Geschichte der Syr.-Orth.Kirche

Geschichte der Syr.-Orth.Kirche von Antiochien (heute: Antakya)

Geschichte der Syrisch-Orthodoxen Kirche

Der Ursprung der Syrisch-Orthodoxen Kirche von Antiochien liegt zeitlich am Beginn des Christentums. Schlägt man Apg 11, 26 nach, heißt es dort: "Die Jünger Jesu wurden zum ersten Mal in Antiochien Christen genannt". Als ihr Oberhaupt gilt der Apostel Petrus, der 14 Jahre lang in Antiochien residierte und seinen apostolischen Stuhl um das Jahr 42 n.Chr. gründete[1]. Im Hinblick auf die Ursprünge der christlichen Kirche und das Primat der Patriarchen rangiert Antiochien noch vor Rom, denn der Stuhl Petri zu Antiochien ist älter als der Stuhl Petri zu Rom. Nun wird Antiochien, die Hauptstadt von Syrien, als die Mutter der heidnischen Kirchen und Zentrale der Christenheit in Asien bezeichnet. Zunächst verbreitete sich das Christentum von Antiochien aus hin zur zweitgrößten Provinzhauptstadt Edessa, der Wiege und dem bedeutenden Kulturzentrum der Aramäer. Tur`Abdin, Beth Zabdai und Umgebung haben das Christentum schon damals durch Apostel Addai (Thaddäus) und seinen Schüler Agai angenommen[1].

Sehr früh studierten die Syrer die hl. Schrift und übersetzten das AT im 2. Jh. und das NT im 4. Jh. in ihre syrisch-aramäische Sprache. Außerdem übersetzten sie die hl. Schrift auch ins Arabische und Chinesische und missionierten so den Osten bis Indien und China sehr früh[1]. Die Autorität des Patriarchen von Antiochien erstreckte sich auf alle Christen des Orients. Daher trägt er bis heute den Titel "Patriarch der Syrisch-Orthodoxen Kirche von Antiochien und dem ganzen Orient". Allerdings konnte Antiochien als das Zentrum der syrischen Kirche nicht lange bestehen. Das Patriarchat blieb dort nur bis zum Jahre 518. Danach wurde es wegen einer Reihe von Verfolgungen in verschiedene Klöster Mesopotamiens verlegt, zuerst in das Kloster Mor Barsaumo bei Edessa, dann nach Militene, im Jahre 1034 nach Amida (Diyarbakir), vom 1116 bis zum Jahre 1928 nach Mardin bzw. in das Kloster Deyr-Za`faran und danach wegen der Intoleranz der neu gegründeten Türkei zuerst nach Homs und seit 1959 nach Damaskus. Der gegenwärtige Patriarch Mor Ignatius Zakka I. Iwas gilt als 122. in der gesetzlichen apostolischen Sukzession der Patriarchen von Antiochien.

Im Laufe der christologischen und politischen Streitigkeiten spaltete sich ein Teil der damals im Perserreich bestehenden syrischen Kirche von dem im Römerreich residierenden Patriarchat von Antiochien ab; so bildete sich die „Ostsyrische“ bzw. „Nestorianische“ Kirche. Außerdem kam es im Jahre 451 auf dem Konzil von Chalkedon zur schmerzlichen Trennung zwischen der syrisch-orientalischen und byzantinisch-abendländischen Kirche. Doch es ging dabei mehr um politische Macht, nämlich um die Durchsetzung der Machtpolitik des Bischofs von Rom, Leo des Großen, und die Vorherrschaft von Byzanz über den ganzen Orient. Aber nur eine Minderheit der syrisch-antiochenischen Christen bekannte sich zum Konzil von Chalkedon. Weil der Nachfolger des gestorbenen Kaisers Theodosius von Konstantinopel auf der Seite der Chalkedon-treuen Partei stand, nannte sie die syrisch-antiochenische Kirche "Melchiten" (d.h. Kaiserliche). Diese von den Syrern abstammenden Melchiten haben einige Jahrhunderte später die griechische oder arabische Sprache in den Ritus der Kirche der Kaiserstadt Konstantinopel übernommen. In der Folgezeit verfolgte und verbannte der byzantinische Kaiser den Patriarchen und die Bischöfe der syrisch-antiochenischen Kirche und versuchte, überall Anhänger des Konzils von Chalkedon einzusetzen. Und sogar die Melchiten versuchten erfolgslos, die Oberhand zu gewinnen. Dennoch wurde die syrische Kirche nicht zerstört; denn Jakob Burd`ono, Bischof von Edessa († 578), ein entschiedener Gegner des Konzils von Chalkedon, zog in das Land und weihte Tausende von Priestern und 89 Bischöfe[1]. Dadurch wurde die Syrisch-Orthodoxe Kirche reorganisiert, deren Anhänger von den Chalkedonensern beleidigend als "Jakobiten" oder "Monophysiten" bezeichnet wurden. Im 8. Jh. bildete sich unter der syrischen Christenheit eine andere kirchliche Gemeinschaft, die Maroniten, die sich um ein Kloster des hl. Maron im Norden Libanons sammelten. Durch die Invasion der Kreuzfahrer im Orient schlossen sie 1181 eine Union mit dem römischen Papst. Einst bildeten sie die größte Bevölkerungsgruppe im heutigen Staat Libanon[1].

Die Syrisch-Orthodoxe Kirche entfaltete sich bis zum 12. Jh. - trotz der byzantinischen Verfolgung und der Diskriminierung durch den seit 658 herrschenden Islam - zu blühendem Leben. Sie brachte viele Heilige und viele Theologen hervor. Das Mönchtum spielte in der syrischen Kirche eine besondere Rolle: Allein im Tur`Abdin gab es im Mittelalter mehr als 80 Klöster[1]. In diesen Klöstern wurde die Bildung sehr gepflegt; sie waren Träger einer umfassenden Kultur und haben hierbei Unschätzbares für die Menschheit geleistet. In vieler Hinsicht - v.a. in der Philosophie, wodurch die altgriechische Philosophie den Arabern bekannt wurde, in der Medizin und in der Naturwissenschaft - waren die Gelehrten der Klöster Lehrmeister des Islam, der wiederum auf das Abendland einwirkte, und stellten so eine Brücke zwischen Ost und West dar. Zur Zeit der Hochblüte im 12. Jh. unterstanden dem Patriarchen der syrisch-orthodoxen Kirche von Antiochien nicht weniger als 20 Metropolitensitze und 103 Diözesen. Danach aber begann der äußere Verfall der syrischen Kirche infolge der politischen Ereignisse: Ende des 14. Jhs. kamen die Mongolen, deren Führer Timur Lenk Land und Volk sowie die sehr alten Kirchen vernichtete und zur Zeit des ersten Weltkrieges (1915) wurde im Osmanischen Reich versucht die syrischen Christen nach den Armeniern zu vernichten, Gott sei dank hat das syrisch-aramäische Volk, wenn auch nur als kleine Minderheit, überlebt. Die Vernichtung ist geschichtlich als Völkermord festgestellt aber immer noch nicht anerkannt. In Europa hat bisher nur das schwedische Parlament es als Genozid bestätigt und verabschiedet.

Empfehlungen zur Literatur und Medien zum "Sayfo", aramäisch für Völkermord:

"Dmo Zliho", [Vergossenes Blut]. Augenzeugenberichte verfasst von Numan Qarabash, Bar Hebräus Verlag 2002. deutsche Lektion übersetzt aus dem syrischen von Amill Gorgis.

Dr. Tessa Hoffmann, Verfolgung, Vertreibung und Vernichtung der Christen im Osmanischen Reich 1912-1922, ISBN: 978-3-8258-7823-8, LIT Verlag Berlin, 2. Auflage 2007.

Aghet – Ein Völkermord, Film 90. Min., 2010, ist ein Dokumentarfilm von Eric Friedler über den Völkermord an den Armeniern und andere Christen im Osmanischen Reich zwischen 1908 und 1918.

Heute in 2014 leben im Tur Abdin nur noch ca. 2500 Syrer, mit wenigen noch bewohnten Klöstern, u.a. Deyrulzafaran Kloster in Mardin, Mor Gabriel Kloster bei Midyat, Mor Jakob von Saleh und das St.-Marien Kloster in Hah und das Mor Malke Kloster bei Arkah/Harabale.

Quelle: Gabriel Rabo u. Webmaster

 

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