehen wir, gestützt auf die hochrechnungsgestützte Schätzung der deutschen Botschaft Konstantinopel vom 4.10.1916 von 1,5 Mio. bei einer Vorkriegsbevölkerung von 2,5 Mio. aus;
bei den osmanischen Griechen im Zeitraum 1912-1922 von 900.000 bis über eine Million bei einer
Quelle: Die Vernichtung der aramäischsprachigen Christen im Iran und Osmanischen Reich 1914-1918
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S.H. Ephräm II. vor der 1915 Märtyrer-Ikone
In Bremen vor dem Armenier-Gedenkstein (Mandela-Park) April 2016
deutsche Literatur zum Völkermord von 1915
Vor dem syrisch-aramäischen Sayfo95-Gedenkstein in Damaskus, Syrien
1915 Märtyrer
Erzbischof Antimos Jakob von Kfarboran/Dargecit
1915 Märtyrer
Chaldäischer Erzbischof Aday Scheer von Siirt
Vortrag von Jochen Mangelsen in Bremen am 15.6.2016
Kompletter Vortrag als PDF hier..
Weser-Kurier 29.6.2016
zum Artikel
„Bremer Türken gehen auf Distanz zur Politik“ vom 20. Juni:
Eine Sisyphusarbeit
Die Genozid-Resolution des Deutschen Bundestages ist ein lang erwartetes und peinlich verspätetes Signal für die politische Ethik in Deutschland: Ein Völkermord ist ein Völkermord ist ein Völkermord. Aus dem Anerkennungsbeschluss des Deutschen Bundestages folgt aber auch ein ungeteilter Auftrag an die deutsche Öffentlichkeit, das Thema Völkermord und Gewalt endlich in der Bildungspolitik zu verankern und in die Ausbildung von Lehrern, in die Lehrpläne der Schulen und in die Schulbücher zu integrieren. Das wird eine Sisyphus-Arbeit sein, aber sie muss getan werden. Es wird eine Aufgabe sein, die hohe Sensibilität verlangt. Es wird Widerstand geben, weil die Kinder vieler Migrantenfamilien unversehens konfrontiert sein werden mit der für sie bitteren Erfahrung, dass Geschichte nicht vergisst. Es geht nicht darum, die einen als Opfer und die anderen als Täter zu stigmatisieren. Im Gegenteil - es geht darum, beide Seiten zu sensibilisieren für eine historische Erfahrung: Nie wieder darf so etwas geschehen. Und darum muss das vorrangige Ziel eines solchen bildungspolitischen Projekts sein, Respekt zu vermitteln. Respekt für den bitteren Erfahrungsprozess der einen Seite, dass es Blut gibt auf der vermeintlich weißen Weste ihrer Vorfahren, und ebenso Respekt für die nicht gestillte Trauer der anderen Seite. Wir dürfen unsere Kinder und Jugendlichen, egal welcher ethnischen Herkunft, nicht länger den Demagogen und den Feiglingen überlassen.
Jochen Mangelsen, Bremen